Eine geheime Oase
Bewohner selbst bringen die Natur in die Marxergasse
Bewohner in der Marxergasse zeigen, wie man auf eigene Initiative einen Beitrag fürs Klima leisten kann.
WIEN/LANDSTRASSE. Zunächst waren es nur fünf Setzlinge; 20 Jahre später schmücken sie auf einer Fläche von ca. 500 Quadratmetern den Innenhof in der Marxergasse 27. "Als ich damals die Pflanzen vor der Feuermauer gesetzt habe, hätte ich nie gedacht, dass dies so eine Dimension annimmt", erzählt Johannes Kühmayer, der für die Vertikalbegrünung verantwortlich ist.
Seinen grünen Daumen beweist Kühmayer Tag für Tag. Gemeinsam mit seiner Frau hegt und pflegt er den Efeu; auch ein riesiges Hortensienbeet haben die beiden angelegt. "Was wir hier geschaffen haben, sollte jeder mit eigenen Augen sehen. Wir leisten damit einen Beitrag fürs Klima und schaffen ein Zuhause für Bienen und Insekten", so Kühmayer.
Vorzeigeprojekt fürs Klima
"Bei vielen Neubauten wird von Beginn an eine Begrünung mitgedacht. Wir zeigen, dass man auch selber aktiv werden kann", so das Ehepaar. Im Haus wird eine gute Nachbarschaft gelebt. Alle gießen die Pflanzen und im Herbst wird das Laub gekehrt. Die Kosten für die Pflanzen, die immer wieder ergänzt werden müssen, und für ab und zu anfallende gröbere Arbeiten werden von den Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinschaftlich getragen.
Für die Grünen Landstraße ist diese Aktion ein Vorzeigebeispiel für den Klimaschutz. "Es ist beeindruckend, was die Menschen in der Marxergasse geschaffen haben", findet Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Susanne Nückel.
"Der heurige Sommer war durch Hitzewellen geprägt, wir haben Zuflucht in unserem Innenhof gefunden", so Kühmayer. Mit einem Messgerät wurde hier ein Experiment gestartet: Während die Temperatur an heißen Tagen vor dem Haus auf dem Gehsteig fast 40 Grad betrug, erwarteten einen im begrünten Innenhof fast schon angenehme 30 Grad.
Oase für die Zukunft
Aber wie so oft rufen solche Aktionen nicht nur Zuspruch hervor. "Die Nachbarn des Nebenhauses haben verlangt, dass man die Pflanzen, die bei Ihnen um die Ecke wachsen, entfernt. Das verstehen wir natürlich." So wird der Efeu alle vier Jahre gestutzt.
Seitens der Hausverwaltung wünschen sich die Bewohnerinnen und Bewohner mehr Verständnis. "Zuletzt gab es den Vorwurf, dass durch das Gießen der Pflanzen ein Wasserschaden im Keller entstanden sei, was totaler Blödsinn war", so Kühmayer, und weiter: "Wir hoffen, dass jeder erkennt, was wir hier auf eigene Faust leisten, und, dass diese grüne Oase für die Zukunft erhalten bleibt."
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.