Autos sind weg, aber die Gäste auch
Nach Maissauer Umfahrung kommt es zum Gastrosterben. Es bleiben die Gäste aus.
MAISSAU (ae). Schon einen Monat nach der Eröffnung der Umfahrungsstraße im Sommer 2012 musste er die Zahl seiner Mitarbeiter von neun auf drei reduzieren, weil die Gäste zu einem großen Teil ausbleiben, klagt der Pächter des Maissauer Klosterheurigen, Christian Vlasaty, der das Lokal seit 2007 betreibt. „Der Umsatz ist bisher um 50 Prozent eingebrochen, wir reden hier von einem sechsstelligen Bereich“, sagt Vlasaty, „weil kaum noch jemand bei uns vorbeifährt.“
Als Konsequenz daraus hat er den Pachtvertrag mit dem Stift Altenburg, dem der Klosterheurige gehört, gekündigt und am 10. Novembver das Lokal geschlossen. Die Schuld an dem Geschäftseinbruch, der laut Vlasaty auch andere Betriebe getroffen hat, gibt er zum Teil einer schlechten Werbestrategie der Gemeinde: „Die Hinweistafeln an der Umfahrung sind viel zu klein, wir wollten welche in Autobahngröße haben, auf denen Amethyststadt steht.“ Apropos Hinweistafeln: Kurz nach der Eröffnung der Umfahrung wurden die Hinweisschilder, die zur Umfahrung wiesen, von Unbekannten zugeklebt.
In dasselbe Horn stößt Gerald Hohenbichler aus Limberg: „Nach der Insolvenz eines Maissauer Hotels hat jetzt auch ein großer Gastronomiebetrieb geschlossen. Wenn Politik und Wirtschaftsvertreter sagen, das sei nicht auf die Umfahrung zurückzuführen, so stimmt das nicht.“
Umfahrung mit Vorteilen
Der Maissauer Bürgermeister Josef Klepp sieht die Sache differenzierter: „Andere Heurigenlokale haben nicht so drastische Umsatzeinbrüche, weil sie ein großes Stammgästepotenzial haben. Im Gegenteil, die vergrößern jetzt sogar ihre Gastgärten. Und die Lebensqualität ist wesentlich höher geworden.“ Auch für den Klosterheurigen wird sich ein neuer Betreiber finden, glaubt der Bürgermeister: „Meines Wissens sind Interessenten da.“
Kritik von manchen Bürgern, dass die Straße über den Maissauer Berg durch den Rückbau zu schmal wird, und es Probleme geben wird, wenn einmal nach einem Unfall auf der Umfahrung durch den Ort umgeleitet werden muss, lässt Klepp nicht gelten: „Das Land baut auf die Norm einer Landesstraße zurück. Das soll ja eine verkehrsberuhigte Panoramastraße werden. Man kann sie doch nicht für den Fall auslegen, dass einmal was passieren könnte.“
Schon längere Erfahrungen, wie sich eine Umfahrung auf die örtliche Wirtschaft auswirkt, haben die Ziersdorfer. Bürgermeister Johann Gartner: „Für uns ist die Umfahrung nur vorteilhaft. Klar, Geschäfte, die schon vorher nicht gut gegangen sind, wurden dadurch nicht besser. Aber insgesamt wurde der Umsatzrückgang von unserer Wirtschaft mit 5 Prozent beziffert. Bei uns kann sich niemand mehr vorstellen, wieder die alten Verkehrsverhältnisse zu haben.“
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