Martini, mehr als nur Ganslessen

- hochgeladen von Alexandra Goll
Die Bräuche rund um das Martinifest haben einen festen Platz im ländlichen Jahreskreis.
BEZIRK (jm). Der 11.11. ist der Gedenktag des heiligen Martins von Tours. Er ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche und wird auch in der evangelischen Kirche verehrt.
Laternenfest der Kinder
Ein Brauch, der am Martinstag heute noch gern begangen wird, ist der Martinsumzug. Kinder ziehen mit selbstgebastelten Laternen durch die Straßen und singen Martinslieder. Anschließend wird die Martinslegende nachgespielt. Martin, der einem frierenden Bettler begegnet, seinen Mantel mit einem Schwert teilt und ihn dem Mann gibt. Zum Abschluss erhalten die Kinder Weckerl oder Kipferl, die sich je zwei teilen sollen.
Martiniloben
Eine weitere Tradition ist das sogenannte Martiniloben. Etwa bis zum 11. November dauert die Reifezeit des jungen Weißweines, erst dann überzeugen sich die Weinbauern von der Qualität ihres Weines. Heute gibt es vielfach Weinsegnungen mit anschließender Verkostung des Jungweines.
Naturaliensteuer Martinigansl
Der Brauch des Martinigansls geht auch auf eine weitere Martinslegende zurück. Weil man ihn erwählte, Bischof von Tours zu werden, hatte er sich in einem Stall versteckt, wo ihn die schnatternden Gänse verrieten. In einem Martinslied heißt es: „Weil sie ihn hab‘n verraten, darum tut man sie braten.“ Daneben war der Martinstag auch der traditionelle Tag des Zehnten (= zehnprozentige Steuer). Die Steuern wurden früher in Naturalien bezahlt, auch in Gänsen, da die bevorstehende Winterzeit das Durchfüttern der Tiere nur in einer eingeschränkten Zahl möglich machte. An diesem Tag begannen und endeten auch Dienstverhältnisse. Während es in Österreich sehr strenge Bestimmungen über die artgerechte Haltung von Gänsen gibt, unterbieten Ungarn und Polen durch die verbotene Stopfmast die Preise für Gänse. Den Tieren wird täglich zwei bis drei Mal ein 50 cm langes Rohr durch den Schlund direkt in den Magen eingeführt. Dann werden sie mit großen Mengen Maisbrei und Fett zwangsgefüttert. Durch das Stopfen werden die Tiere gezielt krank gemacht, sodass sich ihre Leber um ein Vielfaches vergrößert. Das Ergebnis ist die kranke, verfettete Leber – teuer verkauft als Foie Gras - und ein minderwertiges, verfettetes Fleisch.
Zur Sache:
Martin wurde 316 als Sohn eines römischen Militärtribuns im heutigen Ungarn geboren und wurde römischer Offizier. Nach 25 Jahren beendete er aber seine Soldatenlaufbahn, ließ sich taufen, wurde Priester und 372 Bischof von Tours. Martin war Bindeglied zwischen Rom und dem Reich der Franken. Als Nothelfer und Wundertäter wurde Martin schnell im Großraum Paris bekannt. Er ist Schutzheiliger der Reisenden und der Armen und Bettler sowie der Reiter, der Flüchtlinge, Gefangenen, Abstinenzler und der Soldaten.
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