Plage "Mensch"
Die Natur im Coronastress
Der Frühling ist die wichtigste Jahreszeit für die Natur. Gedankenlose Spaziergänger richten große Schäden an.
BEZIRK KORNEUBURG. Es rumort in Wald und Flur. In Spillern sperrt ein Landwirt die Wege durch seine Felder und Jäger berichten von verstörten und toten Jungtieren. "Es ist eine Katastrophe", fasst ein (namentlich nicht genannt werden wollender) Beamter der Bezirkshauptmannschaft die Situation zusammen.
Recherche-Rundgang
Die Aufregung der Naturschützer, Bauern und Waidmänner hat einen Namen: Spaziergänger. Doch was ist wirklich dran an den genannten Problemen. Schon ein kleiner Rechercherundgang am 1. Mai bringt es an den Tag: Am Waschberg rasen zwei Motorräder auf unbefestigten Wegen durch die Gegend. Am Michelberg parken Autos, trotz eines naheliegenden großen Parkplatzes, in den Wiesen und entlang eines Feldweges. In der Nähe von Stockerau zieren Hundekot in "Sackerln für's Gackerl" (!) den Wegesrand.
Biker und Drohnen
Andreas Arbesser ist nicht nur Bürgermeister von Langenzersdorf sondern auch Bezirksjägermeister. "Was sich seit den Coronaeinschränkungen in Wald, Wiesen und Feldern abspielt, ist fast unbeschreiblich", sagt er. "Aus der sogenannten freien Natur flüchten zum Beispiel Wildschweinrotten mit ihren Frischlingen in brachliegende Gärten innerhalb der Ortsgebiete, weil sie sich hier sicherer und ungestörter als in ihrer natürlichen Umgebung fühlen." Durch tieffliegende Drohnen, undisziplinierte Biker, mit oder ohne Motor, sowie schreiende Kinder und bellende freilaufende Hunde geraten viele wildlebende Tiere in Panik. Für die Wildtiere ist der Hund nichts anderes als ein Wolf, der sie als potentielle Nahrungsquelle betrachtet. Ein freilaufender Hund löst daher bei diesen Tieren immer Panik aus, was den Tieren unglaublich viel Kraft kostet und sogar dazu führen kann, dass Muttertiere ihre Jungen nicht mehr mit genug Nahrung versorgen können. Abgesehen davon sind Jungtiere in dieser Zeit so unbeholfen, dass sie von Hunden ganz leicht getötet werden können. Hunde sollten daher besonders im Frühling unbedingt an der Leine geführt werden.
Nahrungsquelle Wiese
Eine junge Frau meinte auf die Frage, warum sie ihren freilaufenden Hund in die Wiese "gacken" lässt: "Dieses kleine Häufchen kann doch keinen Schaden anrichten." Sollte man meinen. Jedoch: Die Menge macht den Unterschied. Landwirtschaftlich genutzte Flächen dienen meist als Produktionsflächen für hochwertiges Tierfutter. Wer einmal gerochen hat, was ein einziges Stückchen Hundekot in einem großen Ballen Heu oder Silage anrichten kann, der wird verstehen, dass Landwirte auf in ihren Wiesen oder Äckern freilaufende Hunde nicht gut zu sprechen sind.
Eindeutige Gesetzeslage
"Unwissenheit schützt vor Strafe nicht." Dieser Grundsatz gilt auch in der freien Natur. Der gesetzliche Feldschutz, abrufbar zum Beispiel unter noe.iko.at, listet die Gegebenheiten leicht verständlich auf und weist auch darauf hin, dass bei Vergehen Strafen bis zu 1.500 Euro drohen.
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