Alt-Wien-Kindergärten: Mitarbeiterinnen kaufen einen Standort
Der "Alt-Wien"-Kindergarten in der Josefstadt ist gerettet: drei Mitarbeiterinnen haben den Standort gekauft. Sie hoffen, möglichst bald wieder aufsperren zu können.
JOSEFSTADT. Seit zwei Wochen ist er nun geschlossen, der Kindergarten in der Lederergasse 22. Aber das soll nicht allzu lange so bleiben. Er zählte zu jenen 33 Kindergärten, die dem privaten Betreiber "Alt-Wien" gehörten. Nachdem Anfang Juli bekannt wurde, dass der Verein Fördergelder der Stadt Wien widmungsfremd eingesetzt hatte, hat ihm die Stadt die Unterstützung entzogen – Anfang September musste "Alt-Wien" Konkurs anmelden.
Der Masseverwalter, Philipp Dobner, verfolgte ursprünglich den Plan, alle Standorte – von denen in der Zwischenzeit ein Großteil geschlossen ist – im Verbund an einen einzigen Anbieter zu verkaufen. Das ist nicht gelungen, nun stehen die einzelnen Standorte zum Verkauf. Einer ist bereits "gerettet" – jener in der Josefstadt. Hier haben sich die drei Mitarbeiterinnen kurzerhand entschlossen, den Betrieb, in dem sie schon seit Jahren tätig sind, selbst zu übernehmen. Nachdem der insolvente Verein aber nicht einmal mehr ihre August-Gehälter ausbezahlt hatte, keine leichte Aufgabe.
Bestes Angebot
Wie viel sie schlussendlich auf den Tisch legen mussten, wollten sie nicht verraten, nur so viel: Man habe den zweithöchsten Bieter um 500 Euro überboten, jetzt gehört der Standort ihnen. Das war nur durch die Hilfe von Familie und Freunden möglich, die den drei Frauen Geld geliehen haben. Immerhin musste die Entscheidung im wahrsten Sinne von einem Tag auf den anderen getroffen werden: Am Mittwochabend erfuhren sie, dass am Donnerstag um 11 Uhr die Frist für die Angebote ausläuft – und sie haben es geschafft.
Andrea Venus, Viktoria Essoly und Gerti Göbl haben ihren neuen Verein "Kindergarten Nostri Bambini" genannt – auf den Fenstern des Kindergartens ist das bereits zu lesen, unter den Worten: "Neueröffnung". "Die Leute müssen wissen, dass es weitergeht", so Venus. Es wird zwar noch ein bisschen dauern, bis tatsächlich wieder Kinder in den Räumlichkeiten betreut werden, denn jetzt muss einmal die Vereinsgründung erledigt werden. Danach wird das Ansuchen um Fördergelder an die zuständige MA 10 gestellt. Und obwohl alles erst im Aufbau ist: Sie haben bereits Anmeldungen. Sowohl von Eltern, deren Kinder schon vor Ausbruch des "Alt-Wien-Schlamassels" hier waren, als auch "neue" Interessenten gebe es, so die drei.
Elan und Tatendrang sind nicht zu überhören, wenn die Pädagoginnen in ihrem provisorischen Büro, das momentan im Spielzimmer eingerichtet ist, die weiteren Schritte planen. Ob noch andere Mitarbeiterinnen selbst Standorte übernehmen werden? "Wir wissen es nicht, wir hoffen jedenfalls, ein gutes Vorbild zu sein."
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