Wenn einem der Floh ins Ohr beißt
Wenn einem der Floh ins Ohr beißt, brechen turbulente Zeiten an. Georges Feydeau‘s Tür auf-Tür zu-Komödie ist Klamauk, Irrsinn, Verwechslung, Verwirrung . Was passiert: Ein Clan, irgendwo in Frankreich, bespitzelt sich, ein Mann soll fremdgehen, Freunde werden für widerwärtige Aktionen missbraucht. Jeder der Protagonisten vertritt durchaus eigene Interessen. Dass in Folge dessen Blessuren auftreten, wird als Kollateral-Schaden abgebucht . Die Frau des Hausherren - das Stück spielt rund um 1900 – vermutet, dass er sie betrügt, was sich – nach zwei Akten - nicht bestätigt. Sie nötigt eine Freundin ihn mit einem Liebesbrief „anzubaggern“, um den mutmaßlichen Triebtäter zu über führen. Ihr Misstrauen hat ein Paket mit seinen Hosenträgern aus einem dubiosen Hotel erregt. Sie vermutet, dass ihr Angetrauter dort seine Schäferstündchen verbringt. Allerdings hat dieser mit Potenz-Problemen zu kämpfen. Das Alpha-Tier ist geknickt und nicht imstande das zu vollziehen, was bei Paaren üblich ist.
Letztendlich treffen sich alle, die (vermeintlich) betrogene Frau, die Briefschreiberin, deren rabiater südländischer Ehemann, der ständig mit Pistolen herumfuchtelt, ein Arzt, der allerlei fragwürdiges, medizinisches Zeug verschreibt und sich von einer Domina auspeitschen lässt, ein Hausdiener, der eine frappante Ähnlichkeit mit dem Herren des Haues hat und ein sexuell umtriebiger Engländer als Gast und ein paar Subalterne im besagten Etablissement. Der Hoteldirektor ist ein Strizzi zwischen Schleim und Herrschaftsgehabe. So unterschiedlich und schrill, wie die Beteiligten ihr Innerstes nach außen stülpen, desto verhängnisvoller der Handlungs-Verlauf: Menschen flüchten voneinander, treiben Versteckspiele im Erwachsenenalter, die Türen fliegen auf und zu, am erschöpfenden Ende ist alles gut. Die Spatzenhirne kühlen ab, eitel Wonne und Freude. Schluss - der Boulevard hat ausgedient. Applaus - zu Recht, denn das platte Stück lebt von den SchauspielerInnen. Unter der Regie von Stephan Müller spielen u.a. Till Firit in der Doppelrolle des Victor-Emmanuel Charndebise und des Hoteldieners Poche, Matthias Mamedof als sprachgestörter Bruder, der sehr wohl an Intimitäten Interesse hat, die Damen Martina Stilp als Frau von Victor-Emmanuel Charndebise, Susa Meyer, als selbst im Verruf geratene Freundin.
Am Schluss der stürmischen Komödie soll ein Zitat stehen, das pointiert menschliche Eigenschaften aufdeckt und sehr mit diesem Stück zu tun hat.
„Die Fehler, die wir gemacht haben, sind die Erfahrungen, die wir machen mussten, um die Fehler zu verhindern, die wir noch machen könnten“, schrieb der deutsche Schriftsteller Stephan Sarek.
Next: 13.2., 19,30 Uhr
Infos und Tickets: www.volkstheater.at
Reinhard Hübl
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