NÖ Nationalratsabgeordneter besucht Israel
"Das ist der Horror auf Erden"
Der Korneuburger Nationalratsabgeordnete Andreas Minnich konnte sich einige Tage hautnah ein Bild von der aktuelle Lage in Israel machen. Seine Erzählungen machen betroffen – auch ihn selbst.
ISRAEL | BEZIRK | STADT KORNEUBURG. Immer wieder muss Andreas Minnich kurz die Augen schließen, hält inne. Das Gesehene und Erlebte liegt ihm, der schon so viel gesehen, verhandelt und organisiert hat, schwer auf der Seele. Leid, Angst, Mord und Tod – all das hat er bei seiner parlamentarischen Reise in den südlichen Teil Israels, unmittelbar an der Grenze zum Gazastreifen, erlebt.
"Seit die Hamas-Terroristen am 7. Oktober in Israel eingefallen sind, wurden 1.400 Menschen getötet. 200.000 Häuser sind verloren, ganze Dörfer existieren nicht mehr. Und immer noch befinden sich versprengte Terroristengruppen in den ausgebrannten und verlassenen Häusern. Die Situation ist extrem gefährlich."
Minnich erzählt vom "Horror auf Erden", anders kann auch er das Gesehene nicht in Worte fassen. Die leblosen Körper werden in Kühlcontainern aufbewahrt, noch immer konnten etwa 300 Menschen nicht identifiziert werden. Denn die Hamas hat die Jüdinnen und Juden verstümmelt, verbrannt, ihre Kiefer zerschossen – allein die DNA bleibt, um herauszufinden, wer sie sind.
Selbst ein Bild machen
Gemeinsam mit Nationalratsabgeordneten Johannes Margreiter von den NEOS sowie weiteren Parlamentariern aus Litauen, Bulgarien, Deutschland und Polen weilte Minnich vier Tage lang in Israel. Eine wichtige Reise, wie der Korneuburger bestätigt, um Informationen aus erster Hand zu bekommen. Der "Donnerschlag" der stetig abgeschossenen Bomben und Raketen war Dauerbegleiter der internationalen Runde. Rund 90 Prozent der Geschoße werden vom "Iron Dome" abgefangen. Die restlichen zehn kommen runter, zerstören, töten. Nicht einmal musste auch Minnich einen Schutzraum aufsuchen oder sich etwa in Jaffa schützend auf den Boden werfen. Schusssichere Westen und Helme gehörten dieser Tage zur Grundausstattung.
Noch gibt es einen Funken Hoffnung
Sich direkt vor Ort zu informieren, für Minnich der wichtigste Aspekt der Reise. Auch Treffen mit jenen, deren Angehörige von der Hamas verschleppt und als Geiseln gehalten werden, waren auf der Tagesordnung.
"Da gibt es die einen, die noch Hoffnung haben, dass ihre Lieben wieder nach Hause kommen. Und dann gibt es jene, die fast schon hoffen, dass ihren Angehörigen Leid und Schmerz erspart bleiben",
sagt Minnich mit belegter Stimme. Die Angehörigen seien ohnmächtig, voller Angst, verzweifelt.
Auch für jene, die ihr Zuhause verloren haben, hat sich das Leben verändert. So erzählt Minnich von einem Arzt, mit dem er in einem Spital, in das man innerhalb einer Stunde über 200 Schwerverletzte einlieferte, gesprochen hatte:
"Er hat auch sein Haus verloren. Lebt jetzt im Spital, weil es ohnehin rund um die Uhr so viel zu tun gibt."
Eine Frage der Bildung
Die pro-Hamas-Demonstrationen – auch in Österreich – erschüttern Andreas Minnich. Antisemitische Vorfälle, wie etwa die Zerstörungen am Zentralfriedhof in Wien, machen ihn betroffen und lassen Schlimmes ahnen.
"Wie können Menschen vergessen, dass sie Menschen sind? Wie können Menschen dazu fähig sein, so Schreckliches anzurichten. Man kann sich kaum vorstellen, wie es zu diesem Hass kommen kann. Das einzige Mittel ist hier die Bildung. Denn Terror und Anarchie können nie und nimmer die Lösung sein – egal für welche Probleme."
Die Hamas, Minnich ordnet sie sogar extremer als den IS ein, sowie ihre Taten könne man durch und mit nichts rechtfertigen oder entschuldigen. Überhaupt, Schwarz-Weiß-Denken ist hier ebenso fehl am Platz, wie der verzweifelte Wunsch, jemandem die Schuld geben zu können. Es sind nicht "die Araber" oder "die Juden", die als Wurzel eines Konflikts auszumachen seien, der mittlerweile zum machtspielenden Schauplatz der Interessen globaler Supermächte geworden ist.
"Man darf nicht vergessen, wie das alles begonnen hat - mit einem Terroranschlag am 7. Oktober. Die Hamas hat den Gazastreifen wie in Geiselhaft. Als sich vor 16 Jahren Israel dort zurückgezogen hat, wurden politisch Andersdenkende von den Dächern gestoßen. Durch die Hamas, die dort herrscht, gibt es weder Menschenrechte, von Frauenrechten garnicht erst zu sprechen, Homosexuelle werden umgebracht. Es ist einzig und allein der Terror, der absolut zu verurteilen ist. Dies auch den jungen Menschen in Österreich begreiflich und verständlich zu machen, wird unsere große Aufgabe sein."
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