MEINUNG: Wie am Basar in Sarajewo
Mir fällt kein treffenderes Wort ein als desaströs - das war der gestrige Fernseh-Auftritt von Botschafter Valentin Inzko. Jener Mann, der die Hoffnungen so vieler Menschen zu er-tragen hat(te), wurde von diesen wohl erdrückt. Anders lässt sich diese Verwandlung vom Hohen Repräsentanten von Bosnien zum Ortstafel-Händler kaum erklären.
Inzko schien die ORF-Sendung "Im Zentrum" mit dem Basar von Sarajewo zu verwechseln und wollte mit Staatssekretär Ostermayer und Landeshauptmann Dörfler vor laufender Kamera Ortstafeln dealen - einmal 176, dann wieder ein bisserl einen Extra-Rabatt: Ein unwürdiges Schauspiel, das nicht nur auf den Spitzendiplomaten Inzko ein schiefes Licht wirft; Kärnten macht sich mit solchen Ortstafel-Flohmärkten insgesamt zum Narren. Sollte der Balkan tatsächlich schon in Kärnten (oder in dem Fall am Wiener Küniglberg) beginnen?
Abgesehen davon, dass Dr. Inzko der der Sache keinen Dienst erwiesen hat - er desavouierte noch dazu live seine slowenischen Kollegen Sturm und Sadovnik, indem er diese einfach übergangen hat. Macht man sowas als Diplomat?
Kärnten hat ein Recht auf Ende des Ortstafelstreits - so viel steht fest. Und die Volksgruppe hat ein Recht auf ihre Sprache - auf der zweisprachigen Ortstafel, aber auch in der Kultur, in der Familie und im Alltag. Das zu fördern ist ebenso wichtig wie eine Tafel mehr oder weniger aufzustellen. Das kann nur eines heißen: Den jetzt erzielten Kompromiss keinesfalls mehr gefährden, ausfeilen und per Verfassungsgesetz beschließen. Keine zusätzlichen Emotionalisierungen und Gefahrenherde schaffen durch Volksbefragungen. Und uns dann endlich der Zukunft widmen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.