Der Österreicher Honeck in Grafenegg
Grafenegg - Es macht einen Unterschied, ob ein Dirigent als Gast ein Orchester dirigiert oder mit seinem eigenen Orchester, mit dem er vielleicht schon jahrelang zusammenarbeitet anreist und auftritt. So war es bei Manfred Honeck und „seinem“ Pittsburgh Symphony Orchestra am 31. August 2017 beim Abendkonzert in Grafenegg. Ich würde dieses Konzert unter das Motto stellen „Einer der heimkam um seinen Landsleuten zu zeigen was aus ihm geworden ist“. Honeck hatte in Österreich studiert und zu Beginn auch als Musiker und Dirigent gearbeitet. Seit 20 Jahren arbeitet er im Ausland und seit zehn Jahren ist er Musikdirektor des „Pittsburgh Symphony Orchestra“, das zu den Spitzenorchestern der USA gehören.
Als Mahlerexperte durfte bei Honeck daher Mahler an diesem Abend nicht fehlen. Er bot Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ mit dem Bariton Matthias Goerne. Ein großartiger Bariton, dessen Auftreten verschiedene Wirkungen beim Publikum auslöste. Einerseits sah es so aus als sei da ein Bauer aus der Umgebung auf der Bühne, der gerade vom Traktor gestiegen ist. Andererseits hätte er auch in einen Film, in dem er But Spencer ersetzt gepasst. Letztlich unterstrichen seine Gestik und sein gesamter Auftritt das Dargebotene. Goerne zählt zu den bedeutendsten Liedsängern. Er arbeitet mit berühmten Orchestern zusammen und hat neue Maßstäbe im Liedgesang gesetzt. Mit dem Dirigenten Honeck hatte er einen idealen Begleiter.
Das Konzert sollte im Wolkenturm im Freien stattfinden. Die letzte Probe fand dort auch noch statt, aber dann hatte der Wettergott doch entschieden den Sommer zu beenden und angekündigte Gewitter mit Hagelstürme ließen alle Musiker ins Auditorium übersiedeln. Bedingt durch diese Änderung startete das Konzert verspätet mit der Orchestersuite „Rusalka Fantasy“ aus der Oper „Rusalka“ von Antonin Dvorak. Ein gelungener Auftakt.
Nach der Pause dann Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 7 in A-Dur. Beethoven hatte ja (1826) unweit von Grafenegg bei seinem Bruder in Gneixendorf gewohnt. Die dargebotene Symphonie entstand 1812, als seine Taubheit schon auftrat. Auch ein „Hörgerät“ der damaligen Zeit half nicht dagegen. Beim Anhören der Symphonie hat man auch das Gefühl, dass für einen Schwerhörigen musiziert wird – im Fall Beethovens komponiert wurde.
Das Stück beginnt mit einem Rhythmus, der sich durch die ganze Symphonie zieht. Zeitgenossen meinten, Beethoven habe im betrunkenen Zustand komponiert. Als Zuhörer muss man sagen, dass man vielen Komponisten solche Rauschzustände oder Taubheiten verordnen sollte um eine derart hohe Qualität zu produzieren.
Als Zugabe wurde die „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg gespielt.
So gut das Konzert war, so enttäuschend war die Einführung von Karlheinz Roschitz. Das hier gesagte hätte man besser in einem Musiklexikon nachgelesen. Neues oder Erklärendes fehlte vollkommen. So wurden die Zuhörer unvorbereitet ins Abendkonzert geschickt. Vielleicht war das auch ein Vorteil und die Gäste konzentrierten sich auf die Musik an sich und genossen den Abend so wie ich.
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