Mythos von der Bettelmafia

Eine Frau bettelt auf dem Fußgängerübergang bei der U-Bahnstation Hütteldorf. | Foto: Fohringer/APA

900 Rumänen bitten in Wien um Kleingeld. Ob dahinter eine Organisation steckt, ist umstritten.

Romica kam vor drei Monaten nach Wien. Täglich steht sie vor einer Billa-Filiale auf der Wieden und hofft auf ein paar Cent Wechselgeld, die man ihr zusteckt. Keine Arbeit, das Leben in einer Hütte aus Lehm und Schilf: Es war dieser Mix, der die Roma-Frau aus ihrem Heimatdorf in das ferne Wien trieb.

Wer ist das Opfer?
Romica ist eine von geschätzten 900 Rumänen und Bulgaren, die in der Bundeshauptstadt unterwegs sind, um zu betteln – eine Herausforderung für die Stadtpolitik und die Polizei. Letztere spricht auch immer wieder von einer "Bettelmafia", ein Begriff, der umstritten bleibt:

1. Anzeigen: Im letzten Jahr wurden 1.338 Personen wegen aggressiven oder gewerbsmäßigen Bettelns angezeigt. Diese Verwaltungsübertretung wird meist mit 70 Euro bestraft. Nur selten sammeln sich Beträge von bis zu 3.000 Euro an.

2. Ermittlungen: Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt geht von einem Netzwerk aus. So genannte "Watchdogs" wären für bis zu 20 Bettler verantwortlich, die pro Tag 50 Euro erwirtschaften müssten. "Ein Nettogewinn für die Organisation von 25.000 Euro pro Monat." Ein Problem bei den Ermittlungen: Die Täter der Verwaltungsstrafe, die Bettler, sind in diesem Fall die Opfer des Strafdelikts.

3. Verurteilungen: Wenn eine Bettelmafia in Österreich aktiv wäre, dann müsste es auch zu Verurteilungen gekommen sein. Tatsächlich sind aber Fälle von Schlepperei in den vergangenen Jahren kaum vor den Richter gekommen: 2011 gab es eine Verurteilung, 2010 und 2009 jeweils zwei.

Dementsprechend skeptisch ist auch Albert Steinhauser, der Justizsprecher der Grünen: "Die Zahlen weisen darauf hin, dass die Ermittlungsbehörden ein Konstrukt schaffen, um die Armut aus dem Straßenbild zu vertreiben."

4. Neues Gesetz: Nun könnte eine Verschärfung des Gesetzes kommen. Derzeit wird nämlich ein Vorschlag diskutiert, nach dem das Betteln in den § 104a Strafgesetzbuch (Schlepperei) explizit aufgenommen werden soll.

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Hier gehts zu den aktuellen Nachrichten aus Wien

Breaking News als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook

MeinBezirk auf Instagram

MeinBezirk auf Twitter

MeinBezirk auf WhatsApp

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.