Michaela Lientscher im Interview
Schönheit – ein unerreichbares Streben

Wolfsberger Medizinerin Michaela Lientscher spricht über die Unerreichbarkeit gewisser Schönheitsideale. | Foto: Stadtgemeinde Wolfsberg
  • Wolfsberger Medizinerin Michaela Lientscher spricht über die Unerreichbarkeit gewisser Schönheitsideale.
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Ob die Kardashians, Angelina Jolie oder David Beckham – sie alle sind das menschliche Sinnbild für Schönheit und werden in den Medien als perfekt dargestellt. Doch solche meist unerreichbaren Schönheitsideale können für uns „Alltagsmenschen“ Folgen haben. Wir haben dazu die Wolfsberger Medizinerin Michaela Lientscher interviewt.

LAVANTTALER:Wie sind Sie dazu gekommen, sich mit dem Thema Schönheitsideale zu befassen?
MICHAELA LIENTSCHER: In meiner ärztlichen Rolle habe ich immer viel zu beobachten, da habe ich mir ein paar Überlegungen gemacht was sich gerade in der Gesellschaft tut. Der eigentliche Auslöser für den Vortrag waren dann meine eigenen Kinder – viele junge Mädchen fotografieren sich und posten das – sie schaffen sich quasi online eine Identität. Dann hab ich mich auch mit der Frage beschäftigt wie Menschen mit Defiziten, Krankheiten und Deformation damit umgehen was außerhalb der von der Gesellschaft vorgegebenen Ideale liegt. Das Dilemma besteht vor allem aus der Diskrepanz zwischen dem Ist-Zustand und dem Idealbild.

Wie haben sich die Schönheitsideale im Laufe der Jahre entwickelt?
Seit den 1980er Jahren ist beispielsweise Schlankheit ein fester Bestandteil eines solchen Idealbilds geworden. Man konnte beobachten wie Schauspielerinnen im Laufe der Jahre immer dünner wurden. Diese Ideale werden uns durch die Massenmedien noch immer ständig vermittelt. Das wiederholte vorzeigen solcher Ideale festigt das Bild und man nimmt als Rezipient an, dass sei die Norm.

Wenn man das Ganze zum Beispiel mit Sport vergleicht, so ist einem sehr wohl bewusst das Spitzensportler Ausnahmefälle sind und das solche Fähigkeiten nur sehr unrealistisch zu erreichen sind. Bei den Schönheitsidealen wird einem aber suggeriert das man diese erreichen kann. Das wird aber von der Gesellschaft nicht kritisch hinterfragt. Es wird sich keinerlei Gedanken gemacht wie unerreichbar solche Ideale eigentlich sind. Wenn man sich damit nicht auseinandersetzt führt das zu Wahrnehmungsstörungen.

Lässt sich ein Wandel in der Industrie feststellen? Werden nun auch „Alltagsmenschen“ dargestellt?
Man merkt zwar schon einen Wandel in der Industrie, so werden etwa bei Unterwäschewerbungen nun auch verschiedenste Körperformen integriert. Das Entscheidende ist aber das die Haut trotzdem glatt gemacht wird und jegliche Cellulite wegretuschiert wird.

Wie kann man dem Schönheitsidealen entgegenwirken und selbstbewusster werden?
Viele Menschen machen ihr Wohlbefinden abhängig von Zahlen auf der Waage. Man kann sich morgens super gut fühlen bis man dann auf die Waage steigt und die Zahlen sieht, dann fühlt man sich plötzlich nicht mehr wohl. Diese Zahlen sollten aber nicht das Selbstbild beeinflussen.

Wie sehen die Risiken von Schönheitsoperationen aufgrund solcher Ideale aus?

Schönheitsoperationen haben erstens ein hohes Potential, dass das Ergebnis nicht exakt so wird wie man sich das vorgestellt hat und können zweitens Folgen mit denen man nicht so leicht umgehen kann mit sich tragen. Viele denken nicht über diese langfristigen Folgen nach. Ich als Medizinerin weiß, dass es beispielsweise unmöglich ist einen Herzultraschall durch Silikonbrüste zu machen und genau über solche Sachen sind sich die Meisten nicht wirklich bewusst.

Welche Altersgruppen sind Ihrer Meinung nach am stärksten betroffen?
Es sind viele Altersgruppen betroffen. Vor allem bei den älteren hat das viel mit Vitalität zu tun, sie wollen das der Körper gesamt keine Alterserscheinungen aufzeigt. Erwachsene und Eltern sind meist auch kein Vorbild für die jüngere Generation, sie hübschen sich häufig selbst schon mit Photoshop oder ähnlichem auf. Man sollte als Elternteil hier vor allem sich selbst reflektieren und sich Gedanken machen welche Strategien man mit diesen Bildern von außen hat und was man dann schlussendlich an die Kinder weitergibt.

Bei der Begleitung von Kindern und Jugendlichen ist es wichtig zwischen Selbstvertrauen und Selbstwert zu unterscheiden. Selbstvertrauen baut auf ein Vermögen, auf Fähigkeiten wie zum Beispiel wenn man sportlich oder künstlerisch begabt ist. Der Selbstwert beruht jedoch auf Werte die einen ausmachen und nicht auf Fähigkeiten. Bezüglich des Selbstwertes, sollte man die Kinder so annehmen wie sie sind und diese Werte schätzen.

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