Wiener Konzerthaus
Warum ein Einspringer Furore macht
Auf jeder Türe des Wiener Konzerthauses klebt ein Zettel, dass Emmanuel Krivine krankheitshalber das Konzert nicht leiten könne und Lorenzo Viotto am Pult des Orchestre National de France stehen werde. Derweilen übernahm der Schweizer den Dirigentenstab im Introitus Claude Debussys „Prelude a l’apres-midi d’un faune” Während ich noch im Programm blättere, klingt herrliche Musik an mein Ohr. Viotti bringt unaufgeregt und mit völliger Konzentration das Stück des französischen Komponisten mit beachtlichem Verve zur Aufführung.
Der Geigerin Julia Fischer führt einen harten Geigenbogenstrich in Béla Bartóks Violinkonzert. Meine Meinung nach etwas undefiniert. Bei der Zugabe von Nicolò Paganinis Caprice E -Dur op. 1/13 für Violine solo, streichelt sie ihr Instrument, was zu großen Jubel im Publikum führte. Doch nicht alle: ein Konzertbesucher raunt seine Begleiterin zu, wenn Bartók wieder am Programm steht, gehe ich nicht mit. Er meinte vermutlich die ins Atonale gleitende Musik.
Den Schlusspunkt macht Maurice Ravels Bearbeitung von Moderst Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“. Wer kennt dieses Werk nicht? Aber sicher nicht so, wie es das Orchestre National de France spielt. Der 29jährige Schweizer Viotto kostet allen Feinheiten des Werkes aus, das Blech leistet Schwerarbeit. Daraus wurde ein Klangteppich, der einen Weg beschreitet, der zum grandiosen Finale führt. Die französische Entourage mit weißer Fliege und Frack kann sich kaum halten. Ein besonderer Erfolg. Der unzufriedene Gast springt als erster auf und spendet den Künstlern Standing Ovation.
Was sie auch interessieren könnte: 15.2. spielen die Wiener Philharmoniker Mahler und Brahms.
Infos und Tickets: www. Konzerthaus.at
Reinhard Hübl
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