Frauenhaus Klagenfurt
Nicht wegsehen bei Gewalt!
Seit 35 Jahren finden von Gewalt betroffene Frauen Schutz und Zuflucht im Frauenhaus Klagenfurt.
KLAGENFURT (chl). „Unsere Gesellschaft ist sich darin einig, dass Gewalt bestraft gehört. Allerdings gibt es Formen von Gewalt, die keine äußeren Merkmale erkennen lassen, die aber dennoch die betroffenen Personen schwer schädigen“, schickt Ingrid Schwarzenbacher, die Leiterin des Frauenhauses Klagenfurt, voraus, bevor sie auf die Geschichte der Institution eingeht. Als Beispiel nennt sie da sogenannte „Gaslighting“, bei dem der Täter sein Opfer über einen längeren Zeitraum manipuliert, bis dessen Selbstbewusstsein zerstört ist. „Er behauptet, das Opfer habe etwas getan, woran es sich nicht erinnern kann, es tatsächlich getan zu haben. Er gibt dem Opfer die Schuld für das Scheitern in Beziehung, Freundschaften oder am Arbeitsplatz. Er spricht dem Opfer Fähigkeiten und dreht dem Opfer die Worte im Munde um“, beschreibt Schwarzenbacher mögliche Szenarien dieser Art von psychischer Gewalt.
Das Bewusstsein schärfen
Gerade wegen oben erwähnter und ähnlicher schwer nachweisbaren und schleichenden Formen von Gewalt ist es wichtig, das Thema zu thematisieren – in der öffentlichen Diskussion, in den Medien, in der Wahrnehmung und im Bewusstsein jedes einzelnen.
Das Frauenhaus Klagenfurt wurde im Mai 1984 eröffnet, der Verein bereits im Oktober 1982, um in der Öffentlichkeit auftreten und finanzielle Mittel aus Fördertöpfen und Spenden lukrieren zu können. „Die engagierten Gründerinnen aus Kärntner kirchlichen, parteilichen und autonomen Organisationen hatten gegen einen enormen Widerstand zu kämpfen. Doch sie haben nicht aufgegeben“, erzählt die heutige Obfrau Ilse Mertel. Zum Vorbild hatten sie übrigens die legendäre, engagierte Frauenpolitikerin Johanna Dohnal und die von ihr initiierten Frauenschutzeinrichtungen in Wien und Graz.
Im Laufe der 35 Jahre wurden Frauenhäuser auch in Villach, Wolfsberg und Spittal gegründet.
Jede fünfte Frau
Das Frauenhaus Klagenfurt hat bis dato 2.360 Frauen und 2.413 Kindern aus dem Raum Klagenfurt, St. Veit, Feldkirchen, Völkermarkt und darüber hinaus Zuflucht, Schutz, Beratung und Begleitung geboten. Erschreckende Zahl aus der Statistik: Jede fünfte Frau in Österreich erfährt im Laufe ihres Lebens häusliche Gewalt. Schwarzenbacher ergänzt: "Allerdings ist von einer weit höheren Dunkelziffer an Gewalttaten und Gewaltopfern auszugehen."
Schwarzenbacher leitet das Klagenfurter Frauenhaus seit zwölf Jahren: „Ich bin damals schon in das neue Frauenhaus ,eingezogen‘, das 2004 eröffnet wurde.“ In der Thematik Gewalt gegenüber Frauen ist sie quasi Quereinsteigerin gewesen: „Ich habe nach meinem Abschluss des Psychologie-Studiums 15 Jahre lang im Verkauf und Marketing gearbeitet.“
Frauenhäuser in Kärnten:
Die vier Einrichtungen bieten insgesamt 32 Frauen und ihren Kindern Platz: Klagenfurt (12), Villach (8), Wolfsberg (7), Spittal (5).
In den vier Frauenhäusern insgesamt erhielten in 35 Jahren knapp 3.900 Frauen und 4.000 Kinder eine geschützte Unterkunft sowie eine entsprechende individuelle, fallspezifische Betreuung und Beratung.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei rund 50 Tagen, die längstens mögliche ein Jahr.
Notrufnummern:
Frauenhaus Klagenfurt: 0463/44966
Villach: 04242/31031
Wolfsberg: 04352/36929
Spittal: 04762/35994
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