Ausflug auf Schienen

- Mit dem Zug vom Weinviertel gen Süden in die Thermenregion von Niederösterreich.
- hochgeladen von Katharina Peyerl-Liedel
Von Korneuburg bis Leobersdorf im Bezirk Baden ist man etwas über anderthalb Stunden mit dem Zug unterwegs. Beim Blick aus dem Zugfenster gibt es endlose Felder, satte grüne Weinhügel und mit etwas Glück einen strahlend blauen Himmel zu sehen. Krönung ist dann ein Teller mit frischem Fisch in der Mühlsteinstube in Dornau.
Aber von Anfang an: Einmal in der Stunde fährt eine S-Bahn vom Bahnhof Korneuburg direkt nach Leobersdorf, mehrmals stündlich gibt es Züge die in Wien enden, wo es dann die Möglichkeit zum Umsteigen gibt. Im Laufe der Fahrt kann man beobachten wie sich die Landschaft verändert. Im Weinviertel sieht man noch viele Felder und eher flache landschaftliche Abschnitte. Dann folgt Wien, wo man ein bisschen etwas von der Stadt sehen kann, solange der Zug nicht durch Tunnel fährt. Markanteste Fotomotive während der Fahrt sind hier der Millenium Tower am Handelskai und das Riesenrad beim Praterstern. Wenn der Zug dann nach dem Bahnhof Liesing durch Wien durchgefahren ist wird es langsam immer hügeliger, hier beginnt der südliche Teil von Niederösterreich. Vorbei geht es an Perchtoldsdorf, Brunn-Maria Enzersdorf, Mödling und Guntramsdorf Thallern. Spätestens bei Gumpoldskirchen sind erste Weingärten zu erkennen. Hier verläuft die sogenannte Thermenlinie. Ihren Namen verdank sie den vielen Thermalquellen, die sich entlang des Alpenrandes befinden. Auch zahlreiche schwefelhaltige Thermalquellen sind darunter, weswegen in der Gegend Kurorte wie Baden, Bad Vöslau oder Bad Fischau entstanden sind. Jetzt taucht man beim Blick aus dem Zugfenster schon ins Weinland Thermenregion ein und beginnt zu erahnen welche historischen Geschichten die Wiesen, Gärten und Hügel zu berichten hätten. Nach Gumpoldskirchen folgen noch die Bahnhöfe Pfaffstätten, Baden bei Wien, Bad Vöslau und Kottingbrunn, bevor es in der Endstation Leobersdorf aussteigen heißt. Leobersdorf liegt am Rande des Wiener Beckens, am Ausgang des Triestingtales. Vom Bahnhof wäre es, zugegebener Maßen, ein eher längerer Fußmarsch zur Mühlsteinstube (ca 1,8 km), allerdings würden vom Bahnhof aus auch Busse zur Ortsmitte Leobersdorf fahren, von wo aus man noch etwa 14 Minuten Fußweg vor sich hätte. Zum Glück wurde ich am Bahnhof mit dem Auto abgeholt und innerhalb von fünf Minuten kommt man so zur Kunstmühle Dornau.
Fisch essen im Mühlengarten
Es geht durch einen Durchgang in den großen Hof, in dem sich auch wuwuline - Unikate für Unikate befindet, das Atelier von Christine Kühn, die dort handgefertigte Schmuckstücke herstellt und verkauft. Das Restaurant der Familie Kühn ist ein Familienbetrieb, in dem seit 1999 regelmäßiger Fischgrill von April bis Oktober stattfindet. Für Nicht-Fischesser gibt es Tafelspitz, Gemüsecurry oder überbackene Brote. Fischesser können in der feinen Karte zwischen Forelle, Lachsforelle, Karpfen, Wels, Saibling oder Bachsaibling wählen. Die meisten Fischsorten gibt es zur Auswahl entweder ganz oder als Filet. Die Gerichte kommen dann entweder vom Plattengrill oder aus dem Ofen, mit diversen Beilagen die man selbst dazu wählt. Darunter sind zum Beispiel herrliches mediterranes Gemüse oder Saisongemüse aus der Wok-Pfanne, klassische Petersielkartofferl oder Knoblauchbrot, sowie diverse Salatmischungen. Beginnen sollte man die Fischfestspiele allerdings mit der Räucherfischvariation mit Krenobers, Wachauer und Preiselbeeren. Hiermit fällt die Einstimmung auf die kommende Hauptspeise nicht schwer. Lachsforellen- Saiblings-und Welsfilet geräuchtert geben einen schmackhaften Überblick über die Fischvielfalt der Küche. Aber auch die Spargelsuppe aus Marchfelder Spargel, die derzeit auf der Karte angeboten wird, ist zu empfehlen. Das frische Lachsforellenfilet mit Kartoffeln, welches anschließend serviert wird lässt ebenfalls keine Wünsche offen. So frisch muss Fisch sein! Die Fische stammen aus dem benachbartem Gut Dornau, das Gemüse für Beilagen und Salate teils aus eigenem Anbau. Auch die Nachspeisenkarte sieht verlockend aus, allerdings musste bei diesem Ausflug noch etwas Platz im Magen frei bleiben für eine Portion Eis von Eispeter in Baden. Aber anderweitig wurde mir schon von der "Nüchternen Müllerin" vorgeschwärmt. Dabei handelt es sich um Grießflammerie mit Frucht- oder Schokoladensauce. Ansonsten findet man auf der Dessertkarte u.a. Cremeschnitten, Joghurtnockerl, eine warme Mühlentarte, oder die "B´soffene Müllerin". Das ist ebenfalls Grießflammerie mit hausgemachtem Rotweinlikör. Die Dornauer Mühle hat eine lange Geschichte. Der Überlieferung nach wurde sie 1635 erstmals genannt. 1901 wurde eine Bäckerei eingerichtet, die bis in die 40-er-Jahre bestehen blieb. 1997 wurde ein Mühlenladen eröffnet, in dem Naturkost verkauft wurde. 1998 wurde schließlich die Gasthauskonzession erworben und seit 1999 gibt es, wie bereits erwähnt, das Restaurant Mühlsteinstube in dem donnerstags bis sonntags Fisch serviert wird. Im Februar diesen Jahres schaffte es die Mühlsteinstube mit 80 von 100 möglichen Punkten in den falstaff Restaurantguide.
Auf Eiskur in Baden
Nach diesem überaus netten "Mini-Urlaub" im Hof der Dornauer Mühle geht es, mit dem Auto, nach Baden bei Wien. Die Stadt ist bekannt als Kurort, für das Casino und die schwefeligen Winde die einem hier und da um die Nase wehen. Die Gassen rund um den Hauptplatz sind von Häusern aus der Biedermeierzeit umsäumt, im Kurpark befindet sich das, bereits erwähnte und bekannte, Casino Baden. Am Hauptplatz steht das Cafe Central, in dem man noch ein altes Stück österreichische Kaffeehauskultur vorfindet. Hier schwelgt es sich sehr leicht inmitten von köstlichen Torten und Altwiener Kaffeekreationen angefangen von Einspänner bis zu Melange und Co. Auch die Teekarte ist erwähnenswert, es kann aus ausgefallenen Mischungen, wahlweise nur für Tasse oder Kännchen, gewählt werden. In einer Seitengasse, etwa eine Gehminute vom Hauptplatz entfernt biegt man in die Beethovengasse ein wo einen der Eis-Salon Eispeter erwartet. Die Menschenschlange an der Mitnehm-Theke reicht fast durch die halbe Gasse, das Lokal selbst ist auch sehr gut besucht. Die Sortenauswahl ist für heutige Verhältnisse übersichtlich, aber sehr bodenständig. Täglich gibt es eine Spezialsorte, ansonsten findet man herrliche Evergreens wie Zitrone, Erdbeer, Schokolade und Vanille auf der Karte. Interessant klingen auch Apfelzimt und Walnuss. Eispeter gibt es übrigens nicht nur in Baden, sondern auch in Mödling und Traiskirchen. Nach dieser erfrischenden Pause geht es zu Fuss zum Bahnhof, und von Baden per Zug wieder zurück nach Hause ins Weinviertel. Mit der S-Bahn ist man in etwa 1,5 Stunden unterwegs bis Korneuburg. Die meisten Züge fahren danach noch weiter bis Stockerau oder auch bis Hollabrunn.
http://www.muehlsteinstube.at
Mühlsteinstube, Dornau 3, 2544 Leobersdorf
http://www.eispeter.at
Eispeter (in Baden bei Wien, Mödling und Traiskirchen)
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