Das Geheimnis der Hunderjährigen
Im Bezirk Korneuburg leben zehn (über) Hundertjährige. Wir haben sie nach ihren Geheimnissen befragt.
BEZIRK KORNEUBURG. Nur wenige Tage, nachdem Elisabeth Jelinek geboren wurde, wurde Karl I, Kaiser von Österreich, zum letzten König von Ungarn gekrönt. Es ist Halbzeit in den Jahren des 1. Weltkrieges, die Bevölkerung leidet. Jelineks Jugend ist geprägt durch die Wirtschaftskrise, große Arbeitslosigkeit und Hunger. Als sie 22 Jahre alt war, ging die erste Republik unter und der 2. Weltkrieg begann. Heute lebt die 101-Jährige in ihrer Wohnung in Stockerau und blickt auf ein bewegtes Leben zurück.
Elisabeth Jelinek ist eine von zehn (über) Hundertjährigen im Bezirk – übrigens alles Frauen. Zum Start unserer Serie "Der Methusalem-Code" (siehe Seite 21) haben wir sie besucht und nach ihren Geheimnissen für ein langes Leben befragt.
Ordnung & Disziplin
Und fragt man Elisabeth Jelinek nach ihrem Geheimnis, lächelt sie verschmitzt und sagt wie aus der Pistole geschossen: "Ordnung und Disziplin". Man soll auf seinen Körper aufpassen, es mit dem Essen nicht übertreiben und auf pünktliche Mahlzeiten achten und natürlich gehört auch Bewegung dazu. "Im Winter war unser Sport das Eislaufen, auf dem Eislaufplatz in der Schießstattgasse, auf Natureis. Naja nur, wenn es kein verhatschter Winter war. Im Sommer sind wir im Donauarm schwimmen gegangen."
"Jö, ein Auto!"
Elisabeth Jelinek hat in ihren 101 Jahren viel erlebt. "Ich hab so viele Währungen gesehen, von der Krone über die Mark bis hin zu Schilling und Euro." Und auch an die Zeit, in der man in Stockerau noch "Jö, ein Auto" gesagt und gestaunt hat, kann sie sich gut erinnern. Überhaupt – die Stockerauerin hat vieles zum ersten Mal erlebt: Die ersten Radios für Zuhause, die ersten Fernsehversuche, das erste Telefon, das erste Telefax und vieles mehr.
"1921 hatten wir Petroleumlampen zu Hause, später hat mein Vater dann Gasrohre verlegt. Die Gasstrümpfe für die Lampen zu holen, das war immer meine Aufgabe. Und 1927 haben wir dann elektrisches Licht bekommen", erinnert sich Jelinek.
Einschnitt: 2. Weltkrieg
Am stärksten eingebrannt hat sich jedoch die große Not, die während der Kriegszeit geherrscht hat. Begonnen hat aber alles mit einem Referndum: "Ich weiß noch genau, das war am 10. April 1938. Ich war damals 22 Jahre alt und es war mein erster Wahlgang. Eine Wahlzelle war zwar aufgestellt, aber man durfte nicht hinein. Man hat mir einen Zettel vorgelegt und mir gezeigt, wo ich das Kreuz machen muss. Als ich den Zettel nehmen wollte, stieß mir jemand in den Rücken. Das war eine Warnung. Und ich kann mich genau erinnern, es war ein schrecklicher Regentag und furchtbar kalt – wie ein Omen."
Gut erinnern kann sie sich auch noch, dass damals jedes Haus einen kleinen Garten hatte, ja die Menschen in der Kriegszeit nur deshalb überlebten, weil sie Nahrung anbauen konnten und Kleintiere, etwa Hühner, gehalten haben. "Noch einen Krieg, den würden wir heute nicht mehr so gut überstehen. Es kann sich ja kaum noch jemand selbst versorgen."
Nach wie vor schreibt Elisabeth Jelinek. "Ich schreib auf, was notwendig ist. Über die jetzige Regierung hab ich noch nichts geschrieben, die haben ja noch nichts gemacht." Außerdem ist sie in Briefkontakt mit ihrer Nichte in Neuseeland und dem Enkerl des Bruders in Mexiko.
"Meine Heimat war die Sporthalle"
Dass Bewegung das A und O ist, um noch bis ins hohe Alter fit zu sein, weiß auch Lisbeth S. Die heute 94-Jährige wohnt im Korneuburger Pflegeheim und hat uns ihr Geheimnis für ein langes Leben verraten. "Man muss gesund leben, die Sporthalle war meine Heimat. Und ich war eine gute Turnerin und hab viele Preise gewonnen. Ich habe nie geraucht, war keine Trinkerin und war einfach immer in Bewegung."
Auch heute ist es Lisbeth wichtig, aktiv zu bleiben. "Was ich kann, mach ich selber, das ist wichtig." Und so ist sie bei den Gymnastikstunden im Pflegeheim immer mit dabei, zeigt den anderen, wie es geht.
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