St. Veiter Straße
Drei Jahre Baustelle: Unternehmer plagen massive Existenzängste

Rosi Kletz und Mirja Lehmann (v. re.) sind zwei der Unternehmer, die wegen "Drei-Jahres-Baustelle" um Fortbestand fürchten | Foto: Polzer
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  • Rosi Kletz und Mirja Lehmann (v. re.) sind zwei der Unternehmer, die wegen "Drei-Jahres-Baustelle" um Fortbestand fürchten
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Drei Jahre Baustelle: Unternehmer in der St. Veiter Straße haben Angst vor neuerlichen Umsatzeinbußen. Viele sind noch nicht lange dort, bereuen sogar Standortentscheidung.
Fix ist nun auch: Baustart ist der 18. 3., Zufahrt für Anrainer und Kunden soll möglich sein. 

ST. VEITER STRASSE (vep). Drei Jahre in Folge jeweils über mehrere Monate eine Groß-Baustelle im selben Straßenzug. Klingt komisch? Für einige Klagenfurter Unternehmer in der St. Veiter Straße zwischen Ring und Krassnigstraße ist es alles andere als das. 
Sie werden mittlerweile von großen Existenzängsten geplagt. Vergangenes Jahr war die St. Veiter Straße von Ende Februar bis Mitte Juni zwischen Ring und Krassnigstraße gesperrt, da die Stadtwerke Klagenfurt dort Leitungen verlegt haben. Nun, im Frühling, wird derselbe Abschnitt wieder zur Baustelle, da beidseits der alte Kanal erneuert werden muss, gefolgt von einer monatelangen Oberflächensanierung im Jahr 2020.

Umsatzeinbußen schon 2018

"Es war schon 2018 eine schwierige Zeit, natürlich haben wir Unternehmer massive Umsatzrückgänge verzeichnet", sagt Rosi Kletz, die Inhaberin von "Die Hose. Das Hemd". Sie hat das traditionsreiche Modegeschäft ´2014 übernommen, sogar ihre Lehre hier absolviert. Sie sagt: "In dem betroffenen Straßenzug sind viele Jungunternehmer, wie das Stoffgeschäft Miranda, das Teppichgeschäft Bodenkultur und die Änderungsschneiderei Meister Kofi. Gerade am Beginn ist so etwas naturgemäß schwerer zu verkraften, man hat ja noch kaum Reserven gebildet."

Informationen kamen viel zu spät

Was Kletz, aber auch alle anderen Unternehmer am meisten quält, ist die Unsicherheit angesichts des bevorstehenden Szenarios. "Wir haben sehr spät erfahren, was nun heuer und nächstes Jahr geplant ist. Auch 2018 war es leider so, dass ich an einem Donnerstag ein offizielles Schreiben bekommen habe, dass am Montag darauf die Baustelle beginnt." 
Sie als Modehändlerin, aber auch andere Betriebe wie das Stoffgeschäft, müssen ihre Waren mehr als ein halbes Jahr vorab ordern. "Hätten wir zumindest nun von dieser Baustelle rechtzeitig gewusst, hätten wir weitaus weniger Waren bestellt", sagt Kletz. Die Unternehmerin ist seit dem Bekanntwerden der neuerlichen Baustellen die Sprecherin in dem Straßenzug und in engem Kontakt mit der Wirtschaftskammer.

"Ich weiß, es ist nötig, aber wir haben große Angst"

Ihr ist bewusst, dass es wichtig ist, den Kanal zu erneuern. Auch, dass es technisch nicht anders machbar ist, die Baustellen nacheinander durchzuführen. "Ich will wirklich nicht unangenehm sein, aber alle haben große Ängste", versucht sie zu erklären. Sie betont aber auch, dass die Stadt bemüht ist, die Betriebe zu unterstützen. "Wirtschaftsreferent Markus Geiger hat uns zum Beispiel zugesichert, dass wir mit Baustellenwerbungen unterstützt werden. Wir Betriebe werden, das habe ich auch letztes Jahr gemacht, Baustellenrabatte und -aktionen anbieten."

Tabatabei: Eröffnet zum Baustart 2018

"Bodenkultur"-Chef Sasan Tabatabei hat sogar genau zum Baustellenbeginn im März vergangenen Jahres seinen Teppich-Handel eröffnet. "Ich hatte einen schwierigen Start, aber ich habe mein ganzes Leben lang noch nie aufgegeben und auch das überstanden. Aber als ich nun hörte, dass heuer und nächstes Jahr wieder so lange Baustellen sein werden, war ich fassungslos. Natürlich habe ich große Existenzängste, ich weiß nicht, wie es weitergehen wird. Ich kann nur auf das Beste hoffen." Tabatabeis Geschäft ist nahe der Krassnigstraße, also dem Baustellen-Ende. "Ich hoffe sehr, dass viele über die anderen Straßen zufahren. Aber die für mich wichtige Laufkundschaft wird wieder wegfallen." 
Für den Teppichhändler wäre eine Schließung besonders bitter. "Ich wurde mit 57 Jahren von meinem Arbeitgeber gekündigt. Mit dem Teppichgeschäft habe ich mir letztendlich nun meinen eigenen Job geschaffen, nachdem ich ein Jahr Arbeit gesucht, aber mit meinem Alter keine bekommen habe." 

Miranda: "Hätten nie diesen Standort gewählt" 

Im September 2016 haben Mirja Lehmann und Andrea Ladstätter gegenüber von Kletz's Betrieb ihr Stoff-Fachgeschäft Miranda eröffnet. Lehmann erzählt: "Wir haben uns bewusst für diesen Standort entschieden. Die Frequenz ist hoch und die Nähe zu den City Arkaden vorteilhaft. Zudem wollten wir zur Belebung der St. Veiter Straße beitragen." Sie kritisiert vor allem die kurzfristige Informationspolitik der Stadt Klagenfurt: "Hätten wir gewusst, dass drei Jahre hintereinander eine solche Großbaustelle herrschen wird, hätten wir an diesem Standort nie eröffnet." 
Lehmann gibt noch etwas zu bedenken: "Die Menschen meiden große  Baustellen länger, als sie existieren. 2018 hat es etwa zwei Monate gedauert, bis alle registriert haben, dass die St. Veiter Straße wieder frei ist." 

Meister Kofi: "Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll"

Auch Kofi Brofoyedu hätte davon gerne vorher gewusst. Seine Änderungsschneiderei, damals am Beginn der St. Veiter Straße, hat er nach der Baustelle 2018 geschlossen. "Es war schlimm, irgendwann sind die Kunden fast ganz weggeblieben." Vor sechs Monaten hat er eine Neueröffnung in der Mitte der St. Veiter Straße gewagt, nahe "Die Hose. Das Hemd.". Kofi: "Jetzt kommen wieder zwei Jahre Baustelle in dieser Straße, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll." Auch ein Kunde, der zufällig anwesend ist, versteht das nicht: "Alle jammern, dass es in Klagenfurt zu wenig Unternehmer und Belebung gibt. Und dann werden sie unzureichend unterstützt, wenn sie drei Jahre massive Umsatzausfälle durch ständige Baustellen haben." 

Wirtschaftskammer fordert Kompensationszahlungen 

Seit Montag ist nun fix: Am 18. März startet die Kanalsanierung in der St. Veiter Straße. Für den Durchzugsverkehr kommt es nun doch zu einer Totalsperre. Als „Sauerei“ bezeichnet der Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer, Wolfgang Kuttnig, die Informationspolitik der Stadt Klagenfurt bei den St. Veiter Straßen-Baustellen. „Es kann nicht sein, dass eine Landeshauptstadt kein funktionierendes Baustellenmanagement hat, das wirkt sehr improvisiert.“ Aus den Zeitungen hätten vergangenen Oktober Betriebe und WK erfahren müssen, was nun in der St. Veiter Straße geschieht.

Kuttnig: "War trotzdem Planungsfehler"

„Am Ende des Tages war alles trotzdem ein Planungsfehler“, sagt Kuttnig und verweist vor allem auf die Baustelle in der Grete-Bittner-Straße, wegen der damals die nun geplanten Kanalarbeiten nicht schon 2018 im Zuge der Bauarbeiten der Stadtwerke in der St. Veiter Straße durchgeführt werden konnten.  Kuttnig: „Diesen Montag wurde uns, den Anrainern und Unternehmern nun ein Datum mitgeteilt.“
Weiters würde laut Kuttnig nun endlich feststehen, dass es nun doch zu einer Totalsperre kommt.

Sperre für Durchzugsverkehr

Einer der zuständigen politischen Referenten, StR Wolfgang Germ, erklärt im Detail: „Der Abschnitt wird für den regulären Durchzugsverkehr gesperrt. Die Zufahrt wird für Anrainer und Kunden gewährleistet bleiben.“ 

“Kompensation andenken“

Kuttnig betont, dass die dreijährige Baustelle in der St. Veiter Straße nun nicht mehr als normales Baustellen-Geschehen gesehen werden könne. „Die Stadt bemüht sich zwar, die Betriebe dann mit Baustellen-Werbung zu unterstützen. Doch sie sollte sich angesichts der Situation auch Gedanken machen, Kompensationszahlungen zu leisten.“

Rosi Kletz und Mirja Lehmann (v. re.) sind zwei der Unternehmer, die wegen "Drei-Jahres-Baustelle" um Fortbestand fürchten | Foto: Polzer
Sasan Tabatabei hat sein Teppichgeschäft 2018 eröffnet. Er hofft nun auf das Beste, dennoch plagen ihn angesichts der neuerlichen Baustelle Existenzängste | Foto: Polzer
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