„Viele wollen sich nicht integrieren“ – SP-Stadtrat weist auf Probleme hin, Experten suchen Auswege.

Expertentreff in der Wirtschaftskammer St. Pölten: Das Thema Integration wurde beleuchtet. „Leider funktioniert sie nicht immer“, so Stadtrat Dietmar Fenz (2.v.r.)Foto: Pelz
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  • Expertentreff in der Wirtschaftskammer St. Pölten: Das Thema Integration wurde beleuchtet. „Leider funktioniert sie nicht immer“, so Stadtrat Dietmar Fenz (2.v.r.)Foto: Pelz
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ST. PÖLTEN (wp). „Es gibt viele gute Ideen für Integration, aber es nützt nichts, wenn es Gruppen gibt, die sich nicht integrieren“, erzählt SP-Stadtrat Dietmar Fenz, am Rande einer Expertentagung zum Thema „Angstfreie Begegnung“ zwischen etablierter Bevölkerung und Zuzüglern. Am schwierigsten sei es, die etwa 800 in St. Pölten lebenden Tschetschenen, die denen in der Regel der Flüchtlingsstatus zuerkannt ist, an die Gesellschaft heranzuführen. „Die meisten ethnischen Gruppen sind über Vereine organisiert oder haben gewählte Ansprechpartner, bei den Tschetschenen funktioniert das leider nicht. Da laufen unsere Bemühungen ins Leere“, so der Integrationsstadtrat. Derzeit ist die Diakonie mit der Betreuung dieser Ethnie betraut. Alexandra Gröller als Verantwortliche kennt die Problematik: „Tschetschenen sind leider oft sehr schwer traumatisiert, was von deren Lebenssituation in ihrem Heimatland herrührt. Dort ging es oft um das nackte Überleben.“ Psychische Beeinträchtigungen sind daher keine Seltenheit, Vertrauen oft nur schwer herstellbar. „Das ist in der Tat eine große Herausforderung. Denn oft werden Flüchtlinge aus Tschetschenien von sogenannten Flashbacks heimgesucht. Dabei werden sie in die Situation zurückversetzt, die das Trauma auslöst.“ In diesen Situationen sind die Menschen wie gelähmt. Durch die psyhische Beeinträchtigung wäre auch das Erlernen von Fähigkeiten oder der deutschen Sprache viel schwieriger.
Sowohl Fenz als auch Gröller klagen über zuwenige finanzielle Mittel. „Wir haben bei den Deutschkursen eine Warteliste von 100 Personen“, so Gröller. Seitens der Diakonie versucht man mit ehrenamtlichen Flüchtlingsbuddys zu arbeiten: Menschen aus der Zivilgesellschaft, die die Asylanten ein Jahr begleiten und ihnen das Leben in Österreich näherbringen. „Leider läuft auch dieses Projekt Gefahr aufgrund von Geldmangel (für die Schulung der Ehrenamtlichen, Anm. d. Red.) eingestellt zu werden.

Zur Sache
Für Integrationsprojekte stehen in der Stadt derzeit 17.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Ohne die Arbeit vieler Vereine wäre sinnvolle Arbeit in diesem Bereich nicht möglich. Etwa knapp 800 Flüchtlinge aus Tschetschenien sind derzeit in St. Pölten gemeldet. Benötigt werden vor allem mehr Bundesmittel für die Sprachförderung. Integrationsbeauftragter der Stadt ist Michael Putzenlechner.

Miteinander statt gegeneinander (Kommentar)
Zu wenig Geld für Integration hätte man in St. Pölten, moniert SP-Stadtrat Dietmar Fenz, man komme grad über die Runden. Ja, kann schon sein. Aber Geld allein macht es nicht aus! Integration muss vorwiegend in den Köpfen der Menschen passieren. In St. Pölten wird erstaunlich viel von Vereinen und höchst engagierten Personen getan, um Menschen mit Emigrationshintergrund bzw. Asylanten in unsere Gesellschaft einzugliedern. Vieles davon passiert ehrenamtlich und aus dem ehrlichen Bemühen, zu helfen und Zugereisten eine neue Heimat zu geben. Möglicherweise gibt es deshalb in der Landeshauptstadt seit einiger Zeit weniger Zwischenfälle in Verbindung mit ethnischen Minderheiten, was nicht immer so war. Auch die Bereitschaft der Neuen, sich in die Gesellschaft einzugliedern, dürfte, bis auf Ausnahmen, höher sein als anderswo. Ja, so wie man in den Wald hineinruft, so tönt es zurück. Vielleicht liegt es auch daran, dass in St. Pölten weniger politische Hassprediger unterwegs sind, als anderswo.

Kontakt: wpelz@bezirksblaetter.com /// Tel.: 0664/80 666 56 38

Expertentreff in der Wirtschaftskammer St. Pölten: Das Thema Integration wurde beleuchtet. „Leider funktioniert sie nicht immer“, so Stadtrat Dietmar Fenz (2.v.r.)Foto: Pelz
SP-Stadtrat Fenz: „Eine Problemgruppe sind die 800 Tschetschenen in St. Pölten.“

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