Sex-Vorwürfe: Jetzt redet Verdächtiger
Beschuldigter Emmaus-Mitarbeiter nimmt zu Vorwürfen Stellung: "Kriminelle Intrige"
ST. PÖLTEN (wp). „Die Emmaus-Geschäftsführung ging eine Komplizenschaft mit einem Schwerverbrecher ein, um mich als kritischen Betriebsrat loszuwerden.“ Mit harten Bandagen gegen die St. Pöltner Sozialeinrichtung Emmaus geht Peter Jenik an die Öffentlichkeit. Er wehrt sich damit gegen Vorwürfe, er hätte einen ehemaligen Betreuten des EMMAUS-Ablegers „JUMP!“ sexuell genötigt und dessen minderjährigen Sohn missbraucht. Die Vorwürfe, über die in der letzten Ausgabe der Bezirksblätter exklusiv berichtet wurde, seien Teil einer Intrige gegen ihn, die zu seiner fristlosen Entlassung geführt habe. „Man hat mich nicht einmal angehört“, so Jenik. Stattdessen hätten die Vorwürfe des ehemaligen EMMAUS-Klienten und bedingt Haftentlassenen, der ihn einige Tage zuvor im Streit in die Nase gebissen und niedergeschlagen habe, für seine, Jeniks, Entlassung herhalten müssen. (Es gilt die Unschuldsvermutung in allen Fällen). Durch Intervention von EMMAUS sei der Verhaftete wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden und habe in Folge Vorwürfe gegen Jenik erhoben. Jenik soll daraufhin einen Selbstmordversuch unternommen haben.
„Gefährdete Betreuung“
Der Sozialarbeiter und Suchtberater, der an vorderster Front in der Jugendnotschlafstelle „JUMP!“ Dienst versah, habe sich, so EMMAUS-Mitarbeiter, immer wieder mit der Geschäftsführung angelegt. Er habe kritisiert, dass in sensiblen Betreuungsbereichen - etwa von schwer psychisch Erkrankten, Haftentlassenen, Drogenabhängigen - aus Spargründen oft nur einfach besetzte Nachtdienste vorgesehen wären. „Bei Zwischenfällen, wo Gewalt oder Gefahr an Leib und Leben besteht, sind gefährliche Situationen vorprogrammiert“, so Jenik. Dem widerspricht EMMAUS-Pressesprecher Bernhard Herzberger: „Bei Vorkommnissen hätte innerhalb von maximal einer Viertelstunde eine zweite Betreuerperson da sein können.“
Zu wenig Geld für Personal
„Statt in die Entlastung des Personals durch bessere Ruhensbestimmungen und optimierte Betreuung der Klienten zu investieren, werden von EMMAUS hohe Summen öffentlicher Fördergelder zweckwidrig als Rückstellungen gehortet“, so der entlassene und unter Verdacht stehende Betriebsrats-Chef.
Das stimme so nicht, heißt es seitens EMMAUS, „denn gerade die Belegschaft wollte bei ihren Diensten Flexibilität, und wehrte sich gegen strenge Ruhensbestimmungen.“ Rücklagen müssten für die Erhaltung von Gebäuden geschaffen werden. „Der Bewegungsraum ist bei Einnahmen, die zu 89 Prozent aus Subventionen stammen, sehr gering“, so EMMAUS-Sprecher Bernhard Herzberger.
Auch Jeniks Kritik an Sicherheitslücken in der EDV-Verwaltung, wonach nicht Berechtigte Einblick in psychiatrische Gutachten von Klienten nehmen konnten, lässt EMMAUS nicht gelten. Man schließe undichte Stellen aus, müsse aber auf vertrauenswürdige Mitarbeiter bauen. „Wir hoffen auf baldige Aufklärung des Falles“, heißt es seitens EMMAUS. Der fälschlich in Verdacht geratene, bis Herbst 2012 tätige Heimleiter Klaus Süß ist von der Sache nicht betroffen. Er ist mittlerweile auch nicht mehr für EMMAUS tätig. meinbezirk.at/noe
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.