Ein seltener Anblick im Bezirk Korneuburg
Europa im Planwagen
Ambulans Theatre-Künstler reisen rund zwei Jahre mit Pferden und Planwagen durch halb Europa.
BEZIRK KORNEUBURG. Sozusagen in "1-PS-Wohnmobilen" ziehen Künstler aus fünf Nationen an die zwei Jahre durch halb Europa. Im November 2018 starteten die neun internationalen Künstler Letitia, Pierre, Alexane, Bertrand, Manon, Mattilde, Pierre (Le Jeune), Else und Camille die Tour mit den Pferdewagen. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Stundenkilometern wurden für die rund 6.000 Kilometer etwa zwei Jahre eingeplant. Somit war aber auch schon am Start klar, dass die Reise bei einem Startkapital von 12.340 Euro über Gastauftritte der Künstler finanziert werden muss. Im Laufe der bisherigen Reise sind einige Reisende der ersten Stunde zwar nicht mehr dabei, wurden aber durch Künstler, welche in verschiedenen Ländern in das ungewöhnliche Abenteuer einstiegen, ersetzt.
Sozialstudie statt Abenteuer
So abenteuerlich diese Reise anmutet, es geht um viel mehr. "Natürlich genießen wir auch das Abenteuer an dieser Reise mit unseren vier Pferden, einem Muli, den Hühnern und Ziegen", erklärt die Französin Lothaire. "Es geht uns aber in erster Linie darum, das Leben zu spüren, die Vielschichtigkeit Europas in aller Langsamkeit im wahrsten Sinne des Wortes zu "erfahren" und auszuloten, wie moderne Menschen, egal ob in armen oder reichen Ländern, auf uns und unsere ungewöhnliche Lebensart reagieren.
Gastauftritt in Stockerau
Nachdem sie so in aller Langsamkeit Belgien, Deutschland, Italien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien bereist hatten, führte ihr Rückweg nach Frankreich auch durch den Bezirk Korneuburg. Auf dem Weg von Stockerau Richtung Zaina, wo sie hofften, ihr Nachtquartier aufschlagen zu dürfen, fielen sie Christa Böhm auf, die sich natürlich sofort einbremste und den außergewöhnlichen Konvoi mit ihrem Mann in Augenschein nahm. In der weiteren Folge für Christa auch keine Frage, dass sie umgehend einen Lagerplatz organisierte und die Truppe spontan gleich für den nächsten Tag zu einem Gastauftritt im Veggie engagierte. Denn mit Musik und künstlerischen Darbietungen finanziert sich die Truppe seit rund vierzehn Monaten die Reise. "Wir lernen in jedem von uns bereisten Land mindestens ein Lied", erzählt Lothaire, "und wenn wir auch nicht alles verstehen was wir singen, wir bringen so viele alte Volkslieder aus verschiedenen Ländern unter die Menschen." Egal ob a cappella gesungen oder mit Akkordeon, Klarinette und Gitarre unterstützt, "Ambulans Theatre" brachte einen Teil Europas ins Stockerauer Veggie.
"The trek goes west". Die Truppe hat den Bezirk Korneuburg schon wieder verlassen und wird über Oberösterreich und Deutschland noch rund fünf Monate bis nach Frankreich, ihrem Zuhause, brauchen.
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