Vom Forschen am IST-Campus: "Wir inspirieren uns gegenseitig"

Hildegard Uecker: "Katastrophal ist, dass es unbefristete Arbeitsverträge, wenn überhaupt, oft erst relativ spät gibt – mit Ende Dreißig, Anfang Vierzig nach mehreren Ortswechseln. Und natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass man überhaupt irgendwann eine permanente Stelle bekommt. Gerade für Familien ist diese Situation sehr kritisch, und es macht die Familiengründung schwierig, besonders für Frauen." | Foto: Cornelia Grobner
  • Hildegard Uecker: "Katastrophal ist, dass es unbefristete Arbeitsverträge, wenn überhaupt, oft erst relativ spät gibt – mit Ende Dreißig, Anfang Vierzig nach mehreren Ortswechseln. Und natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass man überhaupt irgendwann eine permanente Stelle bekommt. Gerade für Familien ist diese Situation sehr kritisch, und es macht die Familiengründung schwierig, besonders für Frauen."
  • Foto: Cornelia Grobner
  • hochgeladen von Cornelia Grobner

KLOSTERNEUBURG. Seit Herbst plant und organisiert ein 11-köpfiges Team junger WissenschafterInnen am Forschungsinstitut IST Austria in Maria Gugging das vierte Young Scientist Symposium am Standort, das am 8. Mai den ganzen Tag über stattfindet. Die Bezirksblätter haben mit der Evolutionsbiologin Hildegard Uecker (32) über die Konferenz, Zukunftsperspektiven für junge WissenschafterInnen und den Forschungsstandort Maria Gugging gesprochen.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Bestandteile – dieses geflügelte Wort haben Sie zum Titel eines Symposiums am 8. Mai gemacht, zu dem nicht nur WissenschafterInnen, sondern auch Interessierte Nicht-AkademikerInnen geladen sind. Worum geht's?
UECKER: "Selbstorganisation fügt Systemen eine neue Dimension hinzu. Wenn viele Objekte oder Individuen miteinander interagieren, können im Gesamtsystem komplexe Muster entstehen – ganz ohne Steuerung von außen."

Auf den ersten Blick klingt das kompliziert. Was sind Selbstorganisation-Beispiele aus unserem Alltag?
UECKER:
"Vogelschwärme und ihre Formation sind ein gutes Beispiel oder Ameisenstaaten, aber auch die Entwicklung von Verkehrsstaus. Selbstorganisation kommt in allen Bereichen vor: in der Biologie, Mathematik, Physik, Chemie oder Computerwissenschaft."

Was ist das Ziel des Symposiums?
UECKER:
"Wir wollen WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen zusammenbringen und so Austausch über die Disziplingrenzen hinweg fördern: Wo tritt Selbstorganisation auf? Welche Gemeinsamkeiten bestehen? Dadurch können wir uns gegenseitig inspirieren. Für uns als junge WissenschaftlerInnen ist es eine gute Gelegenheit, mit ForscherInnen in Kontakt zu kommen und Erfahrungen in der Organisation eines solchen Symposiums zu sammeln."

Was zeichnet das ForscherInnenleben hier am Campus in Maria Gugging aus?
UECKER:
"Die Interdisziplinarität und die dynamische kommunikative Atmosphäre. Es besteht viel Kontakt zwischen den Forschungsgruppen ohne große Barrieren. Dadurch können wir unsere Expertise austauschen und voneinander profitieren. Durch Gespräche mit WissenschaftlerInnen anderer Disziplinen und institutsweiten Vortragsreihen bekommt man viel Einlick in Forschung über das eigene Spezialgebiet hinaus. Am IST kommen WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt zusammen."

Welche Perspektiven gibt es für die NachwuchsforscherInnen am IST Austria?
UECKER:
"Als Post-Doc, so wie ich, oder DoktorandIn ist man nur für eine begrenzte Zeit hier, dann macht man den nächsten Schritt an eine andere wissenschaftliche Einrichtung."

Das IST Austria ist sozusagen ein Sprungbrett?
UECKER:
"Es ist normal, dass man als WissenschaftlerIn nicht sein ganzes Berufsleben an einem Standort verbringt. Man bringt die bisher erworbenen Fähigkeiten mit ans IST und gewinnt umgekehrt neue Expertise, die man weiterträgt. Das IST schafft sicher eine sehr gute Basis für den nächsten Schritt."

Der Wissenschaftsbetrieb ist für junge WissenschafterInnen jedoch kein einfaches Arbeitsfeld: der Konkurrenzdruck ist groß, die Bezahlung mäßig und es gibt nur befristete Verträge. Teilen Sie diese medial häufig vermittelte düstere Zukunftsperspektive?
UECKER:
"Katastrophal ist, dass es unbefristete Arbeitsverträge, wenn überhaupt, oft erst relativ spät gibt – mit Ende Dreißig, Anfang Vierzig nach mehreren Ortswechseln. Und natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass man überhaupt irgendwann eine permanente Stelle bekommt. Gerade für Familien ist diese Situation sehr kritisch, und es macht die Familiengründung schwierig, besonders für Frauen. Natürlich führt es auch dazu, dass viele WissenschaftlerInnen samt ihrer hier erworbenen Expertise Österreich verlassen müssen. Die Politik müsste mehr finanzielle Mittel bereitstellen und schon für junge WissenschaftlerInnen dauerhafte Stellen schaffen."
Interview: Cornelia Grobner

ZUR SACHE
Das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) ist ein junges internationales Institut in Maria Gugging, Klosterneuburg, das sich der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung und Postgraduiertenausbildung widmet. Gegründet wurde das IST Austria gemeinsam von Bund und Land NÖ. Seit der Eröffnung wächst es kontinuierlich, bis zum Jahr 2026 sollen bis zu 90 Forschungsgruppen vor Ort sein.

Symposium: Wenn das Ganze mehr ist als die Summe seiner Bestandteile

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.