"Nicht nur Opfer, auch Täter"

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KLAGENFURT. Vergangene Woche berichteten wir über die dramatischen Zustände in der Jugendnotschlafstelle. Anrainer, die in Sorge und Angst leben, jugendliche Vandalen und Süchtige. Seit acht Jahren ist Hubert Höllmüller Leiter der Juno und bildet in der Fachhochschule in Feldkirchen Sozialarbeiter aus. Er kennt die Szene in Klagenfurt.

WOCHE: Sie haben einen Arbeitsplatz, den andere Menschen wahrscheinlich meiden würden - arbeiten tagtäglich mit Drogenabhängigen und Vandalen - machen Sie den Job trotzdem noch gerne?
Ja, auch wenn das kaum zu glauben ist. Ich habe eine Sympathie für diese Jugendlichen, auch wenn sie nicht in dieses Schwarz-Weiß-Bild passen. Sie sind eben nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Das ist das Grundproblem, warum sie so schwer in die Gesellschaft zurückfinden.

Sozusagen eine "verpfuschte Kindheit"?
Fast alle, die hier sind, haben traumatische Erlebnisse in der Kindheit erlitten. Mit diesem Rucksack gehen sie herum.

Gibt es auch Erfolge?
Gott sei Dank gibt es diese. Es gibt Fälle, wo Jugendliche in die Gesellschaft zurückfinden. Dennoch: Wir können nicht allen hier helfen, aber wir können einige davor bewahren, dass sie eine sichere Karriere im Pendeln zwischen dem Gefängnis und Drogenkonsum haben.

Wie gut kennen Sie diese Problemszene?
Es gibt in Klagenfurt eine Drogenszene, und wenn man lange genug in dieser Notschlafstelle ist, ist man zwangsläufig auch in dieser Szene. Unsere Süchtigen sind für die Polizei nur kleine Fische - es sind keine großen Dealer. Dennoch: Es ist ein schreckliches Geschäft.

Wie schwer ist es, Vertrauen zu den Jugendlichen aufzunehmen?
Wir bieten ihnen einen Schlafplatz, wenn sie nicht mehr wissen, wohin sie sollen. Das bricht schon die Barrieren, da wir ihnen konkrete Angebote liefern. Gerade das Büro ist ein Ort der Begegnung - es ist die einzige Ruheinsel hier, in der oft viel Vertrauen aufgebaut wird.

Ihr Traum für die Juno?
Ein großes Haus in dezentraler Lage. Dem Jugendlichen darf es nicht so einfach gemacht werden. Es reiche schon aus, wenn das Haus einen Kilometer weiter entfernt wäre, so dass sie der Jugendliche die Mühe machen muss, dorthin zu kommen.

Woran erkennen Eltern, dass das Kind in die falschen Kreise gerät?
Zwischen 12 und 16 sollte man als Elternteil das Kind beobachten. Wie steht es um die Kommunikation in der Familie, weiß man als Elternteil über den Tagesablauf des Kindes Bescheid usw. Das ist die wichtige Phase, wo man die Kinder abfangen muss.

Die Jugendlichen in der Juno:
In der Jugendnotschlafstelle gibt es eine extreme Altersspanne. Die Jüngsten sind erst 14, die Ältesten 21. Das hängt laut Experten damit zusammen, dass das österreichische Hilfssystem meist mit 18 endet. Nur wenige Jugendliche finden hier Zuflucht nach einem Familienstreit oder einer Eskalation mit den Eltern. "Nach ein paar Tagen finden die Eltern und Kinder erneut zueinander", so Leiter Höllmüller. Der Großteil jener, die tagtäglich in der Juno nächtigen sind richtige Problemfälle. "Die Eltern scheren sich einfach nicht um die Kinder. Es gibt kein privates Netzwerk, keine Unterstützung von zu Hause," erklärt der Juno-Chef. Eine dritte Gruppe an Jugendlichen sind jene, die bereits Unterstützung vom Wohlfahrtsstaat erhalten haben, aber eine andere Form der Hilfe benötigt hätten. "Es sind verstoßene Heimkinder", so Höllmüller, der versucht eine profesionelle Distanz zu den Jugendlichen zu wahren.
Ein Drittel der Juno-Nutzer sind weiblich, zwei Drittel sind Burschen, die hier Zuflucht finden.

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