Bankomaten-Sterben
Mit Umfrage: Krems bemüht sich um Bankomaten in Randbezirken

- Nikolaus Lackner ist Kremser Gemeinderat (KLS) und reagiert mit seinem Antrag auf Bürgeranliegen.
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Mitte Dezember gab es einen Dringlichkeitsantrag, den der gesamte Kremser Gemeinderat mittrug: Und zwar das Bemühen, in Kremser Randbezirken Bankomaten zu schaffen. Seither laufen Gespräche, um das "Unmögliche" möglich zu machen.
KREMS. "Im wunderschönen Stein gibt es plötzlich keinen Bankomaten mehr. Vor allem ältere Leute sind somit von der leicht erreichbaren Quelle des Bargeldes abgeschnitten", mit diesen Worten leitete Gemeinderat Nikolaus Lackner (KLS) vor Weihnachten einen Dringlichkeitsantrag ein, der einstimmig angenommen wurde. Demnach bat der Gemeinderat den Bürgermeister, umgehend Gespräche zu führen, um barrierefrei zugängliche Bankomaten in Stein, aber auch in den "Randbezirken" Rehberg, Egelsee, Gneixendorf, Brunnkirchen, Angern, Thallern und Hollenburg zu ermöglichen.
"Denn Krems ist größer als die Innenstadt", ließ Lackner wissen. In der Innenstadt seien immerhin acht Bankomaten vorhanden, in anderen Stadtteilen kein einziger.
Der Bürgermeister und sein Team stehen seither in Verhandlungen, wie aus dem Rathaus bestätigt wird.
Ausdünnung des Service
Doch – warum ist es Nikolaus Lackner ein solches Anliegen, um Bankomaten für Stein und andere Stadtteile zu kämpfen?
Zum einen hätten ihn BürgerInnen angesprochen, zum andern lässt er sich mit dem Argument "Bankomaten kämen den Banken zu teuer" nicht abspeisen.
"Wie kommt eine Pensionistin dazu, sich einmal im Monat ein Taxi zu rufen, um auf eine Bank zu kommen? Erst wurde eingestellt, dass der Postler die Pension oder im Sackerl bringt und die Menschen wurden gezwungen, ein Bankkonto zu eröffnen", erinnert Nikolaus Lackner, "später wurden sie gezwungen, nicht mehr zum Bakangestellten zu gehen, weil dies zu teuer käme, sondern zum Automaten. Jetzt werden nicht nur die Banken zugesperrt, sondern auch die Automaten abgebaut. Übrig bleiben Menschen mit Karten ohne die Möglichkeit, zum Geld zu gelangen."
"Bedarf wird sorgfältig geprüft"
Reinhard Springinsfeld, Leiter der Raiffeisenbank Krems, hält die (Wieder-)Anbringung von Bankomaten für unrealistisch.
"Wir führen immer wieder Bedarfserhebungen durch. Je weiter weg sich ein Bankomat von einem Einkaufszentrum befindet, desto weniger wird er frequentiert."
Die Möglichkeiten, Geld zu beheben, seien zudem vielfältig geworden, wie zum Beispiel bis zu 200,- Euro an Supermarktkassen. "Zudem darf man nicht vergessen, dass die Kartenzahlung sehr gut angenommen wird", erinnert Reinhard Springinsfeld an den Wandel im Zahlungsverkehr, "die ist für Kunden einfach bequemer."

- Reinhard Springinsfeld ist Leiter der Raiffeisenbank Krems.
- Foto: RAIKA Krems
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Immer wieder an öffentlichen Auftrag erinnern
Diese Entwicklungen entzögen der Bevölkerung nicht nur in Krems, sondern auch in Gemeinden wie Senftenberg oder Paudorf einen wichtigen Part der Grundversorgung, wie Nikolaus Lackner bedauert: "Die Bargeldversorgung ist ein öffentlicher Auftrag, daran muss man immer wieder erinnern. In unserer Kultur ist es wichtig, Bargeld in der Hand zu haben."
Stimmen aus dem Gemeinderat
Nun ist es also an der Zeit zu warten, was die Verhandlungen bringen. Vertreter anderer Parteien hatten nach der Antragstellung vor Weihnachten das Wort ergriffen, aber sich ebenfalls keine große Hoffnungen ausgemalt:
"Es fällt mir nicht schwer, diesem Antrag zuzustimmen. Ich lebe seit 1974 in Stein, wo es früher noch eine tolle Infrastruktur mit zwei Banken gab", verlautbarte Werner Friedl (FPÖ), "ich sehe zumindest einen Geldautomaten als Teil der Infrastruktur."
Vizebürgermeisterin Eva Hollerer (SPÖ) sieht im Rückgang des Bargeldverkehrs ein Problem für die Dienstleister, weil ihnen so meist das Trinkgeld vorenthalten werde.
Gemeinderat Klaus Bergmaier (SPÖ) informierte, dass es bei Hofer, an der Shell-Tankstelle an der Kasse und in der Trafik Möglichkeiten gäbe, Bargeld zu beheben.
Susanne Rosenkranz (FPÖ) gab sich optimistisch: "Vielleicht schaffen wir eine Kooperation."
Hier geht es zu Leserbriefen zum Thema "Bankomaten verschwinden"



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