Umweltskandal in Korneuburg
Es ist die größte und massivste Grundwasser-Kontamination, die je es in Österreich gegeben hat.
KORNEUBURG (sz). Teile des Korneuburger Grundwassers sind verseucht, und das viel massiver, als man es bisher angenommen hatte, bzw. von der zuständigen Behörde kommuniziert wurde. Hüllte sich diese bisher in Schweigen, so hat nun Global 2000 das Wort ergriffen. Dessen Wasseruntersuchungen zeigten, im Grundwasser befindet sich nicht "nur" das bisher schon bekannte Thiamethoxam in einer 80fachen Überschreitung des Grenzwertes, sondern auch Clopyralid, und zwar in einer 570fachen Menge des zugelassenen und somit unbedenklichen Grenzwertes.
Die Belastung des Grundwassers ist seit 2011 bekannt. Damals wurden, nach einem Unfall in der Pharmafirma Kwizda, Sperrbrunnen und Kohlefilteranlagen errichtet, die das Thiametoxam verseuchte Wasser reinigen sollten. Das "gesäuberte" Wasser wurde in den Donaugraben geleitet. Wasserproben bei den Filteranlagen haben nun gezeigt, auch das wieder in den Kreislauf gepumpte Wasser ist massiv belastet, die Behandlung mit Kohlefiltern also nutzlos. So sprudelt seit rund einem Jahr mit Thiamethoxam und Clopyralid verseuchtes Wasser – Pestizide, die laut Kwizda-Sicherheitsdatenblatt als "sehr giftig" bzw. "giftig für Wasserorganismen" eingestuft werden – in den Donaugraben, und dass noch dazu ohne behördlichen Bescheid.
"Eine derartige Kontamination des Grundwassers ist mir bisher noch nicht untergekommen", ist Helmut Burtscher, Umweltchemiker von Global 2000, fassungslos. Eine bereits 2011 eingebrachte "Anzeige gegen Unbekannt" von BR Elisabeth Kerschbaum wurde von der Staatsanwaltschaft einfach eingestellt. Man konnte keinen Zusammenhang mit dem Kwizda-Unfall von 2010 und der Grundwasserbelastung herstellen. "Wenn es eine massive Grundwasserbelastung durch Thiamethoxam gibt und diese Kontamination auch noch stromabwärts einer Chemiefabrik auftritt, die dieses Pestizid vertreibt, sollte wohl ein ausreichender Anfangsverdacht vorliegen", ist Kerschbaum überzeugt.
Auch die vielen Beschwerden von BürgerInnen, deren Pflanzen – vor allem Paradeiser – nach dem Gießen mit Brunnenwasser verkrüppelten, verhallten bei der BH ungehört – schienen vielmehr lästig zu sein. Denn über ein Jahr hinweg war auf den Homepages der Gemeinden Korneuburg, Leobendorf und Bisamberg die BH-Meldung zu lesen: "Das Wasser ist unbedenklich und kann zum Gießen verwendet werden". Nun, seit vergangenen Freitag sind diese Meldungen verschwunden. Die BH bestätigt die Messergebnisse von Global 2000 und rät sowohl vom Verzehr als auch vom Gießen mit Brunnenwasser ab. Und noch ein interessantes Detail: Sowohl Sperrbrunnen als auch Filteranlagen wurden vergangenen Woche stillgelegt, die Einleitung von des Wassers in den Donaugraben gestoppt.
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