Vor 100 Jahren: 16. August 1918
Vor 100 Jahren schrieb die Wochenzeitung für das Viertel unter dem Manhartsberge:
"Die Kartoffelnot. Der überaus empfindliche Kartoffelmangel, der infolge der bisherigen geringen Brotquote noch viel schwerer ins Gewicht fällt, verleitet eine große Anzahl von Wienern, auf Land zu gehen, um dort bei der bäuerlichen Bevölkerung Hilfe zu erflehen. Welche Opfer an Geld, guten Worten, Schmucksachen, Kleidungsstücken und Rauchwaren aufgewendet werden müssen, um einige Kilo dieser so heiß begehrten Frucht zu erlangen, ist zu bekannt, um weiter erörtert werden zu müssen. Da mag es dann auch oft vorkommen, daß manche der Bittsteller abgewiesen werden und dann ihren Unmut hierüber in kräftiger Weise an den Feldern auslassen. Direkte vandalische Verwüstungen an den Kartoffeläckern, von unkundiger Hand ausgegrabene Kartoffelstauden, wobei manchmal hunderte von Stauden ganz zwecklos herausgerissen wurden und so der Vernichtung preisgegeben werden, sind sozusagen an der Tagesordnung. Die Kartoffeldiebstähle nehmen überhand, daß ihnen fast nicht mehr beizukommen ist. Hier muß Wandel geschaffen werden, sonst steht eine Katastrophe bevor, wie sie schwerer nicht ausgedacht werden kann. Die Aufstellung geeigneter Flurwächter, deren Menge bisher unzureichend war, ist dringend geboten. Etwas Verständnis für die schwere wirtschaftliche Lage der Bevölkerung wäre gleichfalls erforderlich; Schutz den Armen, für welche die Kartoffel die Hauptnahrung bilden."
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