„Ich habe Angst vor meinem Mann“
Trotz Betretungsverbots taucht Ehemann zu Hause auf – Frau fühlt sich von Behörden im Stich gelassen
Eine 41Jährige fürchtet um ihr Leben und jenes ihrer minderjährigen Töchter und verlangt konsequenteren Einsatz der Polizei.
MARKERSDORF/PRINZERSDORF (wp). „Wir können so nicht mehr weiterleben“, erzählt Cornelia Z. (Name der Redaktion bekannt) dem Redakteur der Bezirksblätter Pielachtal in einer Pizzeria in Markersdorf, wohin sie auch gleich ihre beiden minderjährigen Töchter mitgenommen hat. Z. berichtet davon, dass ihr Mann, mit dem sie in Trennung lebt, und der bereits mehrfach gegen sie gewalttätig wurde, immer wieder gegen das, gegen ihn ausgesprochene, polizeiliche Betretungsverbot verstößt. „Heute war es wieder soweit: Er stellte sich provokant mit einem Fahrzeug vor mein Auto, sodass ich nicht wegfahren konnte um meine Tochter von der Schule abzuholen.“ Sie hätte die Polizei angerufen, die aber, so Z. nicht gekommen sei. „Ich habe Angst“, sagt Z, „ich trau mich fast nicht mehr aus dem Haus, mein Mann ist unberechenbar. Ich fürchte um mein Leben und das meiner Kinder!“ Sie sei von ihrem Ehemann bereits „krankenhausreif“ geschlagen worden, auch ihre Tochter soll von ihm schon verletzt worden sein, wie diese erzählt. Neulich wehrte sie sich gegen einen Angriff, „worauf sich mein Mann fallen ließ, mich wegen tätlicher Gewalt anzeigte und sich zum Opfer machte. Jetzt muss ich vor Gericht.“
Waffenverbot für Ehemann
Vom Krisenzentrum ist Z.s Ehemann als „hochgewalttätig“ eingestuft worden, und in weiterer Folge mit einem Waffenverbot belegt worden. Sie fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen. Z. fürchtet, dass es ihr eines Tages so geht, wie ihrer Halbcousine, „die voriges Jahr bei einem Notar in St. Pölten von ihrem Ehemann ermordet wurde“.
„Kein Notruf“
Seitens der zuständigen Polizeiinspektion kennt man den Fall zwar, weist aber zurück, nach dem telefonischen Hilferuf letzte Woche nicht eingeschritten zu sein, denn es hätte keinen Anruf Z.s gegeben. Der Fall der Familie Z. wäre gerichtsanhängig, aus Datenschutzgründen könne keine weitere Auskunft dazu gegeben werden.
Wer schlägt, der geht ...
(Kommentar)
Als unbedarfter Außenstehender hüte man sich, langjährige Familienstreitigkeiten zu beurteilen und vermeintliche Schuldige dabei auszumachen, denn man liegt mit Sicherheit immer falsch. Wer allerdings Indizien wahrnimmt, die auf Gewalt in einer Familie schließen lassen, der sollte auch als Außenstehender unbedingt handeln und die Exekutive einschalten. Das Einschreiten der Polizei bei Gewalt in der Familie ist meistens eine Befreiung eines jahrelangen Martyriums, in der Regel sind das Frauen und Kindern. 1600 Personen, 90 Prozent davon Frauen, wurden im letzten Jahr vom Gewaltschutzzentrum in NÖ betreut. Und auch die Frauenhäuser in NÖ sind völlig überfüllt. Die Wahrnehmung von häuslicher Gewalt ist in den letzten Jahren aufgrund gezielter Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Institutionen erfreulicherweise gestiegen. Auch die Exekutive wird hier intensiv geschult, so dass es diesbezüglich nur mehr wenige veränderungsresistente Beamte geben soll. Für Gewalt in der Familie lautet daher die Devise: „Wer schlägt, der geht!“ – und das ohne Wenn und Aber.
Werner Pelz (Kontakt unter Tel.: 0699/139 90 217 // Mail: wpelz@bezirksblaetter.com)
Zur Sache
Wegweisungen & Gewaltschutz
Im letzten Jahr wurden in NÖ 874 polizeiliche Betretungsverbote der Polizei an das Gewaltschutzzentrum gemeldet. 51 davon im Bezirk St. Pölten Land, 80 in St. Pölten Stadt. In NÖ wurden 1600 Personen, davon 90% Frauen im Gewaltschutzzentrum betreut. Im Bezirk St. Pölten waren es 158 (davon 147 Frauen) Personen.
Gewaltschutzzentrum:
Tel.: 02742/319 66.
Web: www.gewaltschutzzentrum.at/noe
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