Vereinbarkeit Familie und Beruf
Nicht so lange offen oder nicht leistbar

Es scheitert oft an den Öffnungszeiten  oder an den Kosten der Kinderbetreuung.

BEZIRK (ag). „Ich arbeite in einer Spar-Filiale manchmal bis 20 Uhr, da hat kein Kindergarten mehr offen und eine private Kinderbetreuung kann ich mir mit meinem Gehalt nicht leisten. Ohne meinen Vater, der auf den Kleinen schaut, wäre ich aufgeschmissen“, so eine Mutter aus Göllersdorf. Das ist sehr oft zu hören, gerade im einkommensschwachen Bezirk Hollabrunn.

Darf kein Gegensatz sein

„Familie und Beruf dürfen kein Gegensatz sein. Darum sind gute und an die Arbeitszeiten der Eltern angepasste Kinderbetreuungsplätze dringend notwendig“, so AK, Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser.
Doch gerade bei vollzeitbeschäftigen Eltern ist diese Vereinbarkeit ein täglicher Balanceakt wo viele verschiedene Faktoren mitspielen, wie etwa der Dienstort, Wohnort, Alter der Kinder und Freizeitbeschäftigungen.

Die Frauenabteilung der AK Niederösterreich hat die Situation der Kinderbetreuung im Land bezirksweise analysiert und erhebliche Unterschiede beim Angebot von Betreuungseinrichtungen festgestellt.
Für Eltern muss beides miteinander vereinbar sein. Und das zu leistbaren Kosten und zu angemessenen Zeiten. Insbesondere die Betreuungssituation von Kindern unter drei Jahren steht im Mittelpunkt, denn hier handelt es sich um einen Knackpunkt für berufstätige Mütter, um den Wiedereinstieg in den Beruf nach der Karenz so bald wie möglich zu schaffen.

Oberes Mittelfeld

27,7 Prozent der Unter-Dreijährigen besuchen im Bezirk Hollabrunn eine Betreuungseinrichtung und liegt hier im oberen Mittelfeld. Schlechter sieht es im Bezirk Hollabrunn aus, wenn man die so genannten VIF-Kriterien für Betreuungseinrichtungen heranzieht. Diese sagen aus, ob eine Krippe, ein Kindergarten oder eine altersgemischte Einrichtung die Voraussetzungen dafür erfüllt, damit Eltern eine Vollzeitarbeit ausüben können. Hier liegt Hollabrunn nur noch an neunter Stelle aller Bezirke. Nur 17,8 Prozent aller Betreuungsplätze im Bezirk erfüllen diese Kriterien.

Handlungsbedarf

Zuhauf kommen Betroffene in die Arbeiterkammer, die aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten oder der finanziellen Situation kündigen müssen. "Wenn man sich die Prozentzahlen ansieht, kann es nicht genügend Kinderbetreuungsmöglichkeiten geben. Es besteht auf jeden Fall Handlungsbedarf. Leichter ist es bei einer Bürotätigkeit mit fixen Arbeitszeiten, problematisch ist es im Einzelhandel und im Gastgewerbe. Vollbeschäftigung außerhalb des Bezirkes ist kaum ohne familiäre Unterstützung zu bewerkstelligen", erklärte Arbeiterkammer Leiter von Hollabrunn Martin Feigl.

Geöffnet bis maximal 17 Uhr

"Wir haben zwei Gruppen auch mit Nachmittagsbetreuung und können bei Bedarf bis 17 Uhr geöffnet haben", erklärte Amtsleiter von Mailberg Markus Spacek. Doch genau das reicht oft nicht, vor allem wenn auch noch der Dienstort nicht im Bezirk liegt.

Öffnungszeiten ausweiten

Der einzige Kindergarten im Bezirk, wo die Öffnungszeiten auf 18 Uhr erweitert werden, wird gerade in Hollabrunn gebaut, wie uns der Verantwortliche Helmut Schneider erklärte.

Betreuung in den Ferien

Als „Familienfreundliche Gemeinde“ ist es in Hollabrunn eine Priorität, das Betreuungsangebot für Kindergartenkinder auch in den Weihnachts-, Semester- und Osterferien auszuweiten. "Eine Woche Ferienbetreuung kostet die Eltern 54 Euro. Durch die Zuzahlung der Gemeinde ist diese Betreuung für alle leistbar", so Schneider.

Der Kindergarten der Marktgemeinde Haugsdorf ist grundsätzlich von 7:15 bis 15:00 Uhr geöffnet, richtet sich jedoch nach Bedarf der Eltern und könnte bis 17:00 Uhr ausgeweitet werden. Jeder Kindergarten hat im Sommer drei Wochen geschlossen, ansonsten geöffnet.

„Ohne Tagesmutter, Großeltern oder Babysitter geht allerdings eine Vollanstellung beider Elternteile nicht. Wir arbeiten beide in Wien, müssen um 6:45 mit dem Zug von Hollabrunn weg fahren und käme frühestens um 17:45 Uhr wieder raus. Das geht sich mit den Betreuungszeiten im Kindergärten nicht aus. Deshalb habe ich mich vorerst auch für eine Teilzeitbeschäftigung entschieden. Im Krankheitsfall oder Ferien bin ich froh und dankbar, dass meine Eltern und die Tagesmutter einspringen können“, erklärte Simone P. aus Hollabrunn.
Genau deshalb hat sich Verena Ehn-Gratzer für die private Kinderbetreuungseinrichtung "Hasenstall" in Hollabrunn entschieden: "Mit der Betreuung meiner Tochter im "Hasenstall" bin ich sehr zufrieden, da diese Einrichtung lediglich zwei Wochen im Jahr geschlossen hat und ich Adele bereits um sieben Uhr bringen kann. Ich arbeite nur teilzeit, allerdings in Wien und bekomme nicht so große familiäre Unterstützung, deshalb bin ich über dieses flexible Angebot sehr dankbar."

Zur Sache:

Betreuungseinrichtungen im Bezirk: 50, für 1.649 Kinder
Betreuung Unter-Dreijährige im Bezirk: 27,7 %
Betreuung nach VIF-Kriterien (Vollzeitarbeit der Eltern möglich) im Bezirk: 17,8 %
Betreuungseinrichtung nach 17 Uhr im Bezirk geöffnet: 20 %

Betreute Kinder in NÖ: 57.525,
96,7 % von 3 bis 5 Jahren betreut
23,5 % von 0 bis 2 Jahren betreut
Öffnungszeiten mehr als 10 Stunden: nur 22,2 %, NÖ liegt an vorletzter Stelle

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