Die Nonne ist eine Managerin
Oberin Consulata über den Mythos und warum das strenge Leben viele in die Flucht treibt.
KLAGENFURT (ka). Schwere Klostertüren sucht man hier vergebens, stattdessen öffnet sich die vollautomatische Tür und Generaloberin Consulata empfängt mich im Eingangsbereich des Elisabethinenkrankenhauses und damit befinde ich mich auch im Konvent.
Ihr Handy hat sie stets bei sich, denn schließlich ist die Ordensfrau zugleich auch eine toughe Managerin in Führungsposition und das trotz ihrer 69 Jahre, die man ihr keinesfalls ansieht. Man könnte fast glauben, ein Leben im Kloster hält jung. Oberin Consulata nimmt das Kompliment mit Humor: "Mir wurde das schon öfter gesagt." Über Komplimente freut sich auch eine Ordensfrau, die mir in einem Empfangsraum das Klosterleben schildert.
"Vieles hat sich verändert", erinnert sich die Oberin und fängt an zu erzählen: "Wenn man früher Menschen pflegen wollte, musste man einem Kloster beitreten. Es gab keine andere Möglichkeit für Frauen. Diese Zeit ist längst vorbei." Heute ist das Motiv für die Frauen, die sich für ein Leben mit Gott alleine entscheiden, viel wahrhaftiger. "Es ist dann eine bewusste Entscheidung dafür ganz für Gott da zu sein und auch für die Wünsche der Menschen", erklärt die Klagenfurterin, die einen Tag nach ihrer Matura in die Nonnentracht schlüpfte.
Von ihren Eltern hat sie wenig von der christlichen Erziehung mitbekommen – das hinderte die damals Jugendliche aber nicht ihren eigenen Weg zu gehen, obwohl es die Eltern auch bis zu ihrem Tod nie wirklich verstehen konnten, warum ihr Einzelkind diesen Weg eingeschlagen hat.
Was ist aber geblieben vom einstigen Ordensleben, das bis heute regelrecht zu einer Art Mythos wurde: "Geblieben ist das Grundsätzliche, die Haltung, um sein Leben Gott und dem Nächsten zu schenken. Das ist eine erfüllende Aufgabe."
Enttäuscht vom Leben und von der Liebe, auf der Suche nach sich selbst oder ganz einfach die Flucht vor der Realität – immer wieder kommt es vor, dass junge Frauen plötzlich im Kloster stehen mit dem Wunsch Nonne zu werden.
Doch der Wille ist meist nur von kurzer Dauer, denn zu streng ist das strikte Leben, dass im Konvent auf die Frauen wartet, weiß die Generaloberin zu berichten: "Wir stehen um etwa fünf Uhr früh auf, gehen um halb sechs zum Chorgebet, dann zur heiligen Messe, Frühstück und die Vormittagsarbeiten."
Am Nachmittag gibt es eine kurze Ruhepause und schon bald wieder das Gebet. "Am Abend erneut ein Chorgebet und dann das Stubengebet bevor um etwa 19 Uhr Abendruhe im Haus einkehrt."
Zivil, sprich ohne die franziskanische Ordenstracht, wird man Oberin Consulata nie antreffen. "Wir wollen das nicht", betont sie ausdrücklich und zeigt auf den Gürtel mit drei Knöpfen, die die drei Gelübde symbolisieren. "Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam", deutet sie auf die Knöpfe.
Oberin Consulata ist glücklich mit ihrem Leben – ihre Entscheidung, die über 50 Jahre her ist, hat sie bis heute nicht bereut. "Ich weiß, dass das, wie ich lebe, einen Sinn macht. Ich lebe in Frieden", sagt sie.
Dennoch: Mit 69 Jahren ist Oberin Consulata die Jüngste der 19 Ordensfrauen bei den Elisabethen. Die Nachwuchssorgen machen auch vor den Klostertüren nicht halt: "Natürlich würden wir uns wünschen, wenn vier oder fünf Frauen nachkommen würden, aber ich bleibe zuversichtlich, dass es mit dem Orden gut weitergeht."
Der weiße Gürtel mit drei Gelübden
Gehorsam: Eine Nonne kann zwar der Oberin sagen, welche Wünsche und Anmerkungen sie hat, die Entscheidung am Ende trifft aber die Oberin.
Doch die Zeit der Autorität von oben herunter ist längst vorbei. „Der Herr hat sich schließlich auch nicht auf den Thorn gesetzt und hat sein Volk vor ihm knien lassen, sondern er ist mit ihnen marschiert", erklärt Oberin Consulata.
Armut: Eine Ordensfrau verzichtet auf privates Vermögen und erhält auch kein Taschengeld. Sie bekommt aber alles, was sie benötigt oder wünscht. Es herrscht hier ein großes Vertrauensverhältnis.
Ehelosigkeit: Die Entscheidung sein Leben mit Gott zu führen.
Über Gottessuche bei unserer Jugend
Gottlosigkeit bei der Jugend gibt es keine, sagt die Oberin Consulata im Gespräch über Problemjugendliche, die auch nicht davor zurückschrecken eine Nonne zu beschimpfen.
„Es ist eine Gottsuche und keine Gottlosigkeit. Sie haben kein Wissen über Gott, aber sie sind im Inneren sehnsüchtig nach Gott“, erklärt sie und zeigt großes Verständnis für die Jugendlichen. Wenn sie auf der Straße schief angeguckt wird, nimmt sie das Verhalten der Jugend mit Humor und sagt: „Egal, Gott liebt dich trotzdem.“
Zur Person:
Name: Sr. Consolata Hassler
Alter: 69
Konvent: Konvent der Elisabethinen. Oberin Consolata legte am 9. Mai 1964 die ersten Gelübde ab - einen Tag nach ihrer Matura.
Elisabethinen-kloster: Es ist ein Generalat. Der einzige Vorgesetzte ist der Diözesanbischof.
Wohnort: Klagenfurt urprünglichlich St. Veit
Beruf: Generaloberin seit 1985
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