Die Handschrift im Wandel der Zeit
Jeder Buchstabe ein Unikat – in früheren Zeiten meist auch ein kleines Kunstwerk auf Papier.
BEZIRK KORNEUBURG. "Eine schöne und leicht lesbare Handschrift sagt sehr viel über den Menschen aus", betonte Friederike Phillipp, die spätere Ehefrau von dem jungen Soldaten Arthur Phillipp, dessen Brief aus Jugoslawien an seine Eltern aus dem Jahr 1914, verfasst wenige Tage vor Beginn des ersten Weltkrieges, auf dem Foto rechts abgebildet ist. So wie diese seine Schrift war sein ganzes Leben. Geradlinig, korrekt und zielstrebig.
Eine schöne klare Handschrift war ein Zeichen der Achtung und Wertschätzung gegenüber dem Briefempfänger und bei Dokumenten unterstrich die sogenannte "Schönschrift" und die kalografische Gestaltung den Wert des Dokumentes und den gesellschaftlichen Rang der Verfasser.
Ohne Schrift kein Wissen
Die Handschrift ist eine der wichtigsten kulturellen Errungenschaften der Menschheit. Ihr ist es zu verdanken, dass Erkenntnisse und Wissen der Menschen über viele Jahrhunderte verewigt werden konnten. Nur die Schrift ermöglichte es, komplexe Gedanken und Ideen unabhängig von Zeit und Raum unverfälscht an andere Menschen weiterzugeben. Nur dank der Handschrift wissen wir bis heute, was Platon und Sokrates lehrten. Ob die heutigen Speichermedien in Computern und Smartphones, welche zu Papier gebrachtes ersetzen, in hundert Jahren noch abrufbar sind, sei dahingestellt.
Minderwertiges Schreibzeug
"Gutes Schreibzeug fördert eine schöne und vor allem gut leserliche Schrift", ist Lehrer Josef Wimmer überzeugt. "Billige Kugelschreiber und unförmige Füllfedern liegen schlecht in der Hand und sind dadurch nicht korrekt zu führen." Er ist auch davon überzeugt, dass das Schreiben mit der Hand positive Effekte auf das Lernen und die Merkfähigkeit hat. Wie auch immer, dass die Lesbarkeit von Handschriftlichem immer geringer wird, ist nicht zu bestreiten. Das Ärzte fast immer eine mehr oder weniger unlesbare "Kralle" hatten ist legendär. Im Vergleich zu den meisten heutigen Schülerschriften sind alte Arztrezepte fast leicht lesbar. Fakt ist: Immer seltener greifen wir zum Stift, immer häufiger tippen wir auf Displays und Tastaturen herum.
Seit Computer auch in Privathaushalten ihren Platz gefunden haben, findet sich die Handschrift nur noch in kurzen Notizen oder auf, in der Regel auch schon durch Selfies abgelösten, Grußkarten aus dem Urlaub.
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