Roter Auszug aus dem Rathaus
Es war der Punkt "Schulische Tagesbetreuung", der die SPÖ-Fraktion dazu veranlasste, die Gemeinderatssitzung platzen zu lassen.
KORNEUBURG (sz). Groß war die Aufregung vergangene Woche im Korneuburger Rathaus, als sich die SPÖ-Fraktion zuerst eine über 30-minütige Auszeit während der Gemeinderatssitzung nahm, um schlussendlich komplett den Saal zu verlassen. Der Grund dafür: der Tagesordnungspunkt "Schulische Tagesbetreuung".
Seit Monaten herrscht vor allem bei den Eltern große Verunsicherung, ob und wie es in Zukunft Nachmittagsbetreuung für Volksschulkinder geben wird. Deckten diesen Bedarf bisher die beiden Horte von Hilfswerk und Kinderfreunden ab, so soll künftig die Schulische Tagesbetreuung ein zusätzliches Angebot schaffen, bei dem die Kinder nicht nur beaufsichtigt werden, sondern zudem von geschulten Pädagogen beim Lernen und Aufgabe machen unterstützt werden.
Es war letztlich die Korneuburger SPÖ, die in der Einführung der Schulischen Tagesbetreuung einen Skandal witterte. So machte man nicht nur im Kinderfreunde-Hort gegen das Modell mobil, sondern verunsicherte auch im Rahmen des Elternvereins. Keine Betreuung an schulfreien Tagen, Kürzung der Betreuungszeit, zudem ein starreres Konzept und keinerlei Flexibilität bei den Abholzeiten – so die Vorwürfe.
Beide, sowohl Hilfswerk als auch Kinderfreunde, wurden von der Gemeinde eingeladen, ein Konzept für die Tagesbetreuung vorzulegen. Dass nun schlussendlich das Hilfswerk-Konzept das Rennen machte, scheint der SPÖ sauer aufzustoßen, zudem die Kinderfreunde nun die, bisher gratis genützten, Räumlichkeiten in der Volksschule aufgeben müssen. Denn die Schulische Tagesbetreuung – ein Modell, dass sowohl von Bund als auch Land favorisiert wird – darf nur in der Schule stattfinden.
Die, eilig während der Sitzungs-Auszeit, auf ein Blatt Papier geschriebenen Forderungen der SPÖ, wie etwa komplette Übernahme der Übersiedelungs- sowie Adaptierungskosten für die Räumlichkeiten durch die Gemeinde, konnte Bgm. Christian Gepp nicht erfüllen. "Ich kann keine Zusagen machen, wenn ich die Zahlen nicht kenne." Das Ergebnis: Auszug der roten Gemeinderats-Fraktion aus dem Sitzungssaal. Verständis erntete die SPÖ dafür nicht. So machte etwa StR Elisabeth Kerschbaum (Grüne) ihrem Unmut Luft: "Ich hab Verständnis dafür, dass ihr euch fürchtet, wie es jetzt mit dem Kinderfreundehort weitergehen soll. Aber auf diese Art und Weise? So kurz vor den Ferien kommt ihr drauf, dass ihr jetzt neue Räume braucht. Die Sitzung platzen zu lassen, damit wir die Tagesbetreuung nicht vergeben können, ist keine faire Vorgehensweise.
In einer erneuten Sitzung soll nun geklärt werden, ob die Gemeinde Kosten für Übersiedelung und Adaptierung übernehmen kann und wird. "Es steht aber fest, dass es ab Herbst eine Schulische Tagesbetreuung geben wird, wir haben schon rund 70 Anmeldungen. Auch den Hilfswerk-Hort wird es weiterhin geben", erklärt Vizebgm. Helene Fuchs-Moser.
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