Die chauffierenden Psychologen, Doktoren und Detektive
„Ein Taxi in die Feschnigstraße 35 bitte“, knattert es durch den Funk neben dem Lenkrad. Mit ruhiger Hand greift Peter Wieser nach dem Funkgerät, drückt die Sprechtaste und: „Hier 60 im Klinikum, bin auf dem Weg“. Während der Taxler auf den Weg macht, kann man die weiteren Aufträge über den Äther verfolgen. Der erste Kälteeinbruch hat die Landeshauptstadt heimgesucht, doch dem Innenraum von Taxi 60 des Vereins „31 111“ kann die Kälte nichts anhaben.
Bereits 1966 wurde der Taxi-Verein gegründet. Anfänglich noch unter der Nummer 1718 zu erreichen, wuchs dieser zum größten Taxiunternehmen Kärntens mit circa 30 Fahrzeugen. Unter dieser Fahrzeugflotte gibt es auch ganz spezielle Angebote erklärt Vereinsobmann René Offermann, der seit 2000 Taxis durch Klagenfurt steuert: „Von der Limo bis zum Rollstuhltaxi haben wir alles“.
Menschenkenntnis gefragt
Was man als Taxler können muss? „Ortskenntnisse sind wichtig ja, aber vor allem braucht man eine ausgeprägte Menschenkenntnis“, versichert Peter.
Vor der Haustür wartet bereits eine ältere Dame auf ihr Taxi. Peter öffnet ihr die Tür und verräumt das Gepäck im Kofferraum. „Wo darf es denn hingehen?“, wird Peter nicht zum einzigen Mal diese Nacht fragen.
Peter als auch René wurden zufällig Taxifahrer. „Ein Berufswunsch ist das sicherlich von keinem, doch wer einmal längere Zeit gefahren ist, der kommt immer wieder zurück“, erklärt Peter. Ihn selbst trieb bereits 1993 eine starke Unzufriedenheit im seinem alten Beruf hinter das Steuer seines Taxis. Bereut habe er diese Entscheidung nie, auch wenn das Geschäft schwieriger werde: „Die Stadt will ständig mehr Taxis und stellt unzureichende Stellplätze zur Verfügung“.
Zahlreiche Erlebnisse
Detailliert über gewisse Erlebnisse will Peter nicht sprechen, „aber von einer Fast-Geburt bis zum Selbstmörder, den ich noch an der Hand in die Psychiatrie gebracht habe, war alles dabei“, erzählt der Taxler und beginnt unerwartet zu lachen, „ Letztens mussten wir das dritte Gebiss eines älteren Herren im Taxi suchen, da er es während der Fahrt einfach verloren hatte.“ So werde man während einer Fahrt zum Psychologen, Doktor und Detektiven in einer Person.
Angst, ausgeraupt zu werden, hat Wieser nicht: „Wir leben in Klagenfurt ja in einem wirklich seligen Dorf, was jetzt Kriminalität betrifft.“ Erst zwei Mal wurde ein Fahrgast handgreiflich gegen ihn – in beiden Fällen handelte es sich um Jugendliche. „Und sollte es wirklich einmal hart auf hart kommen, dann sind per Funk immer Kollegen zur Stelle, die einem helfen“, versichert Wieser.
Am Ziel angekommen, öffnet Wieser der Dame wieder die Tür. „Bitte sehr“, sagt er freundlich. Die Dame quittiert die Geste mit einem Lächeln. Der Bitte, ihr das Gepäck in den vierten Stock zu tragen, kommt Wieser nach. Kurz darauf wartet der nächste Kunde und das rote Taxi verschwindet wieder in die Nacht.
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