Wut über Skandal: ,Ich bin angfressn‘

- hochgeladen von Katja Kogler
Peter Steinkellner hat bislang eine weiße Weste: Der ÖVP-Klagenfurt Chef sitzt im Landesparteivorstand der ÖVP und steht mit allen anderen vor den Trümmern der Volkspartei. Der WOCHE gab Steinkellner ein emotionales Interview.
WOCHE: Nach Josef Martinz gab es mit Achill Rumpold, Thomas Goritschnig und Stephan Tauschitz drei weitere Rücktritte. Wie gehen Sie damit um?
STEINKELLNER: Ich bin aus allen Wolken gefallen, wie der ganze Korruptionsskandal ans Tageslicht kam. Der neue Parteiobmann Obernosterer muss ein Team um sich formen, um in die Neuwahlen zu gehen. Ich muss den Dreien meine Anerkennung aussprechen. Es ist ein schwerer Schritt, aber ein klares Zeichen nach außen. Die ÖVP reagiert schnell und effizient. Rumpold wäre aber ein ausgezeichneter Kandidat für die Zukunft gewesen. Man darf nicht das persönliche Schicksal sehen, denn es ist in Wahrheit ein Überlebenskampf der ÖVP.
Ist die Zukunft der drei jungen ÖVPler nun „verbaut“?
Eine politische Karriere ist nicht ausgeschlossen, es sei denn, es gibt eine Verurteilung. Das ist aber nicht der Fall.
Haben Sie Ambitionen in der Landespolitik tätig zu werden?
Ich bin Kommunalpolitiker mit Leib und Seele und stehe für eine Landesfunktion sicher nicht zur Verfügung. In Klagenfurt gibt es genug zu tun.
Durchsuchungen und Kontrollen der Staatsanwaltschaft stehen an der Tagesordnung – könnte man auch bei Ihnen etwas finden?
Nein. Wir haben im Wahlkampf zwar Schulden gemacht, das haben wir aber mit der Bank ausgemacht.
Wie froh sind Sie, dass Ihr Name nicht im Zusammenhang mit dem Skandal genannt wurde?
Natürlich sehr froh. Ich habe aber auch geglaubt, dass im Land alles sauber läuft. Ich bin sehr enttäuscht.
Haben Sie Josef Martinz nach seinem Geständnis Ihre Meinung gesagt?
Wir haben kurz gesprochen. Ich habe ihm schon meine Meinung gesagt, dass ich sehr ,an-gfressn‘ bin, dass so was passieren konnte. Als Berufspolitiker bin ich es ja gewohnt, dass man mir nicht immer die Wahrheit sagt. Damit muss und kann ich leben. Ich bin aber sauer, wenn meine ehrenamtlichen Funktionäre belogen werden. Ich bin schwerstens empört.
Halten Sie Gabriel Obernosterer für die Funktion geeignet?
Wenn man in so eine Situation kommt und Schritte setzt, ist mit derartigen Bemerkungen (Anmerk. d. Red. Obernosterer wurde als „Waldmensch“ bezeichnet) zur Person zu rechnen. Die ÖVP Klagenfurt stärkt Obernosterer den Rücken.
Was ärgert Sie aber am meisten?
In der Ära Haider wurden viele Entscheidungen getroffen, die wenig transparent waren. Der Glaube an die Politik ist verlorengegangen.
Welche Linie hat die ÖVP Klagenfurt?
Die ist klar: Jeder, der irgendwie mit der Causa Birnbacher in Berührung kommt, muss selbst den Hut nehmen. Im Parteivorstand haben wir Obernosterer den Vertrauensvorschuss mitgegeben, dass er klare Richtlinien schafft, um wieder auf eine saubere Art dem Bürger gegenübertreten zu können.
Halten Sie Kurt Scheuch, der als „Hardliner“ gilt, passend für das Amt des Landeshauptmann-Stellvertreters?
Die Optik nach außen ist nicht gut, wenn man Bruder gegen Bruder austauscht. Bis dato hatte ich mit ihm keine Berührungspunkte.
Was sagen Sie, dass sich Klagenfurts Bgm. Christian Scheider noch in keiner Weise zum Korruptionsskandal zu Wort gemeldet hat?
Das ist wieder typisch! Scheider ist als Bürgermeister der Landeshauptstadt kein unwichtiger FPK-Repräsentant. Es wäre zu erwarten, dass er etwas dazu sagt und nicht in Deckung geht.
Katja Auer
Foto: Auer
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