Sachwalter: „Wir übernehmen keine Aufgaben der Polizei!

- Ingrid Nagode-Gabriel (GF Sachwalterschaft) und Gerlinde Bieringer (zuständig für das Pielachtal) wünschen sich mehr Verständnis für ihre oft schwierige Klienten.
- hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Werner Pelz)
Nach Vorfällen in Frankenfels nehmen Betreuer Stellung
PIELACHTAL/RABENSTEIN (wp). Eine wilde Verfolgungsjagd in der letzten Woche war der Höhepunkt zahlreicher Vorkommnisse im idyllischen Frankenfels, die die Bevölkerung seit geraumer Zeit in Angst und Schrecken versetzen (die Bezirksblätter berichteten). Der Täter gilt als psychisch labil, aber, laut Amtsärztin und Behörden, als nicht gefährlich und wird von der Sachwalterschaft betreut. Im Gespräch erklärt Geschäftsführerin Ingrid Nagode-Gabriel: „Eine Zwangseinweisung für einen Klienten gibt es nur unter bestimmten Voraussetzungen. Wenn jemand mühsam ist, oder hin und wieder Grenzen überschreitet, kann man niemanden zwangsbehandeln.“ Ihre, für das Pielachtal als leitende Sachwalterin zuständige Mitarbeiterin, Gerlinde Bieringer ergänzt: „Wenn sich jemand bedroht fühlt, dann muss die Polizei gerufen werden. Oft kommt es aber vor, dass die Leute beim Sachwalter anrufen, mit der Aufforderung ,kümmert euch darum‘.“ Man könne aber als Sachwalter einen Betreuten nicht einfach nehmen und woanders hinversetzen. „Wir sind für unsere Klienten da und nicht für die Rechte von Dritten. Wir wollen die Menschen in ihrer Lebensführung unterstützen Daher ist unsere Aufgabe die Parteilichkeit im Sinne unserer Klienten.“
Nagode-Gabriel: "Durch unsere Unterstützungaufgabe und Vertretungsarbeit wird der Klient vor Schwierigkeiten bewahrt."
Es gelänge Sachwaltern immer wieder, durch gezielte Unterstützung schwer kranke Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren. „Dazu gehört halt auch die Toleranz und Kooperation der Umwelt“, so Nagode-Gabriel.
Es wäre aber sehr schwierig jene zu unterstützen, die sich nicht unterstützen lassen. "Es gibt natürlich Grenzen der Vertretungsfähigkeit." Und: "Mangelnde Kooperationsbereitschaft ist etwas sehr Leidvolles".
Ein Sachwalter wird erst bestellt wenn andere versagt hätten.
Auch Angehörige könnten als Sachwalter agieren. Das fällt aber weg, wenn das über Sachwalterschaften zu befindende Gericht dabei Bedenken hat. Dann werden Sachwalter von außen bestellt.
In Niederösterreich gibt es derzeit knapp 1.700 Sachwalter die etwa 9.000 Klienten betreuen. Finanziert wird diese Tätigkeit zum Großteil aus Mittel seitens des Justizministeriums.
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