OrgelDONNERstag - Orgelmusik bei Kerzenschein

- hochgeladen von Iris BInder
Ausführende dieses OrgelDONNERstags sind:
Klaus Kuchling (Domorganist)
Wolfgang Horvath (Rezitation)
"La chemin de la croix"
Paul Claudel - "Der Kreuzweg"
M. Dupré - "Le chemin de la croix"
Eintritt: € 12,-
MARCEL DUPRE (1886-1971) war einer der bedeutendsten Orgelvirtuosen unserer Zeit. Neben seiner Lehrtätigkeit in Paris und seiner Organistenstelle an der Kirche St. Sulpice konzertierte Dupré in aller Welt und wirkte auch als Komponist prägend auf die französische Orgelmusik der ersten Hälfte des 20.Jhdts. Aufgrund seiner Improvisationskunst wurde er 1931 ans Brüsseler Konservatorium eingeladen, um dort die Prosa-Gedichte des „Passionsweges“ von Paul Claudel musikalisch zu kommentieren. Dies war so beeindruckend, dass sich Dupré danach entschloss, die improvisierten Stücke aufzuschreiben. Man kann das Werk als Programmmusik betrachten, als Versuch, bestimmte Situationen und Stimmungen musikalisch darzustellen. Zudem finden sich darin (teilweise versteckt) immer wiederkehrende Motive und tiefe symbolhafte Bezüge, die kurz erläutert werden sollen.
PAUL CLAUDEL (1868-1955) gilt als einer der größten kath. Dichter Frankreichs; sein Ziel war die Verbindung von Dichtung und Glaube; sein Vertrauen auf die göttliche Ordnung und den Sinn des menschlichen Lebens prägen die tiefe Symbolik seiner Werke. Seine Meditationstexte über den Kreuzweg des Herrn sind die einfühlsame Schöpfung eines gläubigen Christen. Im Vordergrund steht der immense Abstand zwischen der Unermesslichkeit Gottes und der Erniedrigung Christi in Leben und Sterben sowie die Fortsetzung dessen bis in unsere Zeit. Darüber hinaus sind diese Texte das Werk eines leid- und lebenserfahrenen Beters, dem die Betrachtung zum Gebet für eine besondere Not wird und der uns Mitchristen auf diesem Weg mitnehmen will.
1.Station: „Jesus wird zum Tode verurteilt“
Ein kurzes Trompetenmotiv zu Beginn kündet vom Auftreten des Pilatus vor dem Volk, das sensationsgierig zusammengeströmt ist. Erst vereinzelt, dann häufiger, schließlich beherrschend der Ruf: „Kreuzige“. Die Menge läuft wieder auseinander. 2.Station: „Jesus nimmt das schwere Kreuz auf seine Schultern“
Der schleppende Schritt unter der Last kontrastiert mit einem hervortretenden Motiv des Kreuzes (aufsteigende Quart). 3.Station: „Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz“ Die Mühen des Kreuztragens werden immer größer. Einem großen Crescendo, immer wieder von einem Triolen-Leidensmotiv begleitet, und dem anschließenden Decrescendo folgt eine Pause, den Sturz symbolisierend. Ein kurzes, verhaltenes Erlösungsmotiv beendet den Satz.
4.Station: „Jesus begegnet seiner Mutter“
Eine immer wieder in sich zusammenfallende Melodie drückt die Verzweiflung und Resignation Mariens aus. 5.Station: „Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen“ In der Trompete erklingt das Kreuz-Motiv (der 2.Station), das bald im Kanon auftritt. Es bedeutet: Jesus und Simon gehen hintereinander unter dem Kreuz. Am Schluss vereinen sich beide Stimmen zu einem unisono – Simon wird vom unfreiwillig Mithelfenden zum Jünger Jesu.
6.Station: „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“
Meditativ-gesanglicher Satz. Ein Motiv in Terzen als Ausdruck des Mitfühlens und Mitleidens. Dazwischen verhalten das „Kreuz-Motiv“ im Pedal. 7.Station: Jesus fällt zum zweitenmal unter dem Kreuz“ Variante der 3.Station.
8.Station: „Jesus begegnet den weinenden Frauen“
Vierstimmiger Klagegesang der Frauen, unterbrochen durch eine Solostimme, bei dessen Erklingen die Frauen zunächst verstummen – Andeutung einer besonderen Aussage: „Wahrlich ich sage Euch“. 9.Station: „Jesus fällt zum drittenmal unter dem Kreuz“
Weitere dramatische Variante der 3.und 7.Station.
10.Station: „Jesus wird seiner Kleider beraubt“
Darstellung der Geißelung in „staccato“ - Folgen. Der zweite Abschnitt führt uns in kahlen Akkorden den entkräfteten Gottessohn vor Augen. 11.Station: „Jesus wird ans Kreuz genagelt“ Die Orgel (Kreuzmotiv im Pedal) hier nicht als „strahlende Königin“ sondern als Übermittlerin von Brutalität.
12.Station: „Jesus stirbt am Kreuz“
Dumpfe Stille folgt den Schlägen ans Kreuz. Die sieben Worte Jesu werden durch siebenmaligen Einsatz der Solostimme dargestellt. Danach Donnergrollen, Erdbeben - die Herzschläge des Sterbenden, die Jünger weinen still. 13.Station: „Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt“
Zunächst der Eindruck des Weinens und Wehklagens, anschließend die stille Versenkung der Mutter in das Antlitz ihres Sohnes (Parallelen zur 4.Station). 14.Station: „Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt“ Themenzitate aus vorangegangenen Stationen vereinigen sich im Stil eines Trauermarsches. Im Wissen um die Auferstehung wird das Werk in nahezu sphärischen Klängen trostreich beendet.
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