Die Klagenfurter Fahnenschwinger
Brauchtumspflege par excellence
Bei den Klagenfurter Fahnenschwingern zählt der 10. Oktober jährlich zu den feierlichen Fixpunkten.
KLAGENFURT. Einst in Westeuropa entstanden, geriet das Fahnenschwingen nach den Wirren der Französischen Revolution nahezu in Vergessenheit. Als der alte Brauchtumszweig in Österreich nirgends mehr zu finden war, und nach Beendigung des Ersten Weltkriegs nur noch in Südtirol praktiziert wurde, brachte David Werdinig das österreichische Fahnenschwingen 1969 nach Klagenfurt. Zuvor noch allein ausübend, gründete er dann 1980 mit Gleichgesinnten die Klagenfurter Fahnenschwinger. Der erste gemeinsame Auftritt war am 10. Oktober desselben Jahres.
„Als ich das Fahnenschwingen das erste Mal gesehen habe, war ich begeistert von diesem alten Brauchtumszweig. Ich habe mir das Ziel gesetzt, das Fahnenschwingen in Österreich wiederzubeleben und ich bin sehr froh, dass es mir mit den Klagenfurter Fahnenschwingern gelungen ist. Mir persönlich bedeutet das Fahnenschwingen alles." David Werdinig
Werdinig ist nicht nur Wegbereiter dieser Tradition hierzulande, er beherrscht mit seinen 99 Jahren die Kunst des Fahnenschwingens als nach wie vor aktives Mitglied des Vereins.
Pionierarbeit
Jeder Fahnenschwung besteht aus mehreren Figuren. So haben die Fahnenschwinger den "Kärntner Liedermarsch" als auch den "Schönfeldmarsch": „Die Schwünge wurden von uns, den Klagenfurter Fahnenschwingern, geschaffen, da es keine Aufzeichnungen zu den historischen Abläufen des Fahnenschwingens gibt“, so Treul und bekundet weiter: „Die Figuren zu den Schwüngen stammen größtenteils aus historischen Überlieferungen. So haben wir etwa Figuren wie den ,Himmel‘, der ein Symbol für das Segnen der Kämpfer und den Adel darstellt. Weiters haben wir Figuren wie den ,Turm‘ als Symbol für die Wehrhaftigkeit, das ,Schild‘ für die Verteidigung, aber auch den Stuch (Stich), der ein Symbol für die Kampfkraft und den Angriff ist“. Die letzte Aufzeichnung eines Kärntner Fahnenschwingers fand man in einer Reimchronik aus dem Jahre 1608.
Tradition in Übersee
Derzeit besteht die Gruppe aus acht Fahnenschwingern und einer Trommlerin. Obmann Stefan Treul übernahm 2015 das Amt von Werdinig und tritt mit seinen Fahnenschwingern nicht nur anlässlich der Brauchtums- und Bundesfeste auf. Zu den Höhepunkten zählen mitunter Auftritte in der Wiener Hofburg, am Heldenplatz in Begleitung der Militärmusik und bei Länderspielen wie im einstigen Hanappi-Stadion vor 30.000 Zuschauern. Auch bei Europa- und Weltmeisterschaften wirken die Fahnenschwinger mit und demonstrieren ihr Können zudem nicht nur in den Partnerstädten von Klagenfurt. Ihre Vereinsaktivität reicht über die europäischen Ländergrenzen bis nach Syrien, Dubai und in den Oman. Die weiteste Reise unternahmen sie gen Westen: Mexiko.
Rückblicke
Mit den Fahnenschwingern verbindet Treul mehr als nur Freundschaft: „Wir teilen die gleiche Leidenschaft und Freude am Fahnenschwingen und an der Tradition.“ In Erinnerung bleiben ihm nicht nur die Reisen und das Kennenlernen anderer Kulturen: „Es sind die vielen Auftritte, die ich gemeinsam mit meinen Fahnenschwingern erleben durfte“. Dieses Traditionsbewusstsein pflegt nicht nur die Kameradschaft, auch fühlen sich die Mitglieder eng mit der Stadt Klagenfurt und dem Land Kärnten verbunden. In ihren Fahnen sind daher der Lindwurm, das Stadtwappen von Klagenfurt sowie das Landeswappen von Kärnten abgebildet. Und auch zum 10. Oktober darf der „Freundschaftsschwung“, der in Begleitung einer Trommel aufgeführt wird, nicht fehlen.
Weitere Termine
• Am 7. Oktober um 9 Uhr Umzug durch Klagenfurt. Anlass: Erntedankfest und 75 Jahre Benediktinermarkt
• Am 7. Oktober um 19 Uhr Anlass: 10. Oktober Feier in St Michael ob Bleiburg
• Am 9. Oktober um 18 Uhr Anlass: 10.Oktober Feier am Hauptmann Hermann Platz in Klagenfurt
Mitglied werden
Motivierte und an diesem seltenen Brauchtumszweig Interessierte sind den Klagenfurter Fahnenschwingern herzlich willkommen. Mitmachen kann jeder, dem Alter ungeachtet. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Das Fahnenschwingen wird traditionsgemäß nur von Männern ausgeübt. Es werden aber auch Trommler sowie Trommlerinnen gesucht.
Kontakt: Obmann Stefan Treul, Tel.: +43 699/11 12 20 83
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