Josefstadt
Bezirksvorsteher Fabisch schreibt Brief gegen Winterschanigärten
Auch in diesem Winter dürfen Wiens Schanigärten offen bleiben – das wurde kürzlich verkündet. Bezirksvorsteher Martin Fabisch (Grüne) ist skeptisch, ob das sinnvoll ist und hat daher einen Brief ans Büro des zuständigen Stadtrats Peter Hanke geschrieben. Was spricht für, was gegen die Regelung?
WIEN/JOSEFSTADT. Vor kurzem verkündeten der Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck eine besondere Regelung. Wie nämlich bekannt wurde, sollen Wiener Gasthäuser ihre Schanigärten auch über die Wintersaison zumindest bis 28. Februar 2023 geöffnet halten können. Eine solche Regelung hatte bereits im Winter 2021/22 gegolten, mehr als die Hälfte der Wiener Gastronomiebetriebe haben das Angebot genutzt.
Nicht begeistert davon zeigt sich nun der Josefstädter Bezirksvorsteher Martin Fabisch (Grüne). "Ich habe einen Brief an den Stadtrat Hanke geschrieben", verrät er der BezirksZeitung: "Darin habe ich ihn ersucht, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken."
Ungenütze Gärten, unnütze Heizschwammerl
Konkret stören Fabisch an den Winterschanigärten zwei Dinge. Erstens sei ein Problem, dass viele Gastgärten im 8. Bezirk unbespielt bleiben würden – das hätte die Erfahrung des letzten Jahres gezeigt. Stattdessen werden sie etwa als Lagefläche für Bretter genützt, was nicht im Sinne der Regelung sei. "Das ist auch ein falsches Signal für die Gastronominnen und Gastronomen, die ihre Schanigärten wegräumen", so Fabisch.
Zweitens seien auch die Heizschwammerl ein Problem, "gerade in Zeiten der Energiekrise". Immerhin würde ihre Verwendung weiter geduldet werden und durch die Winterschanigarten-Regelung würde ihre Verwendung praktisch gefördert.
Hanke nahm Brief "zur Kenntnis"
Aus dem Büro des Stadtrats Hankes heißt es dazu, dass man den Brief "zur Kenntnis" genommen hätte. "Die Verlängerung der Winterschanigärten-Regelung ist der aktuellen Situation geschuldet", so eine Sprecherin: "Sie dient dazu, die Outdoor-Gastronomie zu fördern und den Lokalen ein zusätzliches Angebot in schwierigen Zeiten zu machen." Dies sei für Betriebe eine Möglichkeit, mehr Raum zu erhalten und so mehr Gäste begrüßen zu können.
"Wird ein Winterschanigärten außerdem tatsächlich nicht bespielt, kann die Nutzungserlaubnis nach 30 Tagen widerrufen werden", so die Sprecherin. Bezüglich der Heizschwammerl heißt es, dass hier ohnehin strenge Regeln gelten, um sie aufstellen zu dürfen. So müsse zu ihrem Betrieb ein Ökostrom-Tarif verwendet werden und sie dürfen nur dann eingeschaltet bleiben, wenn sich tatsächlich Gäste im Schanigarten befinden.
Schanigärten nehmen Parkplätze weg
Doch wie sehen nun Wirtschaftstreibende den Vorstoß des Bezirksvorstehers? Judith Edelmann vom Einkaufsstraßenverein in der Josefstadt hat dazu eine pragmatische Meinung.
"Prinzipiell halte ich die Verlängerung der Winterschanigärten für gut, weil sie den Gastronomen und Gastronominnen hilft", sagt sie. Ein Problem sei aus ihrer Sicht aber, dass für manche Geschäfte wegen ungenützter Schanigärten Parkplätze wegfallen. "Wenn einige tote Schanigärten wegfallen würden, hätte ich damit kein Problem", so Edelmann. Der öffentliche Raum in der Josefstadt ist eben ein rares Gut, wie sich auch in dieser Angelegenheit zeigt.
Gastronom plädiert für die Winterschanis
Auf der anderen Seite stehen natürlich die Gastronomen und Gastronominnen, die unter den letzten Jahren oft sehr gelitten haben. "Wir mussten in den letzten Jahren Kredite aufnehmen und tragen jetzt noch die hohen Rückzahlungsraten", sagt etwa Gert Kunze, bekannter Gastronom und Betreiber des Café Eiles in der Josefstädter Straße 2.
Laut Kunze seien die Winterschanigärten für ihn eine massive Hilfe, weshalb er sich auch deutlich dafür ausspricht. "Jedes Jahr fallen mir mehrere Tausend Euro massive Kosten an, um die Gastgärten abzubauen, einzulagern und dann wieder aufzubauen", so Kunze. Deshalb seien die Winterschanigärten aus seiner Sicht auch "sehr notwendig" – zumal die Gastronominnen und Gastronomen während Corona ohnehin zu den "Deppen der Nation" gezählt hätten.
Heizschwammerl sind Energie-Sünder
Eine andere Frage sind die Heizschwammerl. Die Umweltberatung berät Betriebe und Privatpersonen, um ihre Räumlichkeiten möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Hier seien die Heizstrahler sehr ineffizient. "Zu bedenken ist in jedem Fall, dass es sich bei der Beheizung von Schanigärten genau genommen nur um eine kurzzeitige Erwärmung der Außenluft handelt", so eine Sprecherin: "Mit demselben Energieaufwand könnte ein geschlossener Raum der gleichen Fläche um ein Vielfaches länger effektiv beheizt werden."
Dem kann übrigens auch Kunze etwas abgewinnen: "Die Heizschwammerl sind wirklich Unsinn. Meine Kinder würden mich umbringen, wenn ich die aufstellen würde", sagt er. Gleichzeitig beklagt er aber, dass die Bewilligung in den Bezirken sehr unterschiedlich ausfalle und dies im 8. Bezirk ganz anders gehandhabt wird als zum Beispiel in der Inneren Stadt, wo besonders viele Heizschwammerl stehen würden. Ihm würden die nicht genehmigt werden.
Fabisch setzt auf Dialog
Eine unmittelbare rechtliche Folge hat der Brief des Bezirksvorstehers übrigens nicht. Soweit Hanke also nichts anderes beschließt, werden auch in diesem Winter Schanigärten im 8. Bezirk stehen. Fabisch hofft aber trotzdem auf weitere Gespräche zu diesem Thema: "Ich freue mich jedenfalls auf eine Antwort von Stadtrat Hanke und möchte den Dialog zu diesen Themen weiterhin auf politischer Ebene weiterführen"
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