Schulen in Klosterneuburg
Das Handy ist stark verbreitet und stört

- Viele Apps sind für Kinder gar nicht geeignet. Viele Eltern wissen aber über TikTok und Co. viel zu wenig Bescheid.
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Ob das Smartphone an Schulen verboten werden soll oder nicht - darüber wird gerade heiß diskutiert. MeinBezirk hat sich umgehört, wie Volksschulen und die Mittelschule das schwierige Thema bewältigen.
KLOSTERNEUBURG. Fotoapparat, Videokamera, Telefon, Messenger und das Tor zum Internet und sozialen Medien. Aufs Smartphone will kaum jemand verzichten und bereits viele Kinder in jungen Jahren nennen eines ihr Eigen.
Wie eine Umfrage von Google kürzlich offenbarte, besitzen bereits 58 Prozent der Fünf- bis Achtjährigen ein Handy oder Tablet. Diese Geräte sind zwar hervorragende Werkzeuge, um den Schulunterricht zu bereichern, können selbigen aber stark stören.
Schon viele Volksschüler haben ein Smartphone
MeinBezirk hat sich in Klosterneuburger Schulen umgehört, wie dort mit den digitalen Alleskönnern umgegangen wird. „Tatsächlich besitzen etwa 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler ein eigenes Handy - vor allem ab der dritten Schulstufe“, berichtet Bettina Svoboda. Sie leitet als Direktorin gleich zwei Volksschulen in der Babenbergerstadt.

- Kinder und Jugendliche verbringen sehr viel Zeit mit den Smartphones. Ein gutes Vorbild in Sachen verantwortungsvolle Nutzung des Geräts geben die meisten Erwachsenen aber nicht ab.
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Die Volksschule Weidling mit 70 Kindern und die Volksschule Anton Bruckner Gasse mit 230 Schülern. Sie ergänzt: „In den letzten Jahren war es noch üblich, dass Kinder in der ersten und zweiten Schulstufe kein Smartphone besitzen, aber dieser Trend ist rückläufig; sprich auch die meisten jungen Schülerinnen und Schüler besitzen bereits ein Handy.“
Zum Spielen ins Klo
Da in den Schulen durch die Hausordnung ein Handyverbot aufgestellt wurde, komme es noch zu keiner Störung des Unterrichts. Denn all diese Geräte - inklusive Smartwatches - müssen die Schüler abdrehen und in der Schultasche verwahren. In der Nachmittagsbetreuung käme es aber schon zu Zwischenfällen. Da nehmen die Kids die Smartphones zum Spielen mit aufs Klo, bisweilen werden die Geräte auch gestohlen, erklärt Svoboda.
So wie auch in allen anderen Volksschulen der Stadt werden auch in „ihren“ beiden immer wieder Workshops von "Safer Internet" angeboten. Zum Hintergrund: "Safer Internet" in Österreich ist eine Initiative, die sich auf die Förderung eines sicheren und verantwortungsvollen Umgangs mit digitalen Medien konzentriert. Die Initiative wird von der Europäischen Union im Rahmen des Digital Europe Programms umgesetzt und aus Mitteln der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert.

- In Österreich konnte das bislang jede Schule selbst entscheiden. Mittlerweile setzen manche Bundesländer auf einheitliche Verordnungen.
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Zusätzlich dazu haben auch alle Leiter der Klosterneuburger Schulen eine Initiative namens Connect with Care gestartet. Diese richtet sich mit Vorträgen an Eltern. Dabei soll deren Achtsamkeit geschult und Sorgen sowie Fragen der Erziehungsberechtigten beantwortet werden. Auch der Lehrplan sieht den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Endgeräten vor. „Dies ist der wohl schwierigste Part für Schule und Eltern, da Kinder hier meist am gleichen Wissensstand wie ihre Eltern sind“, berichtet Svoboda. Diese müssten quasi immer mitlernen und auch einen Schritt voraus sein. Sie müssten wissen, welche Apps gerade „in“ und welche davon bedenklich sind bzw. auch deren Altersgrenzen kennen.

- Bildungsexperten führen die gesunkene Lesefähigkeit auf ein Nachlassen der Konzentration zurück, ausgelöst durch die intensive Nutzung von digitalen Geräten wie Smartphones, Tablets und Smartwatches.
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„Viele Eltern wissen nicht einmal, dass sogar WhatsApp erst ab 16 Jahren freigegeben ist“, erklärt die Volksschuldirektorin. Dennoch gebe es einige Volksschulkinder, welche bereits TikTok oder Ähnliches nutzen dürfen.“ Svoboda betont: „Dies ist tatsächlich ein großes Thema, da Kinder hier mit Inhalten konfrontiert werden, die sie nicht verstehen oder verarbeiten können.“ Die Nutzung könne zu Ängsten und Unsicherheiten beim Kind führen, welche natürlich auch Auswirkungen auf die Leistungs- und Lernfähigkeit haben. „Dann für eine Lehrperson zu entdecken, woher das Problem kommt, scheint fast unmöglich“, schildert Svoboda.
Mittelschüler ohne Handy sind Ausnahme
Wie sieht’s bei den etwas älteren Kindern aus? „Es sind doch eher die Ausnahmen, die kein Smartphone besitzen“, schildert Sabine Maria Geyrhofer, Direktorin der Mittelschule Langstögergasse, die derzeit etwa 250 Schüler besuchen. Maximal jeder zehnte Schulanfänger würde kein eigenes Smartphone besitzen, so die Pädagogin. Gibt’s Probleme?

- Smartphones sind auch Teil des Unterrichts. Schließlich sollen Kinder und Jugendliche auch den richtigen Umgang damit lehrnen.
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„Nachdem wir eine Schule mit familiären Rahmen sind, wird bei Auffälligkeiten individuell und zeitnah reagiert und nach Lösungen gesucht“, erläutert Geyrhofer und gibt ein Beispiel: „So wurden bei einem Jahrgang Handy-Tresors für die Klassen angeschafft, da das selbstständige Versperren im eigenen Spind moderat umgesetzt wurde.“ Die Hausordnung der Schule enthält folgenden Punkt: „Wir arbeiten und sprechen gerne miteinander, daher ist dein Handy während der Schulzeit abgedreht und in deinem Spind!“
Teil des Unterrichts
Smartphones und der Umgang mit digitalen Angeboten sind auch in der MS Langstögergasse Teil des Unterrichts. „In den ersten Klassen haben alle Schülerinnen und Schüler drei Wochenstunden Informatik/Digitale Grundbildung“, sagt die Direktorin. Konkrete Inhalte dabei: Tastaturschreiben, MS Teams, Grundlagen in Microsoft Word und PowerPoint, Safer Internet sowie eine Einführung in das Programmieren.

- Wie eine Umfrage von Google offenbarte, besitzen 58 Prozent der Fünf- bis Achtjährigen ein Handy oder Tablet.
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„In jedem Jahrgang gibt es den Pflichtgegenstand „Digitale Grundbildung“, in dem die Kinder den Umgang mit sozialen und digitalen Medien lernen“, sagt Geyrhofer. Dabei würden auch Fake News, Cyber-Mobbing, und ähnliche Probleme thematisiert werden. Eine Zusammenarbeit mit Spezialisten und Externen wäre auch immer wieder Teil des Regelunterrichts.
Vorträge für Eltern
Ab der zweiten Klasse ist weiters ein eigener Schwerpunkt „Informatik“ wählbar. Dabei werden die Bereiche beginnend von Computer- und Online-Grundlagen, IT-Security, Online-Zusammenarbeit, Bildbearbeitung bis hin zu Grundlagen des Programmierens erarbeitet. Geyrhofer ergänzt: „Jedes Jahr organisieren wir schulintern einen ‚Safer Internet Day‘ im Aktionsmonat Februar für alle Schülerinnen und Schüler.“ Den Eltern würde man Vorträge bieten. Auch Geyrhofer verweist auf die Initiative ‚Connect with care‘, die von allen Klosterneuburger Schulen gemeinsam organisiert wird.“
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