So "überlebt" es der Zitrusbaum
Vom Kern zur Zitrone in über 70 Jahren
Haben Sie gewusst, dass der Szechuanpfeffer auch bei uns am holzigen Strauch prächtig gedeiht?
BEZIRK KORNEUBURG | LANGENZERSDORF. Eigentlich sind wir bei Gärtner Martin Ruzicka zu Besuch, um zu erfahren, wie man es denn schafft, dass Zitronen-, Zierorangen- und Kumquatbäumchen den Winter unbeschadet überleben – gibt es mittlerweile doch kaum einen Haushalt, in dem die kleinen Gewächse mit ihren leuchtenden Früchten nicht zu finden wären.
Doch bevor noch die erste Frage gestellt ist, lächelt Ruzicka verschmitzt und lotst uns hinters Haus. "Schaun’s mal", sagt der Gärtner. Und die Augen werden groß, als der Blick auf einen meterhohen Baum, wie wir später erfahren einen Mammutbaum, fällt. "Den hab ich 1995 von meiner Schwester bekommen, damals hatte ich mein zehnjähriges Betriebsjubiläum und der Baum war kaum einen halben Meter groß." Heute, 27 Jahre später, ist sein Stamm so dick, dass ihn Ruzicka gar nicht mehr umfassen kann.
Das "richtige" Licht
Aber zurück zu unseren kleinen Zitrusbäumchen. Und schon wieder sorgt Martin Ruzicka für staunen, als er erklärt: "Wenn man heute einen Zitronenkern in die Erde steckt und daraus ein Baum wachst, dauert es ungefähr 73 Jahre, bis man die erste Frucht ernten kann." Darum braucht es auch einen erfahrenen Gärtner, damit die "Kleinen" so im Regal stehen, wie wir sie kaufen wollen: klein, grün und mit Früchten drauf. "Die Basis bildet meist eine Zitrone, die hat einen robusten Wurzelstock. Diese wird dann mit einem 73-jährigen Aststück veredelt", verrät Ruzicka. Die Veredelungsstelle kann man, bei einem genauen Blick, auch als Laie sehr gut erkennen.
Den Sommer über fühlen sich die kleinen Zitrusbäumchen draußen wohl. Kommt der Frost, müssen sie hinein. Aber das gefällt ihnen nicht. "Für die Bäumchen fühlt es sich an, als wäre es stockdunkel, dauernd Nacht." Da hilft meist auch ein ans Fenster Stellen nicht, die kleinen Bäume verlieren ihre Blätter, werfen die Früchte ab und büßen an Farbe ein. "Wer einen Wintergarten hat, der muss aber beheizt sein, kann sie dort hinein stellen. Auch ein Glashaus eignet sich, dass muss aber auch immer gut temperiert sein. Wer diese beiden Möglichkeiten nicht hat, kann sie auch zum Überwintern zum Gärtner bringen."
Holziger Rundgang
Im Bewusstsein, das eigene Zierorangenbäumchen früher oder später doch umzubringen, schlendern wir mit Martin Ruzicka über das Gärtnereigelände – vorbei am Szechuanpfeffer, der später reich blühen wird und dessen Samenhüllen zum Würzen verwendet werden.
Beim Mönchspfeffer muss Ruzicka dann lachen und verrät: "damit haben die Mönche früher gewürzt, weil man ihm eine eindämmende Wirkung – sie wissen schon – zugesagt hat. Zu viel davon hatte aber genau die gegenteilige Wirkung, die armen Mönche."
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