„Das zehnte Bundesland“
Der Vorstand der Bundesforste bekundet Interesse an den zum Kauf stehenden Seegrundstücken in Kärnten.
Wörthersee, Millstätter See, Ossiacher See, Weißensee, Afritzer See gehören wem? Den Österreichischen Bundesforsten! Wobei: Es sind öffentliche Seen: „Uns gehört eigentlich nur die Wanne – und nicht das Wasser im See“, berichtet Georg Erlacher, aus Kärnten stammender Chef der Bundesforste.
Allerdings: Jeder, der eine Boje befestigt, einen Steg anbringt und dergleichen, macht dies auf dem Grund der Bundesforste. Über 6.000 lukrative Verträge haben die Bundesforste abgeschlossen, allein am Wörthersee sind es über 1.500. 74 Seen gehören den Bundesforsten – der Wörthersee ist nach dem Atter- und Traunsee „nur“ Nummer drei.
Interesse am Seenkauf
Via WOCHE bekundet Erlacher erstmals das Interesse am Kauf der vom Land ausgeschriebenen Gründe am Maltschacher, Hafner- und Ossiacher See. „Wann immer zu diesem Thema etwas angeboten wird, schauen wir uns das an.“ Konkret: „Wir würden die Seen kaufen, aber nicht die Hotels.“ Angebot hat man daher (noch) keines abgegeben. Wobei sich der Kaufpreis nach dem Ertragswert bemisst, und der ist bei Seen gering.
47 Prozent Österreichs sind mit Wald bedeckt – 15 Prozent davon gehören den Bundesforsten. Jeder zehnte Quadratmeter der Alpenrepublik steht im Eigentum der Bundesforste, „wir sind das zehnte Bundesland“, schmunzelt Erlacher. Seit 1997 sind die Bundesforste eine Aktiengesellschaft, sie beschäftigen rund 1.200 Mitarbeiter. Nur jeder fünfte davon ist noch in der Holzbearbeitung beschäftigt – Maschinen haben die Arbeit am Baum übernommen. In Kärnten (das eine Einheit mit dem Lungau bildet, Sitz ist im Stift Millstatt) sind 60 Menschen beschäftigt.
2009 erwirtschafteten die Bundesforste einen Überschuss von sechs Millionen Euro – ein vergleichsweise schwaches Ergebnis. 2010 verbessert sich die Ertragslage: 19 Mio. EGT erwartet Erlacher heuer. Der Hauptgrund: Holz wurde wieder teurer, der Durchschnittspreis stieg von 55 auf über 58 Euro. Zudem wurden die Kosten der Holzernte gesenkt: „Ein Euro pro Festmeter weniger senkt die Kosten um zwei Millionen.“
Windwürfe durch Sturmschäden bereiten jedoch Sorgen: „Es gibt dramatische Veränderungen, die sich auf den Wald auswirken.“ Der Schadholzanteil, der über Jahrzehnte im Schnitt 20 bis 25 Prozent betrug, liegt seit einigen Jahren bei rund 90 Prozent.
Nervös bei Sturmwarnungen
Windwürfe durch massive Sturmschäden sind die Saat für Borkenkäferinvasionen. Pro Jahr werden daher 40.000 Festmeter Holz mit dem Hubschrauber abtransportiert – und für den Helikopter 40 Euro je Festmeter dazugezahlt. Kein Wunder, dass Erlacher „bei Sturmwarnungen nervös wird, da leide ich persönlich mit.“
28 Millionen Euro investieren die Bundesforste in den nächsten fünf Jahren in erneuerbare Energie. Neben Biomassewerken plant Erlacher konkret in Kärnten Kleinwasserkraftwerke. Wo, will er nicht verraten: „Wir prüfen momentan mehrere Standorte.“
„Wasser vermarkten“
Geplant ist auch die – vorsichtige – Vermarktung von Quellwasser: „Das eine oder andere Promille abzufüllen kann doch nichts Schlimmes sein.“ Nur 3 Prozent des heimischen Wassers werden genutzt. „Würde man nur 1 oder 2 Promille abfüllen, wären das große Anlagen. Ein sensibles Thema mit viel Phantasie.“
Erlacher stammt von einem Bauernhof in Wieting im Görtschitztal und hat in Kuchl an der HTL für Holzwirtschaft maturiert, studierte Forstwirtschaft an der Boku in Wien und sammelte viel Erfahrung in der Holzindustrie. Seit 2001 ist Erlacher einer der beiden Vorstände der Bundesforste.
Erst kürzlich hat er den Vertrag mit dem Bund um weitere fünf Jahre verlängert. „Ich habe das Glück, in Kärnten einen Bauernhof nahe Guttaring als Rückzugsrefugium zu haben.“ Für seine Familie ist das „manchmal zu viel: Kaum steige ich aus dem Auto aus, bin ich schon wieder in Arbeitskluft.“
Uwe Sommersguter
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