Abzocke an der Haustür
Schlüssel vergessen, Tür ins Schloss gefallen, ausgesperrt – für viele ein bekanntes Szenario. Unseriöse Schlüsseldienste machen damit ihr großes Geschäft. Auch im Bezirk Wolfsberg treiben dubiose Schlüsselnotdienste ihr Unwesen.
Ein älterer Mann schließt sich um 6 Uhr morgens im Badezimmer ein und kommt nicht mehr aus eigener Kraft aus der Wanne. Die besorgte Frau alarmiert einen Schlüsselnotdienst aus dem Internet – doch dieser taucht nicht auf. Um 8 Uhr ist die Dame der Verzweiflung nahe und ruft den 1. Wolfsberger Schlüsseldienst an. Chef Peter Klimbacher macht sich sofort auf den Weg, denn herrscht ist Gefahr in Verzug. Er schafft es, die Türe zu öffnen und hilft dem Mann aus der Wanne. Kostenpunkt für alles zusammen: 70 Euro. In der Zwischenzeit ist auch der Herr vom zuerst alarmierten Schlüsseldienst zur Stelle – drei Stunden nach dem Anruf. Erbost über die bereits tätig gewordene Konkurrenz verlangt er Geld: 350 Euro nur für die Anfahrt. „Auf der ‚Rechnung‘ befand sich kein Firmenname, keine Firmenanschrift, keine Rechnungs- und keine UID-Nummer“, erinnert sich Klimbacher. „Ich habe der Dame geraten, nicht zu bezahlen und sich an den Konsumentenschutz zu wenden, woraufhin der Herr sofort mit dem Rechtsanwalt drohte.“ Immer wieder erfährt Klimbacher erst im Nachhinein von ähnlichen Abzockerfällen: „Zum Beispiel bezahlte eine Dame 300 Euro für eine Aufsperraktion, die normalerweise mit 50 Euro erledigt gewesen wäre.“
Bis zum Bankomaten begleitet
Beim Konsumentenschutz der AK sind solche Meldungen nichts Neues: „Beschwerden über unseriöse Schlüsseldienste sind seit etwa drei Jahren ein Dauerbrenner“, sagt Jürgen Jöbstl, AK-Bezirksstellenleiter. Die Masche ist immer die Gleiche: Jemand sperrt sich aus, gerät vielleicht sogar in Panik. Schnell wird nach einem Schlüsselnotdienst gegoogelt und die erstbeste Nummer angerufen. Der Schlüsselnotdienst rückt an, zerstört bei der Aktion vielleicht sogar das Schloss und verlangt eine übertrieben hohe Summe, die in bar bezahlt werden soll. Die Konsumenten werden notfalls sogar bis zum Bankomaten begleitet.
Für den Ernstfall vorsorgen
Laut WKO verbirgt sich hinter der Schlüsseldienst-Abzocke ein europaweit agierendes Netzwerk. Betroffene sollten niemals „gegoogelte“ Aufsperrdienste anrufen oder beauftragen, wenn diese keine vollständige Firmenadresse im näheren Umfeld aufweisen. Die AK rät davon ab, 0900er- und 0800er Nummern ohne vorherige Prüfung zu kontaktieren. „Im Idealfall macht man sich bereits vorbeugene Gedanken darüber, was im Notfall zu tun ist“, erklärt Klimbacher. „Man kann sich in Ruhe informieren, welche seriös arbeitenden Schlüsseldienste man anrufen kann und speichert sich deren Nummern vorsorglich ins Handy ein.“ Ein weiterer Tipp: Es lohnt sich, Schließanlagen mit dem Eigenprofil eines regionalen Schlüsseldienstes zu erwerben. Sollte die Türe einmal hinter Ihnen zufallen, kann der Dienstleister relativ schnell einen Nachschlüssel anfertigen.
Barzahlung verweigern
Wer all das verabsäumt hat und sich nicht sicher ist, ob er es mit einem Abzocker zu tun hat, soll bereits am Telefon nach dem voraussichtlichen Maximalpreis fragen. Erscheint dieser überhöht, ist zur Vorsicht geraten! Wer dennoch einem Fake-Notdienst auf den Leim gegangen und mit einer überhöhten Forderung konfrontiert wird, sollte die Barzahlung vor Ort unbedingt verweigern: „Bestehen Sie auf eine Rechnung und lassen Sie sich nicht zur Barzahlung drängen. Außerdem sollten Sie niemals in Begleitung eines Handwerkers zum Bankomaten gehen“, rät Jöbstl von der AK. Sollten Sie sich genötigt fühlen, rufen Sie am besten die Polizei.
Peter Klimbacher vom 1. Wolfsberger Schlüsseldienst kennt die Tricks der dubiosen Schlüsselnotdienste
AK-Bezirksstellenleiter Jürgen Jöbstl erklärt, wie man sich in Konfrontation mit Abzockern verhält
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