Nachtrag Ostern: Es muss nicht immer Kirche sein
Heuer verbrachte ich Ostern nicht in Kirchen, sondern in Konzertsälen. Was für Gottes Lob gar nicht so schlecht ist. Am Karfreitag saß ich in Händels Messiah Rocks. Das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien und das Chamber Orchestra der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien präsentierten die europäische Erstaufführung des Werkes von Jason Howland. Rockig und sehr zeitgemäß wird das Oratorium mit dem Hallelujah - ein Bestandteil des Repertoires des Barock - im Raimundtheater aufgeführt. Alex Balgo, Regisseur des Abends, meint zu seinem Konzept: „In der Diskussion der drei Leute (dargestellt von Ana Milva Gomez, Bob Fowler und Drew Sarich – ganz hervorragend) mit verschiedenen Meinungen und unterschiedlichen politischen Orientierungen entsteht das zentrale Bild der Menschheit, die auf der Suche nach Frieden ist.“ Die Tanztruppe ist von ausgezeichneter Qualität, ebenso wie der Chor und der Kinderchor. Sie sind die Brandbeschleuniger der Kompanie. Eine extrem gelungene Aufführung, die vom Publikum - Alt und Jung - mit Begeisterung aufgenommen wurde. Eine Dame - geschätztes Alter 75 - johlte, pfiff und schrie. Sie war die erste, die dem Ensemble mit Standing Ovations dankte. Bitte mehr davon!
Standing Ovations gab es beim Osterkonzert in Grafenegg zwar nicht, aber sehr ansprechende Leistungen. Ich fokussiere mich auf Joseph Haydns Missa für Soli, Chor und Orchester in B-Dur. Die klassische Messe in Konzertfassung ist ein wertvolles Stück Feierlichkeit, das genau zu Ostern passt. Das Tonkünstler Orchester Niederösterreich, der Arnold Schönberg Chor und die Solisten Lisa Larsson (Sopran), Allan Clayton (Tenor), Matthew Rose (Bass) und vor allem die Mezzosopranistin Marianne Beate Kielland zelebrieren ohne klerikalen Zuspruch. Auch hier geht es letztendlich um die Bitte für Frieden. Andrew Manze vermittelt das durch sein diffiziles Dirigat. Chorleiter Erwin Ortner saß im Publikum mit stoischer Ruhe. Seine Miene verriet nicht, ob er mit der Leistung zufrieden war. Das Auditorium fand Gefallen am geistlichen Spiel.
Mit dem Antritt ihres nicht mehr ganz neuen Chefdirigenten sind die Tonkünstler zu Beginn der Saison 15/16 in das erste Jahr ihrer guten Zusammenarbeit mit Yutaka Sado gestartet. Auch in seiner zweiten Spielzeit wird er weit mehr als 30 Tonkünstler-Konzerte leiten, darunter fünf symphonische Programme, einen Abend in der Reihe «Plugged-In». Programmatisch folgen Yutaka Sado und sein Orchester der Linie ihrer ersten Saison: Werke von Joseph Haydn und Anton Bruckner, ergänzt um die fernöstliche Musikkultur und ihren Protagonisten und um die symphonische Tradition von Beethoven, Brahms und deren Zeitgenossen stehen im Zentrum des gemeinsamen Musizierens.
Und in Grafenegg steht die Schlossklänge-Saison 16/17 des Tonkünstler Orchester Niederösterreich auf dem Programmzettel. Die Konzertserie der Tonkünstler in Grafenegg präsentiert zwischen 8. Oktober 2016 und 22. Juni 2017 acht Abonnement-Konzerte mit ausgewählten musikalischen Höhepunkten und speziellen Festtags-Programmen zu Weihnachten, Silvester und Ostern sowie die traditionelle Sommernachtsgala.
Start der Schlossklänge 16/17 ist am 8. Oktober 2016. Auf dem Programm der Tonkünstler stehen Prokofjews zweites Violinkonzert mit dem australisch-taiwanischen Geiger Ray Chen, Schumanns zweite Symphonie und Thomas Larchers Orchesterstück «Red and Green», dessen österreichische Erstaufführung die Tonkünstler am Tag zuvor im Musikverein präsentieren.
Traditionsgemäß finden am 10. und 11. Dezember 2016 zwei Weihnachtskonzerte statt. Für Händels festliches Oratorium «Messiah» steht den Tonkünstlern und dem Dirigenten Matthew Halls der Chorus sine nomine und ein hochkarätiges Solistenensemble mit Sophie Karthäuser, Roxana Constantinescu, Topi Lehtipuu und Christopher Purves zur Seite.
Zu Ostern 2017 wird das Tonkünstler-Orchester unter Diego Fasolis‘ Dirigat gemeinsam mit dem Salzburger Bach Chor und dem jungen Bass Tareq Nazmi ein reines Mozart-Programm auf die Bühne des Auditoriums bringen.
Das neue Schlossklänge-Abonnement ist ab sofort im Kartenbüro buchbar und bietet die Möglichkeit, schon jetzt die Karten für die Sommernachtsgala 2017 zu sichern. Der Einzelkartenverkauf der Schlossklänge-Konzerte startet für Inhaber der GRAFENEGG-Card am 1. August 2016, der allgemeine Einzelkartenverkauf am 1. September 2016.
Anregung: Mit dem European Union Youth Orchestra leistet Grafenegg ein sehr wertvolles Engagement für Künstler und jüngere Besucher. Dennoch: Ein Rockkonzert wäre ein cooles Statement für Kinds, Teenager und Twens. Die Wiener machen es vor, wann folgt Grafenegg?
Infos und Tickets:
www.tonkuestler.at
Reinhard Hübl
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