Parkpickerl in Hietzing
Ab März 2022 wird aufgepickt
Weil Nachbarbezirk Liesing das Parkpickerl ab 1. März 2022 einführen wird, zieht Hietzing in der Bezirksvertretungssitzung am 28. Juni wahrscheinlich nach.
WIEN/HIETZING. Als Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) die wienweite Einführung des Parkpickerls in einer Pressekonferenz ankündigte, blieb Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) demonstrativ fern. Mit ein Grund war der Dominoeffekt, bei dem Hietzing ganz hinten steht: Wird doch zuerst in Simmering das flächendeckende Parkpickerl beschlossen, worauf Liesing nachziehen muss — ist doch der 11. mit dem 23. Bezirk mittels S1 und Tangente auf kurzem Wege verbunden und Liesing damit anfällig für Verdrängungseffekte. Weil Liesing mit Hietzing vom Rosenhügel bis hinauf zum Maurer Berg direkt verbunden ist, sind Verdrängungseffekte auch im 13. Bezirk erwartbar. "Damit wird die Entscheidung zum Parkpickerl gewissermaßen erzwungen", so Kobald.
Zieht Hietzing nach?
Um nicht zum "gratis Dauerparkplatz für ganz Wien" zu werden, wird Hietzing daher in der Bezirksvertretungssitzung am 28. Juni wahrscheinlich nachziehen und das Parkpickerl ebenfalls beschließen. Gelten könnte es dann ab 1. März 2022. Die wienweite Kurzparkzone, für die das Parkpickerl eine Ausnahmegenehmigung darstellt, soll dann einheitlich wochentags von 9 bis 22 Uhr gelten — für maximal zwei Stunden Parkdauer.
Das Parkpickerl wird plus Gebühren einheitlich 120 Euro pro Jahr kosten. "Bisher waren es in den Außenbezirken 90 Euro", stellt Kobald fest. "Warum soll das Parken am Stadtrand gleich teuer sein wie in der Innenstadt? Es gibt in unserem Bezirk vielerorts schlechte Öffi-Verbindungen." Kobald erwartet sich zum Ausgleich einen Ausbau der Öffis "und Sonderregelungen für Schloss Schönbrunn, ORF-Zentrum und Lainzer Tor." Zumindest bei den Öffis wird die Verkehrsstadträtin mit sich reden lassen, will sie mit dem wien-weiten Parkpickerl auch gleich das Pendeln mit Öffis ausbauen. Liesing hat das Parkpickerl einstimmig beschlossen — wie ist die Stimmung in Hietzing?
Matthias Friedrich (SPÖ) kündigte an, dass es künftig "an Wochenenden mit Anrainerparken eine Lösung etwa für den Lainzer Tiergarten geben wird."
Christopher Hetfleisch-Knoll (Grüne) "will den freien Platz, der bald nicht mehr von Pendlerautos blockiert wird, den Bürgern in Form von Grünflächen zurückgeben — etwa in der Auhofstraße."
Johannes Bachleitner (Neos) ist dafür, weil "mit Einführung des Parkpickerls überparkte Gebiete rund um die U-Bahn bald der Vergangenheit angehören."
Georg Heinreichsberger (FPÖ) sieht "nicht ein, warum man in Hietzing überall, wo keine Parkplatznot herrscht, zahlen soll."
"Parkpickerl kommt zu spät!"
Laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) kam die flächendeckende Einführung zu spät: "Dass Wien eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung bekommt, ist ein längst überfälliger Schritt. Jedoch ist der Tarif mit 10 Euro pro Monat zu niedrig, in Amsterdam kostet eine Parkberechtigung fast fünfmal, in Stockholm siebenmal so viel." Auch sei die Parkraumbewirtschaftung für ganz Wien die Voraussetzung dafür, das Ziel der Stadtregierung, den Autopendlerverkehr nach Wien bis zum Jahr 2030 zu halbieren, erreichen zu können: "Je mehr Gratis-Parkplätze in den Außenbezirken zur Verfügung stehen, umso mehr Beschäftigte pendeln mit dem Auto nach Wien. "
Um die Klimaziele zu erreichen, könnte sich das flächendeckende Parkpickerl als nützlich erweisen, denn in der ganzen Stadt wird mehr Platz für mehr Grünflächen gebraucht: „In vielen Straßen fehlen schattenspendende Bäume und abkühlendes Grün. Asphaltwüsten heizen sich massiv auf, es entstehen Hitze-Inseln. Es braucht sehr rasch mehr Platz für Grünflächen“, so Michael Schwendinger vom VCÖ. Hintergrund: Wien ist von der Erderhitzung besonders betroffen. Die Klimaforschung rechnet, dass es in Wien im Jahr 2050 so heiß sein wird, wie heute in der nordmazedonischen Stadt Skopje.
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