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Korneuburger Fiakerlady wartet bei der Albertina
Schlagfertig und charmant steuert die dreifache Teakwondo-Meisterin Irene Mayr ihren Fiaker quer durch die Wiener Innenstadt.
KORNEUBURG | WIEN. "Ich bin schneller von Korneuburg hier am Fiakerstützpunkt in Simmering, wie damals, als ich noch im 10. Bezirk gewohnt habe", schildert Berufspendlerin Irene Mayr. Ein Pferdegespann durch Wiens Altstadt zu manövrieren ist für die versierte Fiakerlady kein Problem, immerhin macht sie diesen Job bereits seit 15 Jahren. "Meine Pferde sind alte Profis, sie finden den Weg zum Standort bei der Albertina und durch die City nahezu von selbst. Bobby und Benni zeigen mir mit fortschreitendem Arbeitstag auch an, wenn sie genug haben vom herumkutschieren und wieder heim wollen", erklärt uns Irene augenzwinkernd, die noch schnell kontrolliert, ob sie alle Leckerlies für ihr Gepann eingepackt hat, bevor sie in Richtung Innenstadt aufbrechen wird.
Im Straßenverkehr
"Wenn Autofahrer überholen, dann mit respektvollen Abstand, nur mit den Sportradlern habe ich so mein Problem, wenn sie mir in den Einbahnen entgegendüsen und glauben, ich könnte mit dem Fuhrwerk in einem Satz auf den Gehsteig springen, um ihnen freie Bahn zu gewähren. Ah ja und dann gibt es noch die Fussgänger, zumeist jüngere Leute, denen es scheinbar Vergnügen bereitet, im letzten Moment auf die Straße zu steigen, um diese dann, betont langsam zu queren" wundert sich die gebürtige Korneuburgerin über so manche Verkehrsteilnehmer. "Ich fahre kein Auto mit Servoausstattung, eine Kutsche zu steuern braucht Fingerspitzengefühl und auch mein Bremsweg ist nicht zu verachten. Solche Aktionen gefährden alle Teilnehmer".
Code Porzellanfuhre
"Neben den herkömmlichen Fiakerfahrten, mache ich hin und wieder auch Porzellanfahrten. Die wohl pikanteste Sache, seit es Fuhrwerke gibt. Während sich in der geschlossenen Kutsche ein Liebespaar vergnügt, versuche ich so vorsichtig zu fahren, als würde ich Porzellan transportieren. Eine nette Idee, die sich in Wien im frühen 19. Jahrhundert etabliert hat", führt Irene weiter aus.
"Bei den üblichen Fahrten kommt man generell schnell mit seinen Passagieren, die nahezu immer in guter Stimmung sind, ins Gespräch. Es werden neben Plaudereien auch Fragen über vorbeiziehende Sehenswürdigkeiten gestellt, die wir Fiaker jedoch nur spärlich beantworten. Abgesehen davon sind wir mit unseren Gefährten so schnell daran vorbei, dass wir auch schon beim nächsten Blickfang sind, also ohnedies keine Chance besteht, hier weiter auszuholen."
Vom Büro auf den Kutschbock
Meine ersten zehn Jahre habe ich im Büro verbracht und nebenbei Amateurleistungssport betrieben. Mein Chef damals war sehr großzügig und hat mich für die international stattfindenden Meisterschaften, freigestellt. Das kam bei der Belegschaft nicht so gut an, also wechselte ich zu einem Sicherheitsdienst in Albertinanähe. Hier hatte ich dann täglich die Fiaker vor Augen und tierlieb wie ich bin, kam ich rasch mit den Kutschern ins Gespräch. Ich durfte mitfahren, zusehen und schließlich machte ich selbst die Fiakerprüfung. Ab da drängten mich die Fiakerkollegen, doch endlich selbst zu fahren und so hängte meinen Security-Job an den Nagel und heuerte in dem renomierten Fiakerunternehmen C.U. Fiakerbetriebs Gmbh. in Wien-Simmering an.
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