Flüchtlingssituation in Hietzing: Zwischen Angst und neuen Freunden
Hietzinger haben mit Polizei, Politik und Stadt über die Flüchtlinge im Geriatriezentrum diskutiert.
HIETZING. Ein Abend voller Gegensätze: Im mit Faschingsgirlanden geschmückten Saal der Volkshochschule wird heftig über die Flüchtlinge im Geriatriezentrum Am Wienerwald (GZW) diskutiert.
VP-Bezirkschefin Silke Kobald hat zum Gespräch mit dem Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker und Stadthauptmann Helmut Tratter geladen. Der Raum ist gesteckt voll, 270 Menschen sind anwesend. Zwei Stunden lang stehen Hacker und Tratter den Hietzingern Rede und Antwort.
Einerseits melden sich aktive Flüchtlingshelfer zu Wort und berichten von schönen Begegnungen, andererseits gibt es Erzählungen von negativen Erfahrungen mit Asylsuchenden. "Ich fürchte mich", meldet sich eine junge Frau zu Wort. "Meine 14-jährige Tochter darf abends nicht mehr raus", meint eine andere.
Robert Streibel, Direktor der Volkshochschule Hietzing, warnt: "Man kann arabische Männer nicht unter Generalverdacht stellen." Er organisiert seit zwei Jahren ein Projekt mit jungen Flüchtlingen. Über eines sind sich jedoch alle einig: Die Asylsuchenden müssen österreichische Werte akzeptieren und lernen. Besonders der respektvolle Umgang mit Frauen ist wichtig. Hier sind die Helfer in den Unterkünften gefragt. "Ja zu Hilfsbereitschaft, nein zu einer Änderung unseres Weltbildes", so Hacker.
Schwierige Situation
Eines steht fest: Hietzing hat mehr als genug Flüchtlinge untergebracht. Grund dafür waren die leer stehenden Pavillons des abgezogenen Geriatriezentrums. Seit 13. September 2015 werden vier davon als Unterkünfte genutzt. Zuerst war das Geriatriezentrum nur als Notunterkunft gedacht.
Rund 1.050 Flüchtlinge sind insgesamt in Hietzing untergebracht, 560 davon Männer. Wirklich glücklich ist niemand mit der großen Unterkunft. "Inhaltlich ist es klüger, kleinere Quartiere zu haben. Bis August waren 80 Menschen unser Limit", so Peter Hacker.
Die Stadt arbeitet derzeit daran, kleinere Unterkünfte zu schaffen. Besonders die Bewohner der nahegelegenen Siedlung Lockerwiese sind betroffen. "Unsere Kinder können nicht mehr im Fußballkäfig spielen", so eine Wortmeldung. Kobald und Hacker versprechen hier eine schnelle Lösung, eine Sportmöglichkeit beim Geriatriezentrum soll errichtet werden. Einen geregelten Tagesablauf zu schaffen, sei derzeit eine der Hauptaufgaben in den Pavillons. Auch die Streetworker sollen öfter in der Siedlung unterwegs sein und vermitteln.
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