"Wir müssen wieder denken lernen!"
Hirnforscher Spitzer fordert Umdenken im Umgang mit Digitalität
ST. PÖLTEN (wp). "Erst ab einer Schädigung von 80 bis 90 Prozent des Hirns merken Betroffene die Auswirkungen davon." Hirnforscher Manfred Spitzer sorgt in St. Pölten bei einem Abend der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer für einige Aha-Erlebnisse. Vor allem die negativen Einflüsse der digitalen Technik prangert der Universitätsprofessor an: "Laptops in der Schule bedeuten schlechte Noten", so Spitzer, "wer Kindern die Handschrift nimmt, beraubt sie ihrer Entwicklungschancen, denn handschriftliche Mitarbeit stärkt das Gedächtnis." Ganz massive Bedenken hat der Fachmann gegenüber Playstations: "Studien zeigen, dass Spielekonsolen für Schulprobleme und Aufmerksamkeitsstörungen, Sucht, Schlafmangel und Übergewicht verantwortlich sind." Aber auch am Internet-Chat lässt er kein gutes Haar: "Wer über Facebook chattet, hat Sehnsucht nach sozialen Kontakten. Allerdings entgehen einem wichtige Parameter der Kommunikation, wie Mimik und Emotionen." Kinder, die frühzeitig digital kommunizieren, erlernen den Umgang mit Mitmenschen nur mäßig, und werden im Leben "nicht so schlau agieren können wie andere, die in direktem Kontakt mit anderen soziales Verhalten erlernen und mehrdimensionale Eindrücke verarbeiten". Damit gehe auch eine mangelnde Entwicklung des Hirns einher. Das könne langfristig zu Depressionen und sozialem Abstieg führen.
"Wer hingegen zweisprachig aufwächst, oder sich intensiv mit anderen Sprachen beschäftigt und viel lernt, bekommt Alzheimer um fünf Jahre später als der Durchschnitt", erklärt der Wissenschafter dem Publikum, darunter auch Landesrat Karl Wilfing. "Wir brauchen Gehirnbildung", ruft der Professor ins Auditorium, das Hirn bzw. dessen Strukturen wachsen durch Lernen, Singen, Musizieren und viel Miteinander. Das müsse in allen Bildungseinrichtungen forciert werden.
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