"Abba war meine erste Liebe"

Fuzzman Herwig Zamernik und WOCHE-Redaktionsleiter Peter Lindner | Foto: Julia Kronawetter
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Herwig Zamernik, auch bekannt als Fuzzman, im WOCHE-Sommergespräch über seine Musik und die Vorzüge von Kärnten.

INNENSTADT. Der Schubertpark liegt nur wenige Meter entfernt von der Justizanstalt Klagenfurt - es ist noch nicht lange her, dass Herwig "Fuzzman" Zamernik hinter diesen Mauern aufgetreten ist. Die WOCHE bat ihn zum Sommergespräch, in dem es vor allem um Musik geht - und darum, wie man "erfolgreich am Markt vorbeiproduziert".

WOCHE: Wir schauen jetzt direkt auf die Justizanstalt. Welche Erinnerungen werden da wach?
Herwig Zamernik: Der Auftritt dort war eine komplett neue Erfahrung für mich. Ich habe davor zwei Mal mit den Gefangenen geprobt - die Idee, mit ihnen Musik zu machen, ist gut angekommen. Ich habe nie gefragt, warum sie eingesperrt sind - aber es ist so durchgesickert, dass die meisten wegen Drogendelikten sitzen.

Ist eine Fortsetzung des Projektes geplant?
Ich bin mit Peter Bevc von der Justizanstalt in Kontakt, also wird sich vielleicht noch was ergeben. Ich würde das super finden - wir haben in Österreich ja eines der besten Systeme der Welt, aber es gibt auch Bereiche, in denen sich noch etwas tun muss. Wie etwa im Strafvollzug. Wenn man hier mit Musik arbeitet, ist das sicher nicht das Schlechteste.

Außergewöhnliche Projekte kennt man ja vom Fuzzman - so wie den Protest-Flashmob gegen die Politik in Kärnten mit dem Lied "Haltet Abstand". Das war vor zwei Jahren. . .
. . .ja, bevor diese Vögel abgewählt wurden!

Auf jeden Fall vor der letzten Landtagswahl. Was hat sich seither verändert?
Das geht sicher nicht von heute auf morgen, dass sich was ändert. Das ist mühsame Arbeit - und zwar nicht nur die Hypo, sondern alles, was sonst noch schief gelaufen ist. Aber das Image des Landes Kärnten hat sich wesentlich verbessert. Ich bin ja früher in Hamburg, in Berlin angesprochen worden, wie es sich so lebt 'unter den ganzen Nazis' - das war klar überzogen. Aber das hat man anscheinend schon vergessen.

Politik hin oder her - bleibt der Fuzzman Kärntner?
Dass ich noch in Kärnten bin, ist sicher keine berufliche Entscheidung, woanders wäre es sicher leichter. Aber Kärnten hat auch sehr, sehr viele Vorzüge. Ich habe meine Familie hier, und es ist einfach landschaftlich gewaltig. In einer Stunde ist man im Hochgebirge, rundherum sind die Seen - es ist 'schon schen' hier. Diesen Ausdruck habe ich früher übrigens nicht gemocht, es war immer eine Plattitüde, mit der man kleingeredet hat, was in Kärnten falsch läuft.
Und noch etwas gehört für mich zu Kärnten: Mein gesamter Freundeskreis und natürlich die "Singing Rebels".

Apropos - was tut sich musikalisch?
Nach der Platte ist immer vor der Platte - momentan bin ich schon wieder an etwas dran. Mit Naked Lunch steuern wir die Musik zu einer Halb-Dokumentation über Jack Unterweger bei, bei mir läuft auch noch das Projekt "Lampedusa" von Bernd Liepold-Mosser. Und demnächst spiele ich auf einer Benefiz-Veranstaltung von Ute Bock.

Das klingt wieder nach Aktionismus - wie viel Aktionismus tut einem Musiker eigentlich gut? Ist das nicht eine Gratwanderung?
Solche Aktionen gehören zur Figur des Fuzzman. Ich mache, was mir gefällt, das, wofür ich stehe. Dabei verlasse ich mich voll auf mein Gefühl. Natürlich muss das nicht immer der Masse gefallen. Mein guter Freund Richie Klammer kommentiert das immer so: 'Gratulation, Herr Fuzzman, erfolgreich am Markt vorbei produziert!'

Geht das, was der Fuzzman macht, wirklich so am Markt vorbei?
Ich glaube, ich habe mir meinen eigenen Markt geschaffen. Ich habe nicht so wahnsinnig viele Fans, aber die, die ich habe, verstehen mich. Als Fuzzman mache ich die Dinge, die mir wirklich wichtig sind.

Wie ist dieser Name eigentlich entstanden?
Der Fuzzman ist eigentlich ein Superheld, der seine Kraft aus dem Verzehr von Dingen schöpft. Mit der Zeit war mir aber die englische Aussprache zu blöd - jetzt setzt sich das langsam durch, dass man es deutsch ausspricht.

Den Wechsel zwischen Englisch und Deutsch gibt es auch in den Fuzzman-Liedern. Was passt besser?
Das mischt sich ständig. Manche Lieder sind auf englisch besser, manche auf deutsch - das ergibt sich schon beim Schreiben.

Deutsch ist es dann wohl bei den Fuzzman-Liedern, die Schlagern sehr ähnlich sind - was man sich auch nicht erwartet hätte.
Vielleicht war das ja aufgelegt. Ich habe einmal gesagt: Abba war meine erste Liebe. Die erste Band, die ich richtig bewusst gehört habe. Ok, da war ich fünf Jahre alt. Aber in Wahrheit wird doch auf diesem Begriff 'Schlager' so herumgeritten. Auf diesen Zug musste ich als Fuzzman aufspringen und sagen: 'Leckt mich alle am Arsch, ich mach jetzt etwas, das man Schlager nennen kann!' Manchmal mit Augenzwinkern, manchmal ohne.

Das führt zu einer unglaublichen Bandbreite in der Musik - das ist doch sehr ungewöhnlich, oder?
Bei mir war wirklich alles dabei, von Metal bis Indie. Aber gerade in der Indie-Szene gibt es einen Haufen alter Säcke, die unglaublich verbohrt sind. Für mich bedeutet Indie, unabhängig zu sein. Ich will nicht in einer Gemeinschaft sein, die alles andere ausgrenzt. Das ist doch das Schöne an der Musik, an der Kunst: Nicht, dass man alles machen darf. Man muss alles machen, sonst verrostet man.

Bei all diesen Stilrichtungen - wie sieht es da mit den persönlichen Lieblingsbands aus?
Ich wurde einmal aufgefordert, eine Playlist von meinen Lieblingsliedern zusammenzustellen. Als das veröffentlicht wurde, gab es Postings im Internet - manche Leute waren irritiert darüber, dass ich so 'gewöhnliche' Bands höre. Die Leute haben sich irgendwelche Überraschungen oder Geheimtipps erwartet. Aber was das angeht, ist bei mir von Neil Young über Slayer bis hin zu den Beatles sehr viel drin. Was soll ich machen? "Hey Jude" von den Beatles oder "South of Heaven" von Slayer sind eben die fettesten Lieder, die es gibt.

Werden solche Lieder heute nicht mehr geschrieben?
Das würde ich nicht so sagen. Aber die Möglichkeiten, die man hat, wenn man Musik hören möchte, sind ja ganz andere. Man hat alle Möglichkeiten, kommt mit dem Hören nicht mehr nach. Alles ist für jeden zugänglich - früher war das nicht so. Da haben die Plattenbosse dafür gesorgt, dass die Musik an die breite Masse kam. Heute gibt es halt mehr Youtube-Phänomene, die tausende Klicks bekommen, aber eine viel niedrigere Halbwertszeit haben. So etwas könnte ich zum Beispiel nicht.

Warum nicht?
Weil ich immer noch Musikant bin. Und kein Marketing-Fuzzi.

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