"Hauptstadtbürgermeister" Willi Gruber verstorben – Begräbnis: 14. 9.

Willi Gruber bei einem seiner letzten Auftritte. | Foto: Mayer
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ST. PÖLTEN (07.09.2012). Unmittelbar nach seinem 82. Geburtstag starb heute früh Bürgermeister a.D. Willi Gruber in St. Pölten. Er war maßgeblich an der Hauptstadtwerdung St. Pöltens beteiligt. 46 Jahre seines Lebens stellte er in den Dienst der Stadt, 19 davon als Stadtoberhaupt. Bürgermeister Matthias Stadler würdigt die Leistungen Grubers.

Verabschiedung und Beerdigung
Am 14. September von 08 Uhr bis 13 Uhr wird der Verstorbene im Großen Sitzungssaal im 1. Stock des St. Pöltner Rathauses aufgebahrt. Hier gibt es für jeden die Möglichkeit, sich ins Kondolenzbuch einzutragen.
Die offizielle Trauerzeremonie findet am 14. September um 14.30 Uhr am St. Pöltner Rathausplatz statt. Im Anschluss erfolgt die Beisetzung am Städtischen Hauptfriedhof in einem Ehrengrab der Landeshauptstadt St. Pölten.

Sohn eines Arbeiters
Gruber wurde am 6. September 1930 in Ossarn als Sohn eines Voith-Arbeiters geboren. Nach der Pflichtschule in Herzogenburg und St. Pölten erlernte er schließlich den Beruf des Drehers bei den Voith-Werken.

Gruber gehörte seit 1945 den Roten Falken sowie der Sozialistischen Jugend an und wirkte in der Voith als Jugendvertrauensobmann, ab 1947 war er SPÖ Jugendreferent. 1948 trat er schließlich der SPÖ bei. Jugendreferent der Bezirksleitung der Gewerkschaft der Metallarbeiter und Jugendbetreuer im Bezirksausschuss war Gruber ab 1952. Im selben Jahr heiratete er seine Gattin Hermine und wurde Vater einer Tochter. 1954 wurde er zum Bezirksobmann der Sozialistischen Jugend gewählt. Gruber wurde 1955 Betriebsrat und zog als jüngstes Mitglied in den Gemeinderat ein.

Er absolvierte 1959/60 die Sozialakademie mit Auszeichnung und war 1963 Mitbegründer des Landesverbandes der Elternvereine. Weiters war er Mitglied des Beirates beim NÖ Landesschulrat. Ab 1961 war Gruber bei der Pensionsversicherung tätig, wo er die Sprechtage für das westliche Niederösterreich einführte.

1970 wurde Gruber Stadtrat und Obmann des Bauausschusses sowie Mitglied des Finanzausschusses. Gleichzeitig übernahm Gruber die Funktion des geschäftsführenden Fraktionsobmannes. 1972 wurde er Bezirksobmann-Stellvertreter und Stadtobmann-Stellvertreter der SPÖ, 1975 Bezirksobmann des Gemeindevertreterverbandes. 1976 wurde Gruber Mitglied des neuen Raumordnungsbeirates für die Region St. Pölten und Lilienfeld. Ab 1976 war Gruber zudem Obmann des Traisenwasserverbandes.

1984 wurde er erster Vizebürgermeister und Obmann des Finanzausschusses, 1985 Stadtparteiobmann der SPÖ. Am 15. Juli wurde er zum 30. Bürgermeister St. Pöltens gewählt. Diese Position hielt er bis zu seiner Amtsübergabe an Nachfolger Matthias Stadler im Juni 2004 inne.

46 Jahre war Gruber für die Stadt St. Pölten tätig. 19 Jahre davon als sehr volksnaher Bürgermeister.

1986: St. Pölten wird Landeshauptstadt
Ein großes Anliegen war Gruber die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt. Hier war die Allianz mit dem damaligen Landeshauptmann Siegfried Ludwig, dem Initiator der Idee, dass Niederösterreich eine Landeshauptstadt bekommen soll, entscheidend für Reifung und erfolgreiche Durchsetzung des Unterfangens.

Nachdem eine klare Mehrheit der Landesbürger für St. Pölten votiert hatten, erfolgte am 10. Juli 1986 die Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt. Dieses historische Ereignis wurde zum ganz besonderen Glanzpunkt seines politischen Wirkens.

In der Amtszeit Grubers erfolgten des Weiteren der Neubau des Wasserwerkes, des städtischen Wirtschaftshofes, der Feuerwehrzentrale, der Bau des Veranstaltungszentrums, des Kulturhauses Wagram, der Landessportschule, des Hotels Metropol, der Gebietskrankenkasse, der Fachhochschule, mehrerer Einkaufszentren sowie zahlreicher Wohnungen, der Ausbau des Krankenhauses, die Sanierung der Musikschule, die Errichtung von Radwegen, sowie eine Verbesserung der Infrastruktur und der Umweltverhältnisse.

Auf die politischen Veränderungen im Osten reagierte Willi Gruber prompt und setzte mit der Aufnahme städtepartnerschaftlicher Beziehungen zu der mährischen Hauptstadt Brünn ein Zeichen. Schon vor dem Beitritt Österreichs zur EU hatte Willi Gruber seine Einstellung zu einem geeinten Europa akzentuiert, schließlich belohnte der Europarat das St. Pöltner Engagement mit der Ernennung zur Europastadt und mit der Verleihung mehrerer Europaauszeichnungen, darunter die höchste, der Europapreis.

Für seine besonderen Verdienste wurde ihm 2004 die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt verliehen. Weiters war Willi Gruber Ehrenringträger der SPÖ St. Pölten, Träger des silbernen und goldenen Komturkreuzes des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland NÖ und des silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, sowie Ehrenbürger der Partnerstadt Kurashiki in Japan.

Zudem war Willi Gruber Mitglied des Vorstandes der Allgemeinen Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft, Sparkassenrat der Sparkasse Region St.Pölten (bis 1984), Ehrenmitglied der FF St .Pölten, Ehrenmitglied der IPA, Obmann der Landesgruppe NÖ des Städtebundes, Mitglied der Geschäftsleitung und des Hauptausschusses des Österr. Städtebundes, Obmann des Tourismusverbandes NÖ Zentral und der Tourismuskommission, sowie Vorsitzender des „Kooperationsnetzwerkes der Europäischen Mittelstädte“. Im Jahr 2000 rief Bürgermeister a. D. Willi Gruber den „Verein zur Förderung des Wohnens von Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ ins Leben.

STELLUNGNAHMEN in Reihenfolge des Eintreffens

Stadler würdigt Grubers Verdienste
Der Amtsnachfolger Matthias Stadler (SP), würdigt die Leistungen des Verstorbenen:
„Mit dem Ableben von Willi Gruber hat die Stadt einen ihrer größten Söhne verloren. Er war mir, so wie vielen St. Pöltnerinnen und St. Pöltner ein guter Freund und großes Vorbild. Wir alle haben ihm sehr viel zu verdanken! Willi Gruber hat die Hauptstadtwerdung mit seinem Bruder Karl Gruber, Landeshauptmann a.D. Siegfried Ludwig, Landeshauptmann-Stv. a.D. Ernst Höger, wichtigen Repräsentanten aus der Stadt, der Region, dem gesamten Bundesland, mit dem Städtebund und dem Gemeindevertreterverband ganz strategisch vorangetrieben. Dieser Erfolg war der bedeutendste Entwicklungsschritt in der jüngeren Geschichte der Stadt. Für ihn standen die Stadt und die St. Pöltner Bevölkerung bei all seinen Überlegungen und Entscheidungen zu 100 Prozent im Vordergrund. Ein zentraler Eckpfeiler seiner Politik war der Weg hin zu einer ‚vollwertigen Landeshauptstadt mit menschlicher Dimension‘. Ich möchte ihm im Namen der St. Pöltnerinnen und St. Pöltner noch einmal Danke sagen.“

LHSTv. Josef Leitner (SP): "Niederösterreichs Sozialdemokratie erfüllt tiefe Trauer. Wir haben einen wertvollen Menschen, einen volksnahen Vorbildpolitiker und engen Freund verloren, der nicht nur seine geliebte Landeshauptstadt St. Pölten, sondern auch die Entwicklung Niederösterreichs in vielen Funktionen entscheidend mitgeprägt hat. Willi Gruber war ein Gründervater der Landeshauptstadt. Seiner Arbeit verdanken nicht nur seine St. Pöltnerinnen und St. Pöltner viel, sondern auch die Niederösterreichische Sozialdemokratie. Sein Rückhalt in der Bevölkerung und seine Beliebtheit waren die Auszeichnung der Menschen für seine Tätigkeit. Unsere Anteilnahme gilt nun seiner Familie".

„Ich war Willi Gruber seit meiner Kindheit verbunden", erklärt NR Anton Heinzl "insbesondere durch die politische Arbeit in der SPÖ, seit meiner frühesten Jugendzeit an. 16 Jahre im Gemeinderat haben uns zusammen geschweißt. Willi Gruber wird immer ein politisches Vorbild bleiben, ja ein Vorbild für die gesamte Sozialdemokratie in St. Pölten."

LA Heidemaria Onodi (SP): "Willi Gruber setzte Meilensteine, um nur das Seniorenwohnheim Stadtwald als Beispiel herauszugreifen.
Insbesondere die Pflegestation – mit der stationären Abteilung – ist durch seine beispielgebende, vorausschauende Sozialpolitik, umgesetzt worden.
Willi Gruber hat St. Pölten als Sozialstadt im Herzen von NÖ nachhaltig geprägt.
Dafür möchte ich meinen großen Respekt aussprechen.

Nicole Buschenreiter (Grüne Gemeinderätin): "Was ein Mensch an Gutem an die Welt hinausgibt, geht nicht verloren." Albert Schweitzer. – "In meiner Wahrnehmung war Willi Gruber, zuerst ein Bild an der Wand meiner Schule, später durch die politische Karriere meiner Mutter eine reale Person. Ich kannte den ehemaligen BGM der Landeshauptstadt nicht persönlich. In meiner Wahrnehmung verknüpfe ich ihn mit einem sehr bürgernahem Politiker, immer mitten unter den St.PöltnerInnen. Vor allem möchten wir der Familie unser Beileid aussprechen in dieser schweren Zeit."

Vbgm. Matthias Adl (VP): "Mit Altbürgermeister Willi Gruber ist einer der Architekten der Landeshauptstadt von uns gegangen. Sein gesamtes Leben widmete Willi Gruber der Kommunalpolitik. Seine Leistung und sein Lebenswerk ist über die Parteigrenzen hinweg anerkannt und hat St.Pölten nachhaltig geprägt. Gruber suchte stets den Konsens über alle Parteigrenzen hinweg. Nach seinem Rückzug konnte er den wohlverdienten Ruhestand nur viel zu kurz genießen. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie. Grubers Tod bedeutet einen schmerzlichen Verlust für die gesamte Landeshauptstadt“.

Gottfried Waldhäusl (FPNÖ-Klubobmann): „Willi Gruber, mit dem auch ich im Laufe meiner politischen Arbeit immer wieder verbunden war, wird uns nicht nur als Gründervater der Landeshauptstadt St. Pölten und als Politiker mit hohen Verdiensten um das Land Niederösterreich, sondern auch als Mensch in Erinnerung bleiben! Ich habe ihn im Zuge meiner Arbeit stets als Politiker mit Handschlagqualität und Rückgrat kennen und schätzen gelernt. Diese Eigenschaften sind heute leider nicht mehr selbstverständlich! Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, im Namen der FPÖ Niederösterreich den Angehörigen, Freunden und Weggefährten von Willi Gruber mein aufrichtiges Beileid auszusprechen!“

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