Am Kremser Bahnhofsvorplatz und anderswo:
Gefährliche und teure Ampelstreiche

- Ampelkontrolle: Christa Groll, Edda Mayer und Sandra Rauscher von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Krems.
- hochgeladen von Manfred Kellner
VON MANFRED KELLNER
KREMS - Überschüssige Kraft, dumme Streiche oder gefährliches Unwissen? Blinde und sehschwache Mitbürgerinnen und Mitbürger rätseln darüber, warum das akustische Assistenzsystem, mit dem eine Reihe von Ampeln in Krems ausgerüstet sind, so oft zerstört wird. Besonders betroffen: die Ampeln am Kremser Bahnhofsvorplatz und auf dem Weg dahin. Darauf weist Sandra Rauscher von der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Krems“ hin.
Urbane Legende
Niemand wartet als Fußgänger gern an der Ampel, während auf der anderen Straßenseite der Bus bereits abfahrbereit oder die Abfahrtzeit der Bahn schon fast erreicht ist. Besonders in der mittäglichen Stoßzeit schenkt da mancher dann doch der urbanen Legende Glauben, man müsse nur fest den Knopf unten an dem orangenen Anmeldetableau am Ampelmast drücken, dann komme ganz schnell Grün. Wenn es dann aber nicht kommt, wird gern noch einmal und noch fester gedrückt wird. Bei allzu festem Drücken kann dann der Knopf im Inneren des Tableaus verschwinden…
Gefahren für Blinde und Sehschwache
Und das heißt: Dieses Tableau ist jetzt defekt und kann seine eigentliche und einzige Funktion nicht mehr ausführen: nämlich blinden und sehschwachen Fußgängern nach normalem Drücken durch unterschiedliche Klicktöne zu signalisieren, wann die Ampel auf Grün und wann auf Rot steht. Sandra Rauscher: „So müssen diese Menschen jetzt ohne akustische Assistenz über die Straße gehen und sich dabei unter Umständen in Lebensgefahr begeben.“ Dazu bestehe die Befürchtung, dass sich Blinde beim Versuch, den Knopf zu betätigen, wegen der entstehenden scharfen Kanten die Finger verletzen.
Ausfallzeiten und Kosten
Das wilde Drücken, so Sandra Rauscher, verursacht nicht nur Ausfälle, sondern auch Kosten: „Das Tableau muss vor Ort repariert werden – und das kostet pro Reparatur 300 Euro bis 900 Euro.“ Dank der Zusammenarbeit mit Ing. Josef Schober vom Land Niederösterreich, Abteilung Landstraßenplanung - Fachbereich Verkehrstechnik, werden diese Mängel immer schnell behoben. Edda Mayer von der Hilfsgemeinschaft überprüft die Funktionstauglichkeit der Blindenampeln ehrenamtlich mindestes einmal im Monat.
Ein Hotspot des missbräuchlichen Betätigens des Knopfes ist der Kremser Bahnhofsvorplatz sowie die Ampeln davor an der Ringstraße. Doch auch weiter ostwärts an der Ringstraße und an der Wiener Straße finden sich Ampeln, bei denen das Assistenz-Tableau immer wieder repariert werden muss.
Schober betont: „Die genannten Ampelanlagen werden durch einen gleichmäßigen Programablauf geschaltet. Deshalb ist für Fußgänger keine Anmeldung erforderlich. Die orangenen Tableaus dienen ausnahmslos den blinden und sehschwachen Personen!“
Weitere Vandalismusschäden
Noch mehr Vandalismus
Das gewaltsame Abkratzen der Blindenschrift an dem Gerät, so die Hilfsgemeinschaft, sei ein weiterer Vandalismus, dem dieses System ausgesetzt ist. Dadurch gehen wichtige Informationen für die Blinden und sehschwachen Menschen verloren, erschweren ihre Orientierung und können sie in Gefahr bringen.
Zitat
„Blinde und Sehschwache müssen sich unter Umständen in Lebensgefahr begeben!“
Sandra Rauscher, Bezirksgruppe Krems der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen“




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