Bodenversiegelung
Langsam betonieren wir alles zu
Stockerau: leerstehende Geschäftslokale und Wohnungen, dazu Umwidmungen für neue Projekte.
BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. Ein Problem, mit dem nicht nur die Stadt Stockerau zu kämpfen hat. Jeden Tag wird in Österreich eine Fläche von elf Fußballfeldern asphaltiert, betoniert, dicht gemacht. Dabei ließe sich vieles davon vermeiden, wenn man schon bestehende Plätze und Geschäfte nützen würde, Stichwort: Leerstands-Management. Wir haben uns im Bezirk umgesehen. Einer, der sich mit diesem Thema schon länger beschäftigt, ist etwa Stockeraus GRÜNE-Stadtrat Dietmar Pfeiler: "Vor allem im Wiener Umland ist eine starke Siedlungsentwicklung zu beobachten. Boden wird immer mehr und mehr versiegelt. Dabei sollten wir gerade jetzt, Stichwort Lebensmittelsicherheit, auf die noch verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen achtgeben."
Wertvolles Gut
Stockerau verfüge über sehr gute Bodenbonitäten, wie Pfeiler erklärt. Die Böden sind also quasi für den Anbau prädestiniert, würden gute Erträge liefern, über gute Wasserspeicherfähigkeit verfügen. Dennoch wird umgewidmet und gebaut: "Etwa entlang des Göllersbaches, im Gewerbegebiet Nord zwischen Göllersbach und Autobahn und auch im Gewerbegebiet Ost."
Dabei gäbe es in der Stadt selbst genug "Beton-Ressourcen" – ob in Sachen Wohnen oder auch gewerblich. "Ich denke da etwa an Isover, die die Produktion in Stockerau eingestellt haben. Hier findet nur noch ein Warenumschlag statt, die riesigen, nun nicht mehr benötigten, bereits betonierten Flächen, könnte man anderweitig nutzen", ist Pfeiler überzeugt.
Dass man Umwidmung jedoch nicht per se mit Zubetonieren gleichsetzen könne, zeige etwa die Erweiterung der EVN auf der Marienhöhe. Hier wurde, wie VP-Stadtrat Felix Koll in einer Gemeinderatssitzung erläuterte, mit der EVN eine Nachpflanzung vereinbart: 19.000 Euro werden investiert, ein rund 5.000 m² großer Wald können so neu entstehen.
Fataler Trend
Den Leerstand in Stockerau systematisch erheben, das fordert Pfeiler. "Im privaten Wohnbereich ginge das über das Meldewesen, im gewerblichen Bereich über die Kommunalsteuer." Zudem brauche es gesetzliche Grundlagen für eine Leerstandsabgabe. Eine solche sei bereits in Tirol, Salzburg und der Steiermark in Arbeit. Zudem sei, so Pfeiler, auch in Stockerau mittlerweile der Trend zum "spekulativen Leerstand", zu Anlegerwohnungen bemerkbar. "Seit Jahren stagniert die Einwohnerzahl bei 17.000, trotzdem wird gebaut und gebaut." Dass viel leer stehe, sehe man abends, "da brennt kein Licht in den Wohnungen, es gibt keine Vorhänge und auch die Balkone sind leer."
Eine Chance
Die bietet gerade die Stadterneuerung und die Evaluierung sowie Überarbeitung des Verkehrskonzeptes. Entsiegelung ist hier das Schlagwort. "Im Konzept sind bereits gute Ansätze sichtbar, etwa Begegnungszonen. Wir müssen die Innenstadt wieder mit Flair erfüllen, grüne Räume zum Luftholen schaffen und die Stadt wieder zu unserem Wohnzimmer machen", ist Pfeiler überzeugt. Erste Ideen kommen auch schon aus der Bürgerbeteiligung: etwa den Renner-Platz mit Bäumen begrünen – in Trögen, damit man sie für die Festspiele wegräumen kann.
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