Freche Sprüche für den Bischof
Ein Bürgerlisten-Stadtrat "schupft" ungewöhnliche Werbekampagnen der St. Pöltner Kirche.
ST. PÖLTEN (wp). Die katholische Diözese St. Pölten macht immer wieder von sich reden – bekanntlich nicht immer im Sinne ihrer Leitung. Daher hat sich Bischof Küng vor einigen Jahren eine Marketingtruppe mit klingendem Namen ins Diözesan-Schiff geholt. Auch von außen werden Werbedienstleistungen mit Handkuss angenommen. Überraschend sind allerdings manche Botschaften, die da rüberkommen. Sie passen gar nicht zum verstaubten Image, das gerade jene Diözese mit ihrem Opus-Dei-nahen Bischof hat. Mit frechen Sprüchen startet man etwa die heurige Sommerplakataktion: „Konsum ist ein Segen“, „Hauptsache immer erreichbar“, „Verbindungen sind alles“ oder „Auf bestem Weg mit altem Eisen“. Die Idee zu den Plakaten, die man in der Diözese dieser Tage sieht, kommt von Lukas Leitner. Der Mann ist im Bezirk kein Unbekannter: Der scharfzüngige Stadtrat einer Bürgerliste, der in Traismauer Rote, Schwarze und Blaue vor sich hertreibt und Eigentümer einer Wiener Marketingagentur ist, will auch mit der bereits siebenten von ihm gestalteten Plakatkampagne mit "meinen Mitteln Gehör verschaffen“.
„Damals, als Küng nach St. Pölten kam, schrieb ich ihm als eines seiner Schäfchen ein paar Vorschläge als Unterstützung für die Kirche“. Bedingung für die kostenlose Dienstleistung der Agentur war, „dass sich unsere Kreativabteilung austoben kann“, so Leitner. „Im Einklang mit den Regeln der Kirche“ – eh klar. Dass er sich mit seinen Diensten einen "Ablass" und den päpstlichen Segen erarbeitete, um mit seiner Frau als Wiederverheiratete eine kirchenrechtlich vollwertig anerkannte Ehe führen zu können, weist Leitner von sich. Mit seiner Kampagne möchte der Opus-Dei-Sympathisant, dem Helmut Schüllers Kirchenkritik "ein Dorn im Auge ist", Slogans neu interpretieren. "Es ist immer eine Frage der Perspektive. Konsum von Familienleben etwa kann ein Segen sein", will Leitner mit seinen Sprüchen "durchaus mit Humor", bei den Adressaten punkten. Er sieht sich mit Küng, "einem modernen Kirchenfürsten", so Leitner, auf einer Linie.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.