Erfinder verzweifelt an Behörden
Bau eines neuartigen umweltschonenden Kleinkraftwerkprojekts an der Pielach wird jahrelang verzögert
Mit wichtigen Preisen ausgezeichnet, von der Bürokratie ausgebremst: Franz Zotlöterers Kampf gegen Windmühlen.
PIELACHTAL (wp). „Ich weiß nicht, ist es ausufernde Bürokratie oder Taktik, wenn man dringliche und nützliche Projekte in Österreich so lange blockiert“, ärgert sich Franz Zotlöterer: Seit zwei Jahren liegen der Behörde Pläne für ein innovatives Wasserwirbelkraftwerk an der Pielach vor, das 70 bis 100 Haushalte mit Strom versorgen könnte. „Die zuständigen Verantwortlichen in der Landesregierung waren bei der Präsentation begeistert und lobten das Projekt in höchsten Tönen“, erzählt Zotlöterer, danach war Funkstille. Der Wissenschafter, der im letzten Jahr den Special Energy Globe Award Austria und davor viele andere, darunter auch internationale Preise erhalten hat, ist zerknirscht. „Jahr für Jahr geht das Wasser die Pielach hinunter, Geld wird für Öl und Gas ins Ausland gepumpt, anstatt innovative Projekte in Österreich zu fördern und die Ressourcen zu nutzen.“ Dabei wäre sein Kleinkraftwerk mit wenig Aufwand und geringen Eingriffen an jedem Fließgewässer, wie etwa der Pielach, zu errichten. In einem, am Flussrand zu bauenden, kleinen Rotationsbecken wird die darin erzeugte hohe Strömungsgeschwindigkeit des Wassers mittels einer eigenen, von Zotlöterer entworfenen, Turbine in Strom umgewandelt. Nebeneffekt ist eine Sauerstoffanreicherung und damit Belebung und Reinigung des Wassers. Fische und andere Tiere können dieses Rotationsbecken vorzugsweise am Flussgrund mühelos durchschwimmen.
Jahrelanger Behördenweg
In der Landesverwaltungsbehörde bestätigt man, dass Zotlöterer dieses Projekt an der Pielach und noch weitere in anderen Bezirken eingereicht hat. Aber: „Aufgrund von Förderkombinationen sind wir auch auf Stellen des Bundes angewiesen. Das Projekt wird von mehreren Stellen geprüft, das kann dauern. Durchaus jahrelang“, so die Auskunft.
Blockade von Alternativenergie?
„Leider spielt auch die etablierte E-Wirtschaft eine eigene Rolle, denn ihr sind solche Projekte ein Dorn im Auge, da sie einen Kundenverlust bedeuten“, vermutet ein anderer Alternativenergieerzeuger der ungenannt bleiben will, gegenüber dem Bezirksblatt sein Leid. „Die großen Energieunternehmen sind mit Politik und Verwaltung so eng verbandelt, und können über diese auf jedes Kleinprojekt unbemerkt aber nachhaltig ungebührlichen Einfluss nehmen.“
Beim Lokalaugenschein der Bezirksblätter beim Prototypen des Kraftwerks in Obergrafendorf, tummeln sich Fische unterhalb der Anlage, aber auch nützliche Bisamratten die sich vom Sog des rotierenden Wassers angezogen fühlen.
Mehr Info unter www.zotloeterer.com
Kampf gegen Windmühlen
(Kommentar)
Österreichs Politik hängt sich gern ein grünes Mäntelchen um, wenn es darum geht, über alternative Energieerzeugung und deren Förderung zu reden. Faktum ist aber, dass unser Land im Vergleich zu Deutschland oder den skandinavischen Ländern in Sachen Ökoenergie weit hinterher hinkt. Sind es einflussreiche E-Wirtschaft-Lobbys, die das Aufkommen kleiner Energieerzeuger unterminieren, zögerliche Politiker, der hierzulande übliche Schlendrian, fehlende unternehmerische Risikobereitschaft, überzogener Bürokratismus oder eine Summe vieler, auch dieser genannten Faktoren? Innovative Köpfe haben es in Österreich schon immer schwer gehabt. Das weiß nun auch Franz Zotlöterer, ein international anerkannter Erfinder und Wissenschafter aus dem Pielachtal. Während man im Ausland auf seine Wassermühlen setzt, kämpft er hierzulande gegen bürokratische Windmühlen. Obwohl sein Wasserwirbelkraftwerk von Experten der Landesregierung als umsetzungswürdig erkannt wurde, wartet er jahrlang auf positive Bescheide. Es wäre ihm nicht zu verdenken, würde er anderswo sein Glück versuchen. Allerdings wäre unsere Region um eine Chance ärmer.
Werner Pelz (Kontakt: 0676 700 11 75 // Mail: wpelz@bezirksblaetter.com)
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